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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bist du gewesen? Du siehst aus, als hättest du den Dachboden der Scheune geputzt, und zwar mit deiner Kleidung.«
    Margaretha sah an sich herunter. Tatsächlich waren sie nicht nur im Stall, sondern auch auf dem Dachboden und in einer Menge anderer Räume gewesen. Sogar das Kellergewölbe hatten sie aufgesucht. Ihr Kleid war verstaubt und verdreckt. Verschämt senkte Margaretha den Kopf.
    »Nun seht Euch meine Tochter an. Wo auch immer Euer Kind war, mein Kind hat sie dorthin geführt.« Platen lachte laut auf. »Sie sollen sich waschen und die Kleider ausbürsten.«
    Als sie nach dem üppigen Essen ins Bett gingen, wurde Margaretha bewusst, wie anders das Leben auf dem Hof war. Es lebten mehr Menschen auf dem Hof, aber die Arbeitenwurden ganz anders aufgeteilt. Erst jetzt begriff sie, wie schwer Rebecca die Umstellung gefallen sein musste. Von nun an gab sie sich noch mehr Mühe, Rebecca das Leben in der Stadt leichter zu machen.
    Der Frühling wurde zum Sommer, und die Hochzeit stand an. Der reformierte Pastor traute das Paar, denn den Mennoniten war nicht erlaubt, eine Eheschließung vorzunehmen. Er tat es kurz und seine Missbilligung war zu spüren. Anschließend machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf zum Hof der Platens außerhalb der Stadt.
    In den Wochen vorher war es feucht und nasskalt. Gretje hatte immer wieder besorgt das Wetter beobachtet. Die Stadt versank in Schlamm und Abfällen, es stank manchmal bestialisch. Die Gräben waren von dem Unrat der vielen Menschen verstopft, die die Stadt überfüllten. Die Preise für Lebensmittel und Holz stiegen, die Unruhe in der Stadt wuchs. Aber das war nicht Gretjes größte Sorge. Was, wenn es so nass und kalt bliebe? Wie sollten sie dann draußen auf dem Platenhof feiern?
    »Es wird grauenvoll werden«, sagte Gretje drei Tage vor dem Fest. »Regnerisch und windig.«
    »Nun warte es ab, Vrouw. Bis dahin kann das Wetter umschlagen, und falls nicht, hat Platen die Scheune freigeräumt, Tische und Bänke dort aufgebaut«, versuchte Isaak sie zu beruhigen.
    »Ich werde morgen schon dorthin fahren und bei den Vorbereitungen helfen.« Gretje setzte eine finstere Miene auf.
    »Das wirst du ganz sicher nicht tun. Dein Erstgeborener tritt in den Stand der Ehe. Du musst dabei sein und es bezeugen.«
    »Aber, Isaak, es gibt sicherlich noch furchtbar viel zu tun und zu überprüfen.«
    »Das können Margret und Rebecca machen. Du bleibst auf jeden Fall hier.« Isaaks Ton ließ keinen Widerspruch zu.
    Margaretha zuckte bei seinen Worten zusammen. Sie freutesich sehr auf die Feier, hatte aber auch an der Zeremonie teilnehmen wollen. Doch Gretje hatte recht, es gab sicherlich noch viel, was gemacht und kontrolliert werden musste. Verwandtschaft kam aus anderen Städten, sogar aus den Niederlanden wollten Leute anreisen. Platen hatte ihnen Unterkünfte zugesagt, aber waren die Zimmer sauber, die Betten frisch bezogen? Gab es genügend Nachtgeschirr, Handtücher, Waschschüsseln? All dies musste geregelt werden. Nun sollte sie diese Aufgabe übernehmen. Die Last der Verantwortung wog plötzlich schwer auf ihren Schultern. Auch der abendliche Ausritt konnte das Gefühl nicht nehmen. Besorgt sah Jan sie immer wieder an, versuchte sie mit heiteren Scherzen aufzumuntern. Es gelang ihm nicht. Seufzend verabschiedete er sich schließlich von der in sich gekehrten Margaretha am Schwanenmarkt.
    »Welche Wolke auch immer dein Gemüt für heute verdunkelt hat, ich hoffe, sie ist spätestens übermorgen vorübergezogen, wenn dein Bruder heiratet. Ich dachte, du freust dich auf das Fest?«
    »Tue ich doch«, sagte Margaretha stockend.
    »Ja, du sprühst geradezu vor Freude.« Jan grinste spöttisch. »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen, oder ist euer Bier schal geworden?«
    »Weder noch.«
    »Nun gut. Wir sehen uns morgen Abend am Stadttor zur gewohnten Zeit?«
    »Nein, Jan. Morgen früh fahre ich schon hinaus auf den Platenhof und helfe bei den Vorbereitungen.«
    »Ach herrje, ist es das, was dir zu schaffen macht?« Mitfühlend sah er sie an.
    »Ja. Es wird viel zu tun sein.«
    »Das glaube ich gerne. Nun denn, dann sehen wir uns übermorgen.« Er tippte an seinen Hut und wendete das Pferd.
    Schon vor Tagesanbruch brachen Margaretha und Rebecca auf, der Knecht fuhr sie nach draußen vor die Landwehr, brachte sie zu dem Hof, wo schon emsige Betriebsamkeitherrschte. Bis spät in die Nacht liefen die Vorbereitungen, und nach wenigen Stunden unruhigen Schlafes ging es am nächsten

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