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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dreckverkrusteten Schuhe auf und zog sie aus.
    Pastorius sah sich um. »Ihr wohnt hier und nebenan?«
    »Nebenan wohnt mein Bruder mit seiner Frau. Dort ist die Weberei. Ich wohne hier mit meiner Mutter, meinem Bruder Hermann und seiner Familie. Dazu gehört auch Samuel, der kleine Junge.«
    »Es ist Euer Neffe, nicht Euer Sohn?«
    Margaretha richtete sich wieder auf und lachte leise. »So ist es. Ihr mögt sicher einen Becher Würzwein. Und vielleicht mögt Ihr nach der langen Reise auch ein Bad?«
    »Ein Bad?« Er fragte, es klang begehrlich, vermischt mit einem leichten Ton des Unglaubens.
    »O ja. Wir haben einen Badezuber. Ich werde warmes Wasser bereiten lassen. Kommt mit, die Küche ist hier hinten. Wir wussten nicht, dass Ihr heute kommt, und haben nicht in der Stube gedeckt. Ich hoffe, das stört Euch nicht?« Sie sah sich nicht nach ihm um, ging in die Küche. Dort duftete es nach frischem Brot und Eintopf. Eine Rinderbrühe köchelte zudem noch auf dem Herd. Rebecca deckte gerade den Tisch. Sie hatte Samuel einen Kanten Brot, dick mit Butter bestrichen, gegeben.
    »Wo ist Catharina?«, fragte Margaretha.
    Rebecca zuckte mit den Schultern. »Wer weiß das schon?«
    »Sie und Abraham haben einen Gast.« Margaretha wies in die Diele. »Ein Advokat. Er kommt von weit her und hat eine anstrengende Tagestour hinter sich. Mach den Badezuber fertig, er möchte baden.«
    »Was?« Rebecca sah sie mit großen Augen an.
    »Nun mach schon«, zischte Margaretha. »Ich weiß, es ist viel Arbeit, den großen Kessel zu füllen. Fang schon mal an, ich helfe dir gleich.«
    »Ich helfe dir jetzt«, sagte Dirck. Er saß auf der Küchenbank, Margaretha hatte ihn nicht gesehen. »Such du Catharina und Abraham, Margret.« Er stand auf und zwinkerte den beiden zu.
    »Wo ist Mutter?«, fragte Margaretha müde.
    »Bei einer Wöchnerin. Sie sagte, dass sie erst spät nach Hause kommen würde.«
    »Und Abraham und Hermann?«
    »Sie arbeiten noch. Esther stillt den Kleinen. Sie kommt gleich wieder herunter.«
    Margaretha nickte. Alles war wie immer, nur dass überraschend ein Gast da war, von dem niemand vorher etwas gewusst hatte. Catharina hatte sicherlich davon gewusst, rief sie sich ins Gedächtnis, ihre Schwägerin würde nicht umsonst einen Raum kehren und herrichten. Sie rieb sich über die Stirn, seufzte leise, zog dann ein Lächeln über ihr Gesicht und drehte sich zu dem Gast um.
    Pastorius stand an der Küchentür, schaute sich unsicher um. »Ich habe das Gefühl, dass ich ungelegen komme.«
    »Nein, nein. Kommt herein. Legt Euern Mantel ab und setzt Euch.« Flüchtig wischte sie ein paar Krümel vom Tisch. Es sah aus wie immer, der Tisch war noch nicht abgewischt und nicht gedeckt. Es war nicht dreckig, aber auch nicht besonders ordentlich, die Spuren der täglichen Arbeit waren zu sehen. Margaretha gab ihm einen Becher Würzwein, begann die Küche aufzuräumen. Samuel hatte sein Brot aufgegessen, er saß nun vor dem Herd und quengelte leise.
    Margaretha hielt inne, schöpfte tief Luft und nahm den kleinen Jungen dann auf den Arm. »Du bist müde, nicht wahr?«
    Samuel nickte.
    »Dann gebe ich dir jetzt etwas Warmes zu essen, und danach gehst du zu Bett. Du brauchst nicht warten, ja, Hartje?«
    Wieder nickte das Kind. Seine Wangen glühten, die Augen fielen ihm beinahe zu.
    »Verzeiht. Ihr seid nicht unwillkommen, aber ein überraschender Gast. Wir haben hier einen großen Haushalt mit vielen Menschen. Nicht alles ist perfekt. Das Abendessen wird schlicht sein, aber gut, das versichere ich Euch.« Sie biss sich auf die Lippe.
    »Um Gottes willen, macht Euch keine Gedanken um mich. Ich bin froh, hier sitzen zu können. Ich hatte meinen Besuch angekündigt, aber vielleicht ist der Brief verloren gegangen.«
    Ja, dachte Margaretha wütend, bei Catharina. Bestimmt hatte die Schwägerin das genaue Datum gewusst. Immer noch waren weder sie noch Abraham in der Küche aufgetaucht. Dabei war Dirck vor etlichen Minuten nach drüben gegangen. Margaretha schluckte ihren Ärger herunter.
    »Bis zum Essen wird es noch ein Weilchen dauern. Euer Bad wird gerade bereitet. Mögt ihr eine Scheibe Brot? Es ist nur schlichtes Brot, aber ganz frisch. Ich habe auch Butter und Schmalz …«
    »Das klingt ganz wundervoll. Eine Scheibe frisches Brot ist oftmals köstlicher als ein aufwendiges Mahl.« Pastorius lächelte ihr zu. »Mögt Ihr mir das Kind geben? Ich würde es halten. Ihr hättet die Hände frei … ich könnte Euch auch zur Hand gehen

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