Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
dann wandte er sich den Gästen zu. »Mevrouw op den Graeff, verzeiht meine Unhöflichkeit. Euch hätte mein erstes Wort gelten müssen. Kommt herein, kommt schnell, gleich wird es regnen. Der Knecht wird sich um Pferd und Wagen kümmern.« Er streckte Gretje beide Hände entgegen, nickte Margaretha herzlich zu. In diesem Moment fielen die ersten dicken Tropfen; in der Ferne grollte plötzlich Donner.
    »Danke für Euer Willkommen, Mijnheer Platen.« Gretje ließ sich von ihm in die Wohnhalle des Gutshofes führen. Im Gegensatz zum letzten Mal, als Margaretha hier war, war es nun anheimelnd und gemütlich. Draußen riss der Wind junge Zweige und die zarten Blätter von den Bäumen, fegte sie über den Hof. Dicke Regentropfen klatschten gegen die Fenster, aber in der Halle brannte freundlich das Feuer in dem großen Kamin, und es duftete nach Braten und den frischen Kräutern, die in dicken Bündeln von den Balken hingen.
    »Nehmt Platz.« Simon Platen zog die Stühle an dem großen Tisch vor dem Kamin vor. Eine Magd brachte Brot und Wein, frischen Käse und kalten Braten. Jonkie war ihnen in das Haus gefolgt und legte sich wie gewohnt zu Margarethas Füßen nieder.
    »Ist das der Hund aus meiner Zucht?«, fragte Platen überrascht.
    »Jonkie? Ja, ist sie.« Margaretha lachte leise. »Sie ist eine große Bereicherung und ein guter Wachhund.«
    »Das ist sie tatsächlich, und auch Eure Tochter ist eine gute Magd, die wir nicht mehr missen mögen.« Gretje lächelte.»Alles aus Eurem Haus scheint gut zu sein, Ihr könnt stolz sein, Mijnheer Platen.«
    »Das freut mich sehr. Vor zwei Wochen bekam ich einen Brief von meiner Tochter. Ich war bass erstaunt, wusste gar nicht, dass sie so schreiben kann. Mehr als das Nötigste vermochten wir die Kinder nicht zu lehren, dazu fehlte uns schlicht die Zeit. Anscheinend hat sie jedoch einiges mitgenommen. Es hat mich stolz gemacht. Doch wichtiger ist, dass Rebecca ordentlich arbeitet.«
    Margaretha warf ihrer Mutter einen verstohlenen Blick zu, Lesen und Schreiben hatte Rebecca bei den op den Graeffs gelernt, und einige Dinge mehr. Aber das musste Platen nicht wissen, sollte er doch stolz auf seine Tochter sein.
    Gretje besprach mit den Platens die anstehende Feierlichkeit, Margaretha schaute gelangweilt aus dem Fenster. Der Regen prasselte nun heftig nieder, große Pfützen bildeten sich auf dem Hof, und wie Blasen platzten die dicken Tropfen auf der Wasseroberfläche. Erschrocken fuhr sie aus ihren Gedanken, als Rebecca sie an der Schulter berührte. »Magst du mitkommen, oder wirst du hier gebraucht?«
    Margaretha sah ihre Mutter fragend an; diese nickte ihr ermunternd zu. Rebecca führte sie an der Küche vorbei, wo ihnen die Köchin Schmalzgebäck zusteckte, in einen Gang, der zu den Ställen führte. Im hinteren Teil des Stalles war es dämmerig. Strohstaub füllte die Luft, es roch intensiv nach den Tieren.
    »Schau mal«, sagte Rebecca. Im Stroh lag eine Hündin mit sechs oder sieben Welpen. Die Kleinen hatten die Augen noch geschlossen.
    Margaretha kniete sich in das Stroh. »Die sind aber niedlich. Darf ich sie anfassen?«
    »Besser nicht. Man weiß nie, wie die Mutter reagiert, wenn die Welpen noch so klein sind.«
    Den Rest des Tages verbrachten die beiden Mädchen in den weitläufigen Gebäuden des Hofes. Rebecca führte Margarethaherum, erklärte ihr die verschiedenen Gerätschaften und Vorrichtungen. Die großen Brüder und auch die Knechte und Mägde begrüßten Rebecca herzlich und überschwänglich. Gegen Abend kehrten die beiden in die Wohnhalle zurück. Die große Tafel wurde gedeckt, und aus der Küche duftete es verführerisch. Immer noch regnete und stürmte es draußen. Gretje schaute zweifelnd aus dem Fenster. Mijnheer Platen sah ihren Blick.
    »Die Frage stellt sich gar nicht, Mevrouw op den Graeff. Heute und bei dem Wetter könnt Ihr unmöglich zurück in die Stadt fahren. Ich habe schon ein Zimmer für Euch richten lassen. Die Mädchen können zusammen in Rebeccas Zimmer schlafen. Morgen wird sich das Unwetter verzogen haben, und Ihr könnt ohne Schwierigkeiten heimkehren.«
    »Das Angebot werde ich wohl annehmen, vielen Dank«, sagte Gretje.
    »Aber was ist mit Vater und den Brüdern? Wer bereitet ihnen das Nachtmahl?«, fragte Margaretha entsetzt.
    »Ach, Kind, ich hatte etwas vorbereitet. Es ist nicht das erste Mal, dass ich abends außer Haus bin. Sie werden schon nicht verhungern.« Gretje strich Margaretha über die Wange. »Aber wo zum Kuckuck

Weitere Kostenlose Bücher