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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zuerst begegnete Jonkie ihnen mit tiefem Misstrauen. Sie bellte und kläffte jedes Mal, wenn die Stalltür geöffnet wurde, doch mit der Zeit gewöhnte sie sich an die neuen Gesellen. Sie wuchs noch immer und wurde kräftiger. Inzwischen schlief sie nachts in der Küche, da sie einfach zu groß für Margarethas Bett geworden war. Die Hündin fügte sich, begrüßte Margaretha aber jeden Morgen stürmisch. Die Hühner liefen wieder in dem großen Gehege im hinteren Teil des Grundstücks herum, und als eines Nachts jemand ein Huhn stehlen wollte, schlug Jonkie laut und aufgebracht an. Den Dieb vertrieb es, und alle lobten die Hündin.
    »Sie wird tatsächlich zu einem Wachhund. Es war eine gute Entscheidung, sie hierher zu holen«, sagte Gretje fröhlich und gab Jonkie einen großen Fleischknochen.
    Auch Rebecca hatte sich gut in den Haushalt eingefügt. Die täglichen Arbeiten gingen ihr leicht von der Hand, und als sie im Mai alle großen Wäschestücke wuschen und auf den Wiesen vor der Stadt zum Trocknen ausbreiteten, hatten diebeiden Mädchen viel Spaß zusammen. An den Abenden brachte Margaretha der Magd das Lesen und Schreiben bei. Rebecca sog das neue Wissen begierig auf, verlangte nach mehr. Abends saß sie oft mit in der Stube, wenn die Männer die verschiedenen Journale, die aus Frankfurt oder Amsterdam kamen, lasen, und lauschte den Gesprächen.
    Im Sommer stand ein großes Ereignis an. Hermann würde endlich Esther heiraten. Nach einigen Gesprächen hatte Isaak schließlich der Eheschließung zugestimmt. Er machte Hermann zu seinem Partner, und das Nachbargebäude wurde umgebaut, so dass die Eheleute einen eigenen Hausstand gründen konnten. Die Gesellen zogen in den Anbau, es wurde ein weiterer Lagerraum für den Flachs errichtet. Alle freuten sich auf die Hochzeit, nur Gretje machte sich Sorgen.
    »Wie sollen wir bei der Feier alle Leute unterbekommen, und wie soll ich das vorbereiten?«, fragte sie Isaak.
    Isaak lachte. »Mach dir keine Gedanken, Vrouw. Ich habe das schon geregelt. Wir feiern die Hochzeit auf dem Platenhof bei Rebeccas Familie. Das Spanferkel und auch die anderen Dinge habe ich bestellt. Wir können dort übernachten, Zimmer werden für uns bereitstehen. Es wird für dich einfacher so, dachte ich.«
    Gretje wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab und setzte sich seufzend ihm gegenüber an den Tisch. »Ist das dein Ernst?«
    »Warum denn nicht?«, fragte Isaak lachend.
    »Hätten wir das nicht gemeinsam beschließen oder besprechen können?« Gretje klang spröde. Margaretha beschloss, nach den Pferden zu schauen, um der beklemmenden Situation in der Küche zu entfliehen. Sie hatte sich angewöhnt, jeden Abend kurz auszureiten. Die Stute wurde zu wenig bewegt, und Isaak hatte nichts dagegen, dass seine Tochter am frühen Abend ausritt, wenn alle Arbeiten erledigt waren. Seit Rebecca ordentlich mitarbeitete, hatte Margaretha die Möglichkeit, wenigstens für kurze Zeit dem Haushaltstrott zu entkommen.Der Knecht hatte das Pferd schon gesattelt und half ihr aufzusteigen. Sie ritt wie fast jeden Abend bis zum Niedertor und wartete dort. Schon bald kam Jan auf dem Fuchs seines Vaters. Gemeinsam ritten sie bis zum Bockumer Wald, drehten dort um und kehrten zurück. Meist legten sie die letzte Strecke im Galopp zurück. Lachend erreichten sie das Tor.
    »Du hast mich wieder geschlagen«, keuchte Jan und zügelte den Fuchs. »Gegen deine Stute kommt unser Fuchs einfach nicht an.«
    »Sie wird halt gut gepflegt«, neckte Margaretha ihn. Die Freundschaft zwischen den beiden jungen Leuten hatte sich vertieft; die Familien sahen es mit Wohlwollen.
    »Wir sind zu der Hochzeit deines Bruders eingeladen.« Jan grinste sie an. »Was mich sehr freut.«
    »Ja, mein Vater will die Verbindung zu deiner Familie verstärken, sagt er.«
    »Sie wollen wohl zusammen das Leinen in den Niederlanden und nach Frankreich verkaufen. Noch ist der Krieg nicht beendet, und der Handel ist nicht sicher.« Jan fuhr sich durch die Haare, sein Zopf hatte sich gelöst.
    »Vater macht sich Sorgen. Er sagt, es gibt zu viele Weber inzwischen und in den Niederlanden wird minderwertiges Leinen gewoben, welches billiger ist als unseres, sich aber in den schlechten Zeiten besser verkauft. Aber damit kenne ich mich nicht aus.«
    »Unsinn, du erstaunst mich immer wieder. Du bist gut unterrichtet, was Politik und andere Dinge angeht. Höchst erstaunlich für ein Mädchen in deinem Alter.«
    Margaretha sah ihm empört an, wendete dann

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