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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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in der Falle, dann lächelte er. Ich hätte meine neun Oppa gewettet, dass dieses Lächeln ihn noch nie im Stich gelassen hatte. »Ich hab mein Bestes getan, Aylin. Ich habe dir alles gesagt, was ich sagen konnte, ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen. Du weißt, dass ich keine Gildengeheimnisse weitererzählen darf.«
    Aylins angehaltener Atem strömte in einem Schwall hervor. »Für wie dumm hältst du mich? Du prahlst doch ständig mit deinen Geheimnissen.«
    Er lachte unbehaglich. »Über manche Dinge kann man einfach nicht reden. Was denkst du, würde der Erhabene machen, wenn ich ...«, er sah sich um, »... über diese Sache reden würde? Tukel hat gesagt, er würde es weitererzählen, und heute Morgen hat er seinen Dienst nicht angetreten. Ich wette, man hat ihn gefeuert.«
    Oder schlimmer, aber dieser Gedanke schien Kione noch nicht gekommen zu sein. Was für mich vermutlich von Vorteil war. Ich bezweifelte, dass er mir überhaupt helfen würde, wenn er sich über die wahre Gefahr im Klaren wäre.
    Ich packte eine Gabel so kraftvoll, dass sie sich verbog. »›Noch eine? Ich dachte, die hätten gar niemanden mehr übrig.‹ Kommt dir der Satz bekannt vor?«
    »He...« Verwirrung zog Furchen durch sein Gesicht. »Woher weißt du ... du warst nicht dabei...« Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Du hast auf der Trage gelegen.«
    »Ich habe jedes Wort gehört!«
    »Und dann nennst du mich einen Lügner? Du hast die Ältesten ausgetrickst, um da reinzukommen. Ich sollte direkt zum Erhabenen gehen und dich melden.«
    Ich und mein großes Maul! Zorn brachte mehr Narren zu Fall als Stöcke zwischen den Beinen. »Wenn du das machst, dann erzähl ich ihm, dass du deinen Posten verlassen hast, um dir mit Lanelle den Regenbogen anzusehen.«
    Aylin legte jedem von uns eine Hand auf den Arm. »Hört auf. Hört endlich auf. Das hilft niemandem.«
    »Tut mir leid, Aylin«, sagte Kione und glitt von der Bank. »Ich werde mir nichts von dem anhören, was sie zu sagen hat.«
    Sie beugte sich über den Tisch und packte seine Hand, ehe er davonlaufen konnte. »Kione, bitte. Es ist wichtig. Ihre Schwester ist einer der Lehrlinge in diesem Raum. Sie versucht nur, ihr zu helfen.«
    »Ihre Schwester gehört zur Gilde. Sie bekommt die beste Versorgung, die sie kriegen kann. Ich bin sicher, sie werden bald herausfinden, was auch immer das für eine Krankheit ist.«
    Ich sprang auf, stellte mich im Gang auf und versperrte ihm den Weg. Ein paar Leute sahen sich nach uns um, aber das war mir egal. »Krankheit? Hat man dir das erzählt?«
    Er zuckte mit den Schultern, und sein flackernder Blick huschte zu Aylin, als wollte er nicht eingestehen, dass er nicht so viel wusste, wie er zu wissen behauptete.
    »Diese Lehrlinge sind nicht krank. Sie sterben, weil der Erhabene sie als Schmerzspeicher benutzt.«
    »Was ? Warum ?«
    »Weil kein Pynvium mehr da ist, Kione«, schlich sich Aylins sanfte Stimme zwischen uns. »Der Erhabene belügt uns alle.«
    Er wurde blass, und das war nicht vorgespielt. Sein Mund öffnete und schloss sich, als er sich wieder setzte.
    »Das kann nicht wahr sein.«
    »Doch, das ist es.« Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und seufzte. »Ich muss Tali da rausholen, und dafür brauche ich dich.«
    »Mich? Nein, das kann ich nicht machen.«
    »Ich brauche Hilfe, um sie rauszutragen. In dem Raum gibt es eine Trage. Wir können sie zum Seitentor hinaustragen und zu Aylin bringen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das kostet mich meine Stelle.«
    »Sie kostet es das Leben.«
    Er schrak zurück. »Ich hab damit nichts zu tun.«
    »Nein, alles, was du getan hast, war, in die andere Richtung zu schauen, als es passiert ist. Wie viele Lehrlinge liegen da oben, Kione ? Wie viele hat der Erhabene benutzt und einfach entsorgt ?«
    »Vielleicht dreißig, in dem Raum.«
    Kaum war das letzte Worte gefallen, da wich mein hitziger Zorn einer Eiseskälte. »In dem Raum?«
    »Das ist der größte, aber er gibt noch zwei andere. Jeder belegt mit etwa fünfzehn Leuten, überwiegend Zwei- und Dreilitzer, die bei dem Fährenunglück am Hafen gearbeitet haben. Ältester Mancov sagt, die Krankheit käme von den Flüchtlingen aus Verlatta, und darum würden so viele so schnell krank.« Kione beugte sich näher zu uns. »Ihr meint, das ist nicht wahr?«
    Sechzig Personen. Mindestens zwei Drittel der Gildeangehörigen, wenn nicht mehr. Und ich hätte wetten können, dass jeder Einzelne von ihnen in Geveg geboren wurde.
    »Nein«, sagte

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