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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sorge.
    »Moedertje, sollten wir nicht froh sein?«, fragte Margaretha, die sich darüber freute, nicht durch hohen Schnee stapfen zu müssen.
    »Es ist zu mild, Meisje.« Gretje sah sorgenvoll in den Hof, wo sich tiefe Schlammpfützen gebildet hatten. »Die Schädlinge sterben nicht, die Wintergerste verfault.«
    »Ach, Moedertje, nie ist es recht«, seufzte Margaretha. Sie war das Klagen leid.
    »Nein, du irrst. Ein zu langer und kalter Winter ist furchtbar, das hatten wir in den letzten Jahren mehrfach. Ein zu feuchter und milder Winter hat auch seine Tücken. Die Natur spielt verrückt.« Gretje schüttelte den Kopf. »Wer weiß, wie dieses Jahr werden wird. Wir müssen mit Fieber rechnen. Hoffentlich haben wir genug Weidenrinde.«
    »Wir haben auf jeden Fall noch Holundertinktur und auch Samen der Esche, und die Brunnenkresse treibt schon wieder aus im Kräutergarten.« Margaretha rührte den Eintopf um. Durch das milde und feuchte Wetter verdarben ihnen die getrockneten Hülsenfrüchte, vieles schimmelte in der Vorratskammer. Sie hatten einen Sack Erbsen wegwerfen müssen, verkochten nun die Reste des zweiten mit Schweinespeck und frischer Petersilie, die schon im Kräutergarten wuchs.
    »Was ist mit Rebecca?«, fragte Gretje leise. »Sie ist so verändert.«
    »Ich glaube, sie wird krank, Moedertje. Sie ist müde, lustlos, blass. Ob das auch mit dem Wetter zusammenhängt?«
    »Das könnte gut sein. Ich werde ihr heute Abend einen stärkenden Aufguss bereiten. Aber nun muss ich zu Familie Lenßen. Das Kind sollte jeden Tag kommen.« Gretje nahm ihren Korb, sah ihre Tochter an. »Du wirst dich um den Haushalt kümmern.«
    Margaretha nickte ergeben. Lieber wäre sie ihrer Mutter gefolgt, doch Esthers Söhne husteten, und Catharina fühlte sich überfordert damit, für alle die Mahlzeit zu bereiten. Es war eine Ausrede, das wusste nicht nur Margaretha. Catharina versenkte sich lieber in die Bibel und las gläubige Schriften, als sich um Hausarbeit zu kümmern, Erbsen zu schälen oder Speck zu braten.
    Also bereitete Margaretha das Essen, wusch Wäsche und kehrte den Hof. Rebecca hockte im Abort, ihr war schlecht, so wie schon seit Tagen. Margaretha hatte ihr Dillsamen in Wein aufgekocht, ein wirksames Mittel gegen Übelkeit. Doch dem Mädchen ging es nicht besser, deshalb schickte Margaretha sie mit einer Schale Gemüsebrühe zu Bett.
    Auch die nächsten Tage wurden nicht leichter, die Kinder krankten, Rebecca blieb schwach, Margaretha hielt sie von der Familie fern, fürchtete Ansteckung. Gretje war mit der Wöchnerin beschäftigt. Nach einem heftigen Schauer schien die Sonne von einem Himmel, der wie frisch gewaschen aussah. Die Erde schien zu dampfen, und man konnte dabei zusehen, wie die Knospen aufplatzten und sich die neuen Blätter an den Zweigen entrollten.
    »Schau!« Samuel zeigte begeistert nach draußen. »Schön!« Der zweieinhalbjährige Sohn von Hermann und Esther hielt sich gerne bei Margaretha in der Küche auf.
    »Ja, und alles duftet.« Margaretha sah in den Aprilhimmel. Der nächste Regen konnte rasch wieder aufziehen, doch im Moment war es sonnig. »Sollen wir in den Wallgarten gehen und nachschauen, was dort wächst? Vielleicht haben wir noch Lauch dort, und auch mit der Aussaat könnte ich getrost beginnen.«
    Der Junge nickte begeistert. Margaretha holte seine Joppe, schlug sich ein Tuch um die Schultern, nahm ihn an die eine Hand, den Korb in die andere.
    »Sag Esther, dass wir im Wallgarten sind«, rief sie Rebecca zu, die auf der Küchenbank saß und getrocknete Bohnen sortierte. »Ich habe ein Stück Rindfleisch rausgelegt, das kannst du für die Abendmahlzeit nehmen. Und vergiss nicht, das Brot zu backen.«
    Rebecca nickte müde. Entgegen Margarethas Befürchtungen hatte die Magd nicht die Ruhr bekommen, die im Armenviertel wieder um sich griff. Es schien nur eine Magenverstimmung gewesen zu sein. Doch immer noch wirkte das Mädchen blass und krank. Margaretha hoffte, dass die Wärme des Frühlings, die frischen Kräuter und Früchte Rebecca wieder zu Kräften kommen lassen würden.
    Fröhlich stapfte der kleine Samuel an ihrer Seite. Jonkie lief aufmerksam vor ihnen her, den Kopf wachsam erhoben. Margaretha war froh, den Hund dabei zu haben. Der Unmut gegen die Quäker hatte noch mehr zugenommen. Manches Mal war sie rüde beschimpft, war vor ihr ausgespuckt worden. Doch dank des Hundes war nie mehr passiert. Anderen Frauen war es schlechter ergangen. Beleidigungen und Beschimpfungen

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