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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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die Kompetenz eines Maréchals.«
    »Tut das«, gab Gautzelin selbstgefällig zur Antwort. »Bis Ihr eine Antwort habt, werden gewiss noch mehr Wöchnerinnen der Talèk an Blattern erkrankt sein. Und dann denkt auch mal an mich …«
     
    Hinter den Ohren und im Gesicht verblasste Otes Ausschlag schon und fing an zu jucken, dafür hatte sich sein ganzer Körper bis zu den Füßen hinunter gerötet. Aber das Fieber sank, wie Razes es beschrieb. »Ote ist so gut wie gesund. Noch ein paar Tage, dann darf er wieder Botengänge übernehmen«, sagte Taleke erleichtert.
    »Ich kann auch für Maître Nicolaus wieder Botschaften überbringen. Sagst du ihm das?«, fragte Ote treuherzig.
    Taleke war überrascht. »Hast du das denn schon einmal gemacht?«
    »Ich habe der Frau mit den Zwillingen eine Arznei gebracht«, antwortete Ote strahlend. »Maître Nicolaus wusste doch nicht, wo sie wohnt.«
    »Ja, natürlich«, sagte Taleke zerstreut, während sie über diese seltsame Mitteilung nachdachte. Ote musste die Arznei im Glauben überbracht haben, die Anordnung sei von ihr gekommen. »Hast du sonst noch jemandem etwas überbracht?«
    »Nein. Maître Nicolaus will erst einmal feststellen, wie zuverlässig ich bin. Und ich bin zuverlässig! Ich habe auch eine Botschaft von ihm ausgerichtet, und er war mit mir zufrieden.«
    »Das ist schön. Dann gehorche jetzt deiner Großmutter, damit du bald wieder auf den Beinen bist.« Taleke winkte ihm und ging. Unterwegs fragte sie sich immer wieder, zu welchem Zweck Nicolaus Ote herumschicken mochte.
     
    Am Tag darauf bestellte Josse Taleke zu sich. Es sei eilig. Sie wunderte sich, denn eigentlich hätte Nicolaus bei ihm sein sollen. Wahrscheinlich hatte er seinen Lehrling zu einer Behandlung geschickt, doch sie mochte nicht fragen.
     
    Josse empfing Taleke fast nüchtern. »Ich habe mich entschlossen, Euch zu unterrichten«, sagte er und strich sich ein wenig eitel übers Kinn. »Ihr lohnt den Versuch.«
    Taleke schmunzelte über seine Ausdrucksweise.
    »Keine Zeit für Spaß«, grummelte er. »Auf uns wartet ein gebrochener Arm. Ich bin nur hierhergekommen, um Mohnsaft herzustellen und einige Instrumente zu holen, die nötig sind. Der Armbruch ist offen, was muss der Kerl in seinem Alter auch noch feurige Pferde reiten?«
    Unterwegs erzählte Taleke dem Chirurgen von den Blattern und den Sorgen, die sie ihr machten. Meister Josse hörte still zu, aber bevor er ihr seine Meinung darüber abgeben konnte, waren sie bereits am Wohnhaus ihres Patienten nahe beim Rathaus angekommen.
    Sie wurden in ein unscheinbares Torhaus eingelassen und durch einen Innenhof zu einem bemerkenswert prachtvollen kleinen Stadtpalast geführt. Taleke wunderte sich, weil Josse doch angeblich seine vornehme Kundschaft verloren hatte.
    Zwei an der Wand angebundene Pferde traten nervös auf der Stelle, und ein Stallknecht hatte alle Mühe, Dreck und Schweiß von der weißen Hinterhand des einen abzuwaschen.
    »Hengist!«, rief Taleke überrascht, und der Hengst spitzte die Ohren und stand für einen Augenblick still.
    »Kennt Ihr das Pferd?«, fragte Josse, aber Taleke schüttelte den Kopf. Wieso befand sich Hengist hier? Das konnte doch nur bedeuten, dass auch Nicolaus …
    Der Verunglückte lag stöhnend auf einem breiten Bett. Es war der Greis, an dessen Seite Taleke Nicolaus zu Pferde gesehen hatte, aber er wirkte zehn Jahre älter, als er Maître Josse bleich und mit schmerzverzerrter Miene entgegenblickte.
    »Wir können sofort anfangen, Conde Alain de Craon«, sagte Josse kühl.
    »Ich will noch einmal klarstellen, dass ich Euch nur holen ließ, weil Ihr der Beste auf Eurem Gebiet seid«, keuchte de Craon. »Bei jeder anderen Verletzung hätte ich den nächsten Bader gerufen.«
    »Sehr angenehm.« Maître Josse deutete mit einer nachlässigen Verneigung an, dass er damit aus tiefstem Herzen einverstanden war.
    »Wen habt Ihr bei Euch? Kommt Ihr nicht einmal mehr stundenweise ohne Geliebte aus?«
    »Nachdem Euer Geliebter öfter bei Euch als bei mir ist, habe ich keine andere Wahl, als mich um seine abgelegte Liebschaft zu kümmern«, spottete Josse. »Außerdem trifft Euer Geschmack meinen ganz und gar nicht. Ich ziehe bei Menschen, die ich in meine Nähe lasse, nicht nur Schönheit, sondern vor allem Charakter vor.«
    Der Conde brauchte eine Weile, um zu begreifen. Dann ging ein hässliches Grinsen über sein Gesicht, während er Taleke aus seinen blauunterlaufenen Augen musterte. »Ihr meint … Sie

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