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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sehr, aber das ist noch nicht das Schlimmste. Der Erhabene opfert nur Lehrlinge aus Geveg.«
    Sie stieß einen Fluch aus, den selbst ich noch nie zuvor gehört hatte. »Jemand sollte ihn an ein Krokodil verfüttern. Hast du Tali gefunden?«
    Ich nickte, konnte es aber nicht über mich bringen, ihr zu erzählen, wie sie ausgesehen hatte. »Es geht ihr schlecht. Richtig schlecht. Ich brauche Pynvium, sonst kann ich sie da nicht rausholen.«
    Aylin erbleichte. »Und wie willst du das auftreiben?«
    »Ich werde es kaufen.«
    »Nya, so viel Geld hast du nicht.«
    »Ich weiß.« Mein Bauch sagte mir so oder so, dass ich nicht mit Geld dafür bezahlen würde. Oh, ich bin überzeugt, du wirst, meine Liebe. Ich habe da nicht den kleinsten Zweifel. Er hatte mich eingeholt wie einen Fisch an der Angel, hatte mich ausgetrickst, damit ich tat, was er wollte, Und alles nur aus purer Geldgier. »Aber ich muss es versuchen.«
    »Ich habe ein bisschen Geld gespart. Ich könnte ...«
    »Nein, Aylin. Du hast schon so viel getan. Ich werde es schon schaffen. Du musst mir einfach vertrauen.«
    Sie zögerte, nickte aber dann. »Was hast du vor?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken.«
    Sie legte die Stirn in Falten, hakte aber nicht nach. »Gibt es irgendetwas, das ich tun kann, um dir zu helfen?«
    »Dein Freund bei der Gilde. Kann ich ihn heute Nacht treffen? Ich werde morgen früh seine Hilfe brauchen.« Und vielleicht eine Trage, aber ich hatte in der Ecke, ganz in der Nähe von Talis Bett, eine gesehen.
    »Ich werd's versuchen. Er arbeitet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, also hat er jetzt wahrscheinlich frei. Ich kann ihn bestimmt überreden, mit dir zu sprechen.«
    »Wir treffen uns in drei Stunden im Tannifs.«
    »Drei Stunden. Gut.« Sie umarmte mich erneut, und ich schniefte ein wenig.
    Ich zog Talis Uniform aus und meine eigenen Kleider an, dann verließ ich Aylins kleines, aber behagliches Zimmer. In meinem Magen nagte ein Gefühl, das nicht von Hunger herrührte.
    Ich machte mich auf den Weg zu Zertanik. Der Regen hatte aufgehört, und die Straßen schimmerten orange im Abendrot. In den dunkleren Ecken sah es aus, als bluteten die Steine. Für Zertanik waren die Lehrlinge uninteressant, aber er hatte ein Interesse an dem Geld, das ich ihm einbringen konnte. Das musste ihm etwas wert sein.
    Seine imposante Mauer und die Obstbäume kamen in Sichtweite, und ich verlor beinahe allen Mut. Würde Tali wirklich wollen, dass ich das tat? Den Schmerz des einen gegen den eines anderen einzuhandeln?«
    »Nya?« Eine leise Stimme in den Schatten vor mir.
    »Halima?«
    Sie trat aus dem Schatten und rannte zu mir, schlang mir ihre schmalen Arme um die Hüften. »Ich hab dich gefunden! Ich hab dich gefunden!«
    »Was ist los ? Bist du wegen Danello hier ? Oder wegen der Zwillinge ?«
    »Wegen allen.« Sie sah mich aus diesen riesigen braunen Augen an, deren Ränder deutlich gerötet waren. »Komm schnell, Nya. Du musst ganz schnell kommen.«
    Ich sah mich zu Zertaniks Laden und der Gildekuppel um, die sich in der Ferne hell erleuchtet über die Dächer erhob. Die Zeit drängte, und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich brauchen würde, um genug Pynvium zusammenzukratzen, um Tali zu retten. »Ich kann im Moment nicht. Meine Schwester braucht Hilfe.«
    »Meine Brüder auch.« Sie schniefte, klammerte sich an mein Hemd und zog mich näher zu sich. »Ich glaube, sie sterben, Nya, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«

Zehntes Kapitel
    N ein! Das konnte einfach nicht wahr sein. Mich einfach zusammenzurollen und bis zum Morgengrauen zu heulen würde mir nicht helfen, hörte sich aber nach einer wirklich guten Idee an. »Halima, sie können nicht sterben. Die Zwillinge haben kaum Schmerz aufgenommen.« Aber Danello. Eine ganze Menge.
    »Sie haben Schmerzen. Danello wacht nur auf, wenn man ihn ganz doll schüttelt.«
    »Wo ist dein Paps?«
    »Er arbeitet in Doppelschichten, damit wir sie zur Gilde bringen und heilen lassen können.«
    Ich verzog das Gesicht. Ohne Pynvium würde ihm der zusätzliche Lohn auch nicht weiterhelfen. »Halima, ich kann jetzt nicht mitkommen.«
    »Du musst! Du hast das gemacht. Du kannst es auch wieder wegmachen.«
    Ich sah mich nach dem Uhrturm auf dem Marktplatz um, dessen Zifferblatt im Abendrot immer noch erkennbar war. Mir blieb noch etwas mehr als eine Stunde, bis ich Aylin und ihren Freund im Kaffeehaus treffen sollte. Danellos Haus war fünfzehn Minuten von hier entfernt in Richtung des Kaffeehauses.

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