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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Schafft Ihr das?«
    Taleke zögerte. »Ich glaube, ja. Hilft mir das denn?«
    »Die Anzeige wird Euch Zeit verschaffen. Der Betreffende kann nicht sofort einen neuen Angriff wagen.«
    »Das ist ja immerhin etwas«, befand Taleke sarkastisch.
    »Ich hoffe, wir finden in dieser Schonzeit mehr über die Sache heraus. Also, Kopf hoch, Meisterin Taleke.«
     
    Nachdem Tideke zurückgekehrt war, ging der Kapitän sofort. Als wollte er nicht so lange mit ihr allein sein. Taleke sah ihm sehnsüchtig nach und wünschte, er wäre ihr so nahe gekommen wie vor einigen Tagen. Mehr durfte sie ohnehin nicht erwarten – Schiffer gehörten zu den vornehmsten Lübeckern.
    »Ich habe mich nach Godele erkundigt«, begann Tideke. »Auf der ›Heiligen Jakobus‹ gibt es einen jungen Seemann, der ihr von Herzen zugetan ist.«
    »Oh, die ›Heilige Jakobus‹«, wiederholte Taleke überrascht, und an ihrem Tonfall hörte Tideke, dass das Schiff ihr nicht unbekannt war.
    Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Kennt Ihr dort jemanden?«
    »Rembert. Ich habe ihn behandelt.«
    »Na, so was«, rief Tideke verblüfft aus. »Das ist er!«
    »Was ist er?«
    »Der Beschützer von Godele. Jetzt, wo er wieder ständig an Land ist, hat er überall nach ihr gesucht. Sie ist verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen. Keiner weiß etwas. Rembert behauptet, die Weiber, die er befragt hat, mauern. Und er ist der Meinung, Godele hätte es ihm erzählt, wenn sie aus irgendeinem Grund Lübeck hätte verlassen wollen.«
    »Godele ist also nicht mehr da, und Rembert weiß von nichts, obwohl er es wissen sollte«, fasste Taleke zusammen. »Dann ist sie womöglich tot.«
    »Ja.«
    »Könntest du deinen Kapitän zurückholen? Er muss es erfahren.«
    »Leicht. Weit kann er nicht gekommen sein«, sagte Tideke, riss die Tür auf und stieß einen durchdringenden Pfiff aus.
    Wenige Augenblicke später jagte Wittenborch die Gasse hoch. »Was liegt an?«, keuchte er, beruhigte sich aber sofort, als er Taleke erblickte.
    »Sturm im Anzug, Schiffer.«
    »So. Dann packt aus, ihr beiden.«
    »Tideke brachte eben die Nachricht, dass Godele, die Hausgenossin der Dirne Hedwig, verschwunden ist. Alles spricht dafür, dass sie getötet wurde, weil sie bezeugen kann, dass die Engelmacherin Tiburga Hedwig auf dem Gewissen hat.«
    »Und was hat das mit Euch zu tun?«
    Taleke atmete durch. Der Reihe nach. »Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Tiburga diejenige ist, die im Auftrag von Ratsherren Dirnen sterben lässt, die möglicherweise ein ratsherrliches Kind austragen. Das Wenige, das Godele mir über den Vater von Hedwigs Kind erzählt hat, deutet auf einen sehr jungen ratsherrlichen Spross hin. Ich war bei Hedwigs Ende zugegen, und ihr Tod wurde mir angelastet. Der Stadtphysicus hat diese Anzeige jedoch entkräftet angesichts mehrerer Leichen im Garten der Dirnen.«
    »Das heißt, jemand hat zuerst versucht, Euch auf dem Wege des Gesetzes auszuschalten, damit keine Fragen nach Hedwigs Tod gestellt werden können, und als das ohne Erfolg blieb, mit Hilfe gedungener Mordbuben. Ist es so?«
    »Ja. So muss es sein.«
    »Ich könnte«, sagte Volrad nachdenklich, während er sich das Kinn rieb, »Nicolaus bitten, sich unter der Hand zu erkundigen. Er ist wieder in der Stadt, wusstet Ihr das, Taleke?«
    »Um Himmels willen, nein!«, rief sie entsetzt. »Bitte erwähnt ihm gegenüber nicht, dass ich in Lübeck geblieben bin. Ich möchte mit ihm nichts mehr zu tun haben.«
    »Ich kann es mir denken. Obwohl gerade er als Sohn eines Ratsherrn die besten Möglichkeiten hat, sich nach Hedwigs Bekanntschaften zu erkundigen und außerdem der Vater dieses Kindes nicht sein kann?«
    »Ja, ja, ja. Trotzdem!«
    »Nun gut. Ich wünschte, Ihr hättet etwas mehr Vertrauen zu mir, Taleke. Ich kann Euch dann noch berichten, dass ich Nicolaus auf dem Rathausplatz gesehen habe. Er wirkte älter, gesetzter und im schwarzen Talar des geprüften Medicus vertrauenswürdiger, als ich jemals von diesem losen Vogel vermutet hätte. Und das trotz einer entstellenden Narbe im Gesicht.«
    Taleke brach der Schweiß aus allen Poren. Nicolaus konnte die Prüfung noch nicht hinter sich gebracht haben, aber selbst wenn, dann nicht als Medicus, sondern als Chirurgus. »Eine Narbe«, murmelte sie, mit den Gedanken woanders. »Als ich Paris verließ, hatte er noch keine.«
    »Stimmt etwas nicht, Taleke?«
    »Doch, doch«, stammelte sie.
    »Gut, ich kann Euch dann allein lassen.«
    Mehr als ein Nicken brachte Taleke

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