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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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sich ewig drehen. Jetzt beobachtete sie die Derwische und wartete gleichfalls darauf, dass einer von ihnen zu Fall kam, bis sie das Rascheln hörte, mit dem der Vorhang hinter ihr aufgezogen wurde. Sie drehte sich um, sah eine der Odalisken dort stehen und wusste, was das Mädchen sagen würde, noch bevor es zu sprechen begann. »Komm und sieh.«
    Als sie sich mit verkrampften Muskeln erhob, drehte sich Feyra noch ein Mal zu den tanzenden Derwischen um.
    Sie wirbelten noch immer durch die Halle. Es war Nurbanu, die zu Fall gekommen war.

3
    »Ich bin Cecilia Baffo.«
    Feyra saß auf Nurbanus Bett. Die Valide Sultan wirkte schwach, ihre Haut war dunkler denn je und von Äderchen gesprenkelt. Das Gift zeigte jetzt Wirkung. Feyra hätte denken können, ihre Herrin würde irrereden, aber sie war noch bei Sinnen und völlig klar. Feyra schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Wie meint Ihr das?«
    Die Valide Sultan versuchte, sich in den Kissen aufzurichten. »Was weißt du von mir?«
    Feyra plapperte nach, was sie von Kelebek gehört hatte. »Ihr wurdet von Korsaren gefangen genommen und hierher zu Sultan Selim gebracht, möge er im Licht des Paradieses ruhen.« Feyra wusste, dass türkische Reiter in der ganzen Welt gefürchtet wurden. Sie waren hervorragende Kämpfer, die sich von den Hügelhängen aus kreischend wie die Todesfeen auf ihre Feinde stürzten.
    »Von Korsaren gefangen genommen?« Nurbanu lächelte leicht. »Ja, so behauptet es die Legende. Von Korsaren gefangen genommen. Aber das ist nicht die Hälfte, nicht ein Viertel, nicht das kleinste Stück meiner Geschichte.«
    »Ich dachte, ich wüsste alles«, erwiderte Feyra verwundert, denn sie hatten im Lauf der Jahre so viele Geheimnisse miteinander geteilt.
    »Sprich in meiner Sprache.«
    Feyra wusste, dass ihre Herrin Phönizisch meinte. Wenn sie sich dieser Sprache bedienten, würde sie gleich ein großes Geheimnis zu hören bekommen. Größer als damals, als Nurbanu den Tod ihres Mannes Selim zwölf Tage vor der Welt geheim gehalten hatte, bis ihr Sohn und Erbe, der jetzige Sultan, aus den Provinzen zurückgerufen werden konnte. Größer als damals, als Feyra ihrer Herrin geholfen hatte, Geld aus der Schatzkammer abzuzweigen und Schatullen voller Gold zu dem Architekten Mimar Sinan zu bringen, der in Nurbanus Namen eine Moschee baute. Größer als all die Male, wo Feyra Treffen zwischen Nurbanu und ihren Verbündeten aus allen Nationen der Welt arrangiert hatte, die dazu dienten, die politischen Entscheidungen ihres zu übereiltem Handeln neigenden Sohnes zu korrigieren.
    »Ich finde Phönizisch so schwierig.«
    »Feyra. Nicht Phönizisch. Venezianisch.«
    Ein Wort, das sie als kleines Mädchen falsch verstanden hatte, war jetzt der Schlüssel, mit dem sich Feyra ein Rätsel erschloss. Sie sperrte vor Staunen den Mund auf.
    Nurbanu seufzte tief. »Ja, ich bin Venezianerin. Ich habe zugelassen, dass jedermann das vergisst. Ich habe es ja fast selbst vergessen. Doch als ich in Venedig lebte, war ich Cecilia Baffo, die Tochter von Nicolò Venier.«
    »Venier?« Feyra stieß den Namen hervor, der in Konstantinopel als Fluch galt.
    Nurbanu entging ihr Tonfall nicht. »Ja. Mein Onkel ist Sebastiano Venier, Admiral von Lepanto und Doge von Venedig.«
    Kein Wunder, dass das gemeine Volk dies hatte vergessen sollen. Die Venezianer waren seit Jahrhunderten Feinde der Türken, sie hatten ihr Gold geraubt, ihre Frauen geschändet und sogar die Gräber ihrer Sultane entweiht. Venezianische Plünderer hatten die Krone von Mehmet II . noch mit dem Haar daran aus seiner Grabstätte gestohlen. Und der schlimmste, verhassteste dieser Pirateneroberer war Sebastiano Venier, die Galionsfigur des Kriegsschiffes Venedig. Der Ruf des Dogen wurde täglich in den Pamphleten geschmäht, die an den Straßenecken verkauft wurden, und sein Bild wurde in den Gassen verbrannt. Seit er vor einigen wenigen Jahren in der Schlacht von Lepanto die osmanische Flotte vernichtet hatte, lechzten der Sultan und alle seine Untertanen Tag und Nacht nach Rache.
    »Ja. Du wirst gemerkt haben, dass mein Sohn mir keine Liebe entgegenbringt. Er hält meine Politik für provenezianisch und glaubt, ich würde für meine alte Heimat Partei ergreifen. Und er hat recht.« Die Valide Sultan sah mit Augen aus dem Fenster, denen sich in diesem Moment ein anderer Ausblick bot. »Oh, Feyra, hast du jemals eine Stadt gesehen, die auf dem Meer schwebt? Hast du je Türme gesehen, die wie Speere gen Himmel ragen, statt sich

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