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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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»Lanelle, was tust du?«
    »Ich habe die Lehrlinge auf dem Hauptflur gesehen. Sie fliehen!«
    Eine gedämpfte Stimme erscholl aus dem Inneren des Raums.
    »Was war das?«, fragte Zertanik und kehrte in das Amtszimmer zurück. Einen Moment später kam er zurück und winkte den Wachen zu. »Bringt die Mädchen rein«, sagte er und trat zur Seite.
    »Was ist mit ihm?«, fragte der Mann, der Kione festhielt. Derweil starrte Kione Lanelle unentwegt mit gequälter Miene an.
    »Erst mal in die Arrestzelle.« Zertanik grinste. »Er könnte später noch nützlich für uns sein.«
    »Was ist hier los?«, fragte ich, wohl wissend, wie dumm sich das anhören musste.
    »Deine Hartnäckigkeit ist wahrlich bewundernswert, meine Liebe. Bitte, komm herein.«
    Sie zerrten erst Lanelle und dann mich hinein. Ich konnte den Blick nicht von Zertanik abwenden.
    »Das ist die Schifterin?«, fragte der Erhabene. Ein Krokodil musste man nur einmal sprechen hören, um sich für alle Zeiten an seine Stimme zu erinnern.
    Ich drehte mich nach der Stimme um und blinzelte in dem hellen Licht, das durch die großen Fenster hereindrang. Alles glitzerte, als wäre es mit Juwelensplittern überzogen - Möbel, Gemälde, der Kleinkram auf den Tischen - sogar die Vorhänge funkelten. Der Erhabene hatte das Innere des Raums um einen Haufen Kunst bereichert, doch nichts passte zusammen, so als hätte er ein Museum ausgeraubt.
    »Ja«, sagte Lanelle. »Und noch viel mehr, glaube ich.«
    Der Erhabene starrte mich an. »Du bist das Mädchen aus dem Turmzimmer. Das mit den Anfällen. Du siehst inzwischen viel besser aus als bei unserer letzten Begegnung.«
    »Ich erhole mich schnell.«
    »Das habe ich schon gehört.« Er winkte Lanelle mit der Hand zu. Auf Drängen des Wachmanns setzte sie sich auf einen dick gepolsterten Sessel in der Nähe einer mit grünem Gewebe drapierten Bank. »Sie hat Vinnot ein paar interessante Dinge erzählt.«
    »Verräterin«, platzte ich heraus, unfähig, mich zurückzuhalten. Sie musterte mich finster und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Zertanik lachte. »Sagte ich nicht, dass sie Schneid hat? Nun gut, Merlaina, meine Liebe, bitte setz dich. Wir haben Geschäftliches zu besprechen.« Er selbst nahm auf einem breiten Sofa Platz und deutete mit einer Hand auf einen mit Schnitzereien verzierten Stuhl mit grünen Troddeln, worauf der Wachmann mich auf die Sitzfläche drückte. Wenige Sekunden später öffnete und schloss sich die Tür, und ich blieb mit den drei Personen zurück, mit denen ich am wenigsten allein sein wollte.
    Der Erhabene wandte sich Lanelle zu, woraufhin sie sich in ihrem Sessel aufrichtete. »Sie kann mehr als nur transferieren, sagst du?«, fragte er. Ich musterte ihn. Etwas in seinem Ton klang sonderbar, als wäre er nervös. »Vinnot hat davon nichts erwähnt.«
    »Äh, na ja«, stammelte sie und warf mir einen verstohlenen Blick zu, als zögere sie, sich wirklich als die Ratte zu erweisen, die sie, wie ich längst wusste, in der Tat war. »Vielleicht...«
    »Was hast du ihm erzählt?«, bellte der Erhabene.
    Lanelle erschrak und klammerte sich an den Armlehnen des Sessels fest. »Sie hat Pynviumstücke nach uns geworfen, und sie haben Schmerz geblitzt.«
    »Einundzwanzig Stücke, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Zertanik. Er schien sich wirklich zu amüsieren.
    Lanelle starrte ihn für einen Moment verwirrt an, ehe sie den Blick wieder auf den Erhabenen richtete. »Schon möglich. Ich glaube, dabei hat sie sie geleert.«
    »Geleert?« Dieses Mal richtete der Erhabene sich auf seinem Stuhl auf. Ich hingegen wünschte, ich könnte in dem meinen versinken und einfach verschwinden. »Was genau hat sie getan. Lass kein Detail aus.«
    Lanelle griff in ihre Tasche und zog einen allzu vertrauten Pynviumklumpen hervor. »Sie hat den an mir entladen, und danach ist sie mit diesem Jungen weggelaufen, den ich gleich neben mir gespürt habe. Ich konnte wieder genug Schmerz in den Brocken ableiten, um Hilfe zu rufen. Ich weiß, dass er voll war, bevor sie das getan hat.«
    Zertanik lachte und applaudierte mir. »Du bist eine wahre Freude, meine Liebe. Ich hatte keine Ahnung, dass du über solche Gaben verfügst. Welch ein Glück! Sie könnte enorm wertvoll für uns sein«, fügte er an den Erhabenen gewandt hinzu.
    Der schien da nicht so sicher zu sein, wirkte aber noch aufgeregter. »Falls sie das wirklich kann.«
    »Sie hat es getan! Ich habe es gesehen«, beharrte Lanelle.
    Der Erhabene schnaubte

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