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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ich deine Behauptung von einem Ältesten bestätigen lasse.« Wieder sah sie sich auf dem Korridor um, dann packte sie mein Handgelenk
    Wummm! Die Pynvium-Perlen von Aylins Armreif entluden sich unter dem Druck und blitzten. Mein Handgelenk und meine Hand juckten, doch wer die Perlen geladen hatte, hatte seine Arbeit gut gemacht. Der Schmerz blitzte auf und strahlte nach außen ab, in die Hand der Vierlitzerin.
    Sie schrie auf und riss die Hand weg, starrte mich aus großen Augen an.
    »Warum hast du ...«
    Ich stürzte mich von den Stufen auf sie, wie ein Frosch, der von einem Baum hüpft. Sie kreischte, als ich sie zu Boden schlug, dann schnappte sie nach Luft. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis sie ihre Überraschung überwunden hatte und sich wehren würde. Im Laufen war ich gut, aber im Kämpfen? Ich schwang den Beutel und schlug ihn ihr gegen den Schädel. Ihr Kopf flog zurück und knallte auf die Fliesen. Sie regte sich nicht mehr.
    Eine entsetzliche Sekunde lang fürchtete ich, ich hätte sie umgebracht, aber dann hörte ich ihr leises Stöhnen. Ich tastete mich in Eile durch ihren Körper und seufzte. Nur bewusstlos. Sie fortzuschaffen könnte mich zu viel Zeit kosten, aber ich konnte sie auch nicht einfach hier liegen lassen. Heutzutage mochten die Angehörigen der Gilde bereit sein, viele Dinge zu übersehen, aber eine bewusstlose Vierlitzerin auf dem Flur gehörte wahrscheinlich nicht dazu.
    Zitternd zerrte ich sie in einen der leeren Behandlungsräume und ließ sie auf eine Pritsche fallen. Es war kaum anzunehmen, dass irgendjemand diesen Raum so früh am Morgen benötigen würde. Ich fesselte ihre Hände und Füße mit ihren Litzen, die dazu recht praktisch waren, und stopfte ihr Aylins Schal in den Mund. Mit ein bisschen Glück würde niemand sie suchen, ehe Tali und ich fort waren.
    Ich schlüpfte zur Tür hinaus und machte mich wieder auf den Weg nach oben. Kione lehnte an der Tür am Ende des Korridors, genau wie am Tag zuvor. Er nahm Haltung an wie ein Soldat, als ich den Treppenabsatz erreichte, ließ aber gleich die Schultern sinken, als er mich erkannte.
    »Ich hatte gehofft, du würdest nicht kommen.«
    »Tja, da bin ich.« Ich bezwang das Bedürfnis, mich umzusehen.
    Er beäugte meine »Wäsche«, sagte aber kein Wort, wie wir es besprochen hatten. Mit einem tiefen Atemzug öffnete er die Tür und ging hinein. »He, Lanelle, deine Ablösung ist hier. Ich lade dich zum Frühstück ein.«
    Lanelle gähnte und glättete die Falten in ihrer weißen Uniform. Hinter ihr lag ein grünes Leibchen am Fußende einer Pritsche. Schlief sie auch hier ?
    »Ich bin am Verhungern«, sagte sie zu Kione, ehe sie sich mir zuwandte. »Habe ich Zeit, mich zu waschen, oder musst du schnell wieder weg?«
    Du kannst dir den ganzen Tag Zeit lassen, du herzlose Ratte. Ich rang mir ein Lächeln ab. »Lass dir Zeit. Ich werde erst am Nachmittag im Krankensaal gebraucht.«
    Sie schnappte sich ihr Leibchen und streifte es über die hageren Schultern. »Sie waren in der Nacht die ganze Zeit ruhig. Die beiden unter der Lampe sehen ziemlich wächsern aus. Du solltest vielleicht öfter nach ihnen sehen. Sie werden den Tag möglicherweise nicht überstehen.«
    Ich packte das Pynvium mit noch festerem Griff. »Ich gebe auf sie acht.«
    »Komm schon, Lanelle, ich hab auch Hunger.« Kione zog sie am Arm.
    »Und falls der Älteste Vinnot schon so früh kommen sollte, mein Bericht liegt dort auf dem Tisch. Drei der vier Symptome, nach denen ich Ausschau halten sollte, sind aufgetreten. Er wird auch alle Toten wollen.« Sie hielt inne und musterte die Betten. »Zur Sektion, meine ich, damit sie herausfinden können, was der Grund für diese Krankheit ist.« Sie sprach hastig, als versuchte sie, uns beide davon zu überzeugen, dass das die Wahrheit war.
    Aber ihr musste klar sein, dass sie logen. Unmöglich konnte sie so viel Zeit in diesem Raum verbringen und nicht erkannt haben, was hier nicht stimmte. Ich kämpfte gegen den Wunsch an, sie zur Tür und zum nächsten Fenster hinauszuschubsen.
    »Und wenn ...«
    »Jetzt komm schon, Lanelle.«
    »Ich komme, ich komme!«
    Kione nickte mir kurz zu, als er die Tür schloss.
    Ich rannte zu Tali. Sie atmete noch, war immer noch blass und immer noch am Leben. Ich riss mein Bündel auf. »Tali ? Ich habe Pynvium. Wach auf, Tali. Du musst den Schmerz abladen. Schnell, wir haben nicht viel Zeit.«
    Flatternd öffneten sich ihre Augen, und sie stieß einen leisen Schrei aus, beinahe wie ein

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