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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Prozedur zustimmen.«
    »Wenn auch nur einer geht, sind nicht mehr genug da für all das wunderbare Pynvium, das du haben willst.«
    Ich schluckte meine Einwände hinunter. »Wie viele sind hier, die geheilt werden müssen?«
    »Neun.«
    Kalkulierbare Verluste. Der Krieg hatte mich alles darüber gelehrt.
    »Dann lass uns anfangen. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Zertanik grinste, und für einen entsetzlichen Moment fürchtete ich, er könnte mir durch die Haare fahren. »Wie du wünschst, meine Liebe.«
    Er brachte sie herein wie Gäste auf einem Ball des Herzogs. »Die Jonalis. Der Ehemann hat sich beide Beine gebrochen, und sie verteilen den Schmerz auf vier Onkel.
    Kestra Novaik. Sie wird heute die zertrümmerte Schulter ihres Sohnes übernehmen.
    Die Gebrüder Fortuno bezahlen einen ungenannten Preis an diese junge Dame, die es vorzieht, anonym zu bleiben.«
    Die meisten waren Baseeris, was es mir leichter machte. Zwei sahen aus wie Verlatter, die für das hier vermutlich alles gegeben hatten, was sie besaßen. Das war schon schwerer. Eine Familie kam aus Geveg, und denen hätte ich wirklich am liebsten erklärt, sie sollten davonlaufen.
    Ich tat es nicht. Stattdessen zog ich. Drückte ich. Und bemühte mich, ihre Gesichter nicht anzusehen, aber jede Heilung begann nun einmal mit meiner Hand auf ihrer Stirn und ihrem Herzen. Schmerz in den Augen des einen, Furcht in denen des anderen. Jeder starrte mich an und wandte dann den Blick ab. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie sahen.
    Ein gebrochenes Rückgrat. Eine zertrümmerte Hand. Schmerz um Schmerz glitt durch mich hindurch. Pynviumklumpen um Pynviumklumpen funkelte in dem Sack zu meinen Füßen.
    »Die Mustovos mit ihrem Sohn und ... nun ja, jemandem, dessen Name nicht wichtig ist.«
    Zwei Männer in den Uniformen der Nachtwache trugen einen nicht ganz so gut gekleideten Mann herein. Seine Hände und Füße waren gefesselt, und in seinem Mund steckte ein Lappen. Hatten sie einfach jemanden von der Straße entführt?
    Bibberfüße trippelten meinen Rücken hinunter und zur Tür hinaus und ließen mich wie betäubt zurück. »Was ist hier los ?«
    »Nummer sieben, meine Liebe. Wensil Mustovo hat mehrere Messerstiche und eine schwere Kopfverletzung erlitten.«
    »Nein.« Ich zeigte auf den gefesselten Mann. Sein Haar war blond, und Mustovos Haar war schwarz und aufwändig frisiert. Zweifellos ein adliger Baseeri. »Er hat sich nicht damit einverstanden erklärt. Und damit bin ich nicht einverstanden.«
    »Du hast dich bereit erklärt zu heilen. Über die Bedingungen wurde nie gesprochen.«
    »Ich werde niemandem Schmerz aufdrücken, der nicht seine Einwilligung gegeben hat.« Das war nicht besser, als einem Fremden eins über den Schädel zu ziehen und ihm sein Geld zu rauben, um Pynvium zu kaufen. Nein, schlimmer, es hieße, dafür zu morden.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weigere mich.«
    Die Mustovos musterten mich ohne die Tränen und das Gejammer, das man von besorgten Eltern erwarten sollte. Was immer ihrem Sohn widerfahren war, es war nicht auf der Fähre passiert. Dieser Mann war später niedergestochen worden, und er hatte es sich vermutlich selber zuzuschreiben.
    Der Vater beugte sich zu Zertanik. »Corraut hat uns gesagt, wir könnten uns darauf verlassen, dass diese Sache gedeckelt wird, bis unser Pynvium eingetroffen ist. Das war die Abmachung. Ich gebe dir das Boot nur, wenn ...«
    »Wir kriegen das schon hin, kein Grund, ungeduldig zu werden.« Zertanik tätschelte seinen Arm und widmete sich wieder mir. »Du hast zugestimmt, meine Liebe.«
    »So nicht. Nicht, wenn jemand dazu gezwungen wird.« Ich hatte vielleicht einundzwanzig Pynviumklumpen in meinem Beutel. Reichte das, um Tali, Danello und die Zwillinge zu retten? Um sie alle zu retten?
    Es musste reichen. »Ich bin hier fertig.« Ich schnappte mir meinen Sack und warf ihn mir über die Schulter.
    »Das ist unprofessionell, meine Liebe.« Zertanik legte mir eine Hand auf den Arm, zarter, als man es von so großen Händen erwarten sollte. »Die Mustovos geben sehr viel für diese Heilung.«
    »Dann gib ihnen ihr Geld zurück.« Ich schob mich an ihm vorbei, und die leichte Berührung verwandelte sich in einen stählernen Griff.
    »Wir haben eine Vereinbarung. Andere Leute haben Vereinbarungen mit mir getroffen, die auf deiner Mitarbeit basieren. Du kannst es dir nicht einfach anders überlegen.«
    Ich wäre eine Närrin gewesen, wäre mir der drohende Ton

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