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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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schwarzen Zwillingsringe seinen Vorgesetzten ein wenig lächerlich wirken ließen.
    Doktor Valnetti gab sich sehr beschäftigt. Seit einem morgendlichen Besuch beim Dogen persönlich, zu dem er zusammen mit den obersten medici der anderen fünf sestieri bestellt worden war, strotzte er vor Eigendünkel und schüttelte Annibales behandschuhte Hand nur flüchtig.
    Annibale verfolgte höflich, was sein Vorgesetzter tat – er schien getrocknete Fischhäute eine Sekunde lang über eine gelbe Feuerstelle in der Mitte des campo zu halten, als würde er Schellfische räuchern, und sie dann wie Herbstlaub aufzuschichten.
    Annibale sah genauer hin und musste an eine seiner vielen Tanten denken, die ihm immer risotto con rana gekocht hatte. Sie schlitzte jeden Frosch rund um die Füße herum auf, zog die Haut ab wie ein Hemd und warf das Fleisch dann in den Suppentopf. Er nahm eine Fischhaut von dem Stapel auf dem Pflaster. Sie hatte lange Gliedmaßen. Dann begriff er und wandte sich ungläubig an seinen Vorgesetzten. »Krötenhäute? Tatsächlich?«
    Obwohl er sich bemühte, respektvoll zu klingen, erwies Annibale nur denjenigen wahre Ehrerbietung, die sie wirklich verdienten, wie sein Held, Lehrer und Mentor Hieronymus Mercurialis von der medizinischen Fakultät in Padua. Er konnte nicht verhindern, dass sich die übliche Geringschätzung in seine Stimme schlich.
    »Nun, es sind nicht nur Kröten – sie sind erstaunlich schwer zu finden«, erwiderte der Arzt flüchtig. »Aber in Venedig gibt es reichlich Frösche, die Kanäle wimmeln von ihnen. Damit geht es auch. Solche Häute haben auch beim letzten Ausbruch der Pest geholfen«, schloss er, wobei er allerdings zu erwähnen vergaß, dass dieser ein Jahrhundert zurücklag. »Sie schienen die Luft in den Hauptgefäßen des Körpers wirksam zu reinigen.«
    Annibales Augen wurden hinter den roten Sichtlöchern schmal. »Ihr meint das Blut in den Hauptgefäßen des Körpers.«
    »Ja, ja«, stimmte Valnetti zu. »Das sagte ich ja.« Er fügte ziemlich hastig hinzu: »Verteilt sie in Eurem quartiere. Lindert die Symptome, so gut Ihr könnt. Wir treffen uns bei Sonnenuntergang wieder hier.« Er reichte Annibale den Stapel Krötenhäute, den dieser mit Schwierigkeiten entgegennahm, weil sie so trocken und fedrig waren wie Asche und ebenso leicht fortgeweht wurden. Valnetti klopfte ihm auf den Rücken. »Ich muss sagen, wir waren überrascht, dass ein Arzt nach Venedig kommen wollte, und mit einem Mann aus Padua habe ich ganz bestimmt nicht gerechnet. Die meisten Ärzte rennen, so schnell sie können, in die entgegengesetzte Richtung.«
    Annibale zuckte die Achseln, wobei ihm eine weitere Froschhaut entglitt. »Ich würde lieber in Venedig sterben als irgendwo anders leben.«
    Valnetti schnaubte hinter seiner Maske. »Das kann leicht passieren.«
    Ein leises Unbehagen keimte in Annibale auf. Es war jetzt Jahrhunderte her, seit irgendein Naturwissenschaftler zuletzt geglaubt hatte, dass Luft statt Blut in den Adern zirkulierte. Er, Annibale, hatte geholfen, das Gegenteil zu beweisen, als er erst letztes Jahr bei einer Bluttransfusion assistiert hatte, bei der einem Mann das Blut eines Hundes übertragen worden war. Man hatte das Blut des Tieres in die geöffneten Adern eines verurteilten Verbrechers fließen lassen. Er hätte Valnetti davon berichten können – natürlich unter Auslassung der Tatsache, dass sowohl der Mann als auch der Hund gestorben waren. Aber er hatte keine Lust, seinen Atem zu verschwenden. Stattdessen hob er die Häute hoch und fragte: »Ist das alles? Nur Froschhäute?«
    »Vorerst. Ich entwickele natürlich meine eigenen Heilmittel, aber für heute tut, was Ihr könnt. Und, Cason?«
    Annibale drehte sich um, froh, dass Valnetti sein Gesicht nicht sehen konnte. »Verwirrt die Patienten nicht mit Euren modernen paduanischen Theorien. Es sind einfache Leute, keine Gelehrten wie wir.« Mit diesen Worten verschwand der Doktor wie ein Zauberer in einer Rauchwolke.
    Sowie Annibale um die Ecke in die Calle San Canzian eingebogen war, warf er die scheußlichen Froschhäute in den nächstbesten Kalkkasten.
    Als Annibale Cason am Ende des Tages zum Campo Santa Maria Nova zurückkehrte, hatte die Pest ihn vernichtend geschlagen.
    Annibale hatte nicht bedacht, wie ungleich der Kampf sein würde. Er kämpfte nicht nur gegen die Seuche, sondern auch gegen alles andere. Er kämpfte mit Familienbanden – Müttern, die ihre infizierten Söhne nicht verlassen wollten, Frauen,

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