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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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gestandenen, mutigen Männern beschützt wurde, obwohl ihr eigentlich ein erbärmliches Dasein in die Wiege gelegt worden war.

Kapitel 24
    Nach diesem Vorfall hatte Taleke unbegrenztes Vertrauen zu »ihren« beiden Männern. Als sie wieder einmal zu ihrer Belustigung beobachtete, wie Tideke sich nach der üppigen Mahlzeit sofort in seine Hängematte begab, um dort in tiefen Schlaf zu fallen, kam ihr eine Idee, die sie sofort umsetzte, als er die Augen wieder aufschlug.
    »Tideke, ihr Seeleute geht doch immer zu den Frauen hier in den Gruben, die euch …« Taleke wusste nicht weiter. »Also, die euch …«
    »Die uns … Das stimmt«, bestätigte Tideke freimütig.
    »Kennst du Godele?«
    »Ich selbst nur vom Sehen, aber ich weiß jemanden, der sie ständig besucht. Warum?«
    »Ich wüsste gerne, ob sie fortgezogen ist.«
    »Ich kann mich erkundigen, das ist nicht schwierig. Aber erst, wenn der Schiffer kommt und bei Euch bleibt. Ihr sollt nie allein sein, hat er befohlen.«
    Taleke seufzte. Die Gefahr war offenbar noch nicht vorbei.
    In diesem Augenblick klopfte es. Im Nu war Tideke aus der Hängematte heraus und stand mit dem Messer in der Hand an der Tür bereit.
    »Tideke, ich bin es.«
    »Der Schiffer kommt wie gerufen, Meisterin. Ihr seht, wir lesen Euch die Wünsche von den Augen ab«, bemerkte Tideke grinsend, während er die Tür entriegelte und sie aufzog.
    »Ja, aber mir wäre lieber, du würdest ihr nicht allzu tief in die Augen blicken, Tideke.« Volrad Wittenborch stieg über die Schwelle. »Das überlass mir.«
    »Schon verstanden. Die Brücke gehört dem Schiffer.« Tideke steckte das Messer weg und schnappte sich seine Jacke, während Taleke hoffte, dass ihre glühenden Wangen von den Männern unbemerkt blieben. »Die Meisterin hat mir einen Auftrag erteilt, ich muss weg, Schiffer.«
    »Ist gut, Tideke, ich übernehme solange die Wache.« Wittenborch nahm das eine Ende der Hängematte ab und hängte es über den anderen Wandpflock. Dann setzte er sich und streckte die langen Beine von sich. »Ich habe Nachrichten, die ich Euch nicht vorenthalten wollte.«
    Taleke, die inzwischen Warmbier in einen Becher gegossen hatte, reichte ihn dem Schiffer und wartete gespannt.
    »Wer den Boten mit dem Malzeichen beauftragt hat, lässt sich nicht feststellen. Es bedienen sich dieser Bruderschaft etliche Bürger, die für anständig gehalten werden. Von den beiden Mordbuben ist einer gestorben – sein Kopf wurde von der Hausecke gespalten. Die Franziskaner haben sich der Leiche angenommen, und von denen weiß ich, dass der Kerl bekannt war für kleine Diebstähle und Räubereien. Von dem anderen ist nichts bekannt. Er ist untergetaucht.«
    »Und was heißt das?«
    »Der Auftraggeber hat wenig Geld aufgewandt, um die Männer zu dingen. Ich nehme an, Euer Tod sollte wie ein gewöhnlicher Racheakt innerhalb des städtischen Gesindels in den hafennahen Gruben aussehen, und Untersuchungen wären dann wohl kaum angestellt worden. Außerdem hat der Auftraggeber nicht damit gerechnet, dass Ihr unter Schutz stehen könntet. Sein sparsamer Aufwand verrät Geringschätzung, man denkt offenbar, die Angelegenheit wäre mit links zu erledigen. Dabei handelt es sich um eine Einstellung, die in ratsherrlichen Kreisen gegenüber gewöhnlichen Einwohnern gang und gäbe ist.«
    Ratsherren? Taleke atmete scharf ein. Sie kannte nur eine Familie dieser Art, und auch die nur aus der Ferne. Es war völlig abwegig zu vermuten, dass der Ratsherr Puttfarcken an dem Überfall beteiligt gewesen sein könnte. Viel wahrscheinlicher war, dass die Sache mit Hedwig, Godele und Tiburga zu tun hatte. »Was soll ich machen?«
    »Eigentlich müsste ein solcher Überfall schnellstens beim Niedergericht angezeigt werden. Der Auftraggeber weiß ohnehin schon, dass Ihr Euch nicht einfach umbringen lasst. Die Anzeige wird ihn vorsichtig machen, denn sie signalisiert, dass es hier nicht um die alltäglichen Verbrechen des Gesindels geht. Selbst der Rat wird sich damit befassen müssen, da Ihr zwar nicht Bürgerin seid, aber einen hervorragenden Leumund besitzt.«
    »Ja«, sagte Taleke beklommen.
    »Die Schwierigkeit liegt darin, dass Ihr Tideke nicht verraten dürft. Sie würden ihn sofort einsperren und aburteilen. Ihr müsst Euch darauf berufen, dass Ihr weder einen Beschützer hattet noch den zweiten Mann richtig gesehen habt. Ihr seid in Todesangst gelaufen und hofftet, im Domgebiet die Hilfe von Priestern oder anderen frommen Leuten zu erhalten.

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