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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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viele Papiere dazu, diskutieren Themen ausführlich. Wirklich in Not sind sie nicht, ihre Stellung schützt sie. Und dann gibt es die sehr armen Leute, die einen einfachen, aber deshalb nicht weniger frommen Glauben haben. Sie können ihren schlichten Glauben kaum leben, werden verfolgtund eingeengt. Die Reichen werden sicherlich in die Neue Welt kommen, dann, wenn dort schon einige Städte und Dörfer gebaut worden sind, wenn die Gefüge sich gefestigt haben und das Leben reibungsfrei abläuft.«
    »Das kann ich gut verstehen.« Margaretha nickte.
    »Ja, so habe ich Euch auch verstanden. Aber so ein neuer Staat braucht mutige Mitbegründer, tapfere Männer und Frauen, die das Wagnis annehmen.«
    »Das klingt gut, solange man nicht selbst betroffen ist, werter Mijnheer Pastorius. Schließlich setzt man doch nicht nur das eigene Leben aufs Spiel, sondern auch das von anderen.«
    »Es gibt schon Häuser dort in der Stadt, die William Penn Philadelphia genannt hat.«
    »Philadelphia – hat das Wort eine Bedeutung?«
    »Ja, es kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie ›geschwisterliche Liebe‹. Die Brüder und Schwestern im Glauben sollen dort friedlich miteinander leben, das ist Penns Grundgedanke.«
    Margaretha nickte, prüfte abermals die Konsistenz der Butter. »Das habe ich schon verstanden, aber es braucht viel Mut, meint Ihr nicht? Sehr viel Mut, um dies Wagnis einzugehen.«
    »Mejuffer op den Graeff, das ist mir wohl bewusst. Und dennoch, ich werde das Wagnis eingehen. Ich habe Land gekauft in der Neuen Welt, die Schiffspassage ist schon gebucht, und von Krefeld aus werde ich in die Niederlande reisen und mich nach England einschiffen. Dann geht es weiter über das große Meer. Ich fahre ohne Furcht im Herzen, bin mir sicher, einer wunderbaren Zukunft entgegenzusegeln.«
    »Das klingt sehr pathetisch, doch ich spüre Eure wahre Begeisterung. Nun habt Ihr aber keine Familie, oder doch?«
    Pastorius schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Doch hätte ich sie, würde ich sie froh mitnehmen. Glücklich darüber, mit ihnen an einem Ort leben zu können, an dem derGlauben frei ist.« Er atmete tief ein. »Und mich überrascht Eure Familie. Ihr seid weder sehr reich, noch sehr arm. Ihr seid wohlhabend und gebildet. Ihr beschäftigt Euch ernsthaft mit den Fragen des Glaubens. Natürlich ist Krefeld eine Ausnahme, hat die Stadt doch schon den Mennoniten Zuflucht gewährt, ja, ihnen sogar Bürgerrechte übertragen. Und dennoch wollen Eure Brüder mehr.«
    »Ja, das ist richtig.« Margaretha verzog das Gesicht. »Dabei geht es uns gar nicht schlecht.«
    »Aber es könnte Euch besser gehen. Ihr könntet Euren Glauben frei und leicht leben.«
    »Mijnheer Pastorius, das mag sein, aber eine Bürgschaft gibt es dafür nicht. Ihr verkauft Land, das Ihr noch nie gesehen, in einem Staat, den Ihr noch nie betreten habt.«
    »Ich habe viele Berichte gelesen, viele Briefe von dort bekommen. Sie klangen durchweg zusagend und aufbauend.«
    »Vielleicht würde ich anders denken, wenn ich auch solche Briefe bekommen hätte. Ich habe aber nur Berichte aus Jamestown gelesen, und die ließen mir das Blut in den Adern gefrieren.«
    »Aber diese Berichte sind Jahrzehnte alt. Inzwischen haben sich die Wilden an die Siedler gewöhnt, Handel und Tausch sind gang und gäbe.«
    »Ihr verbürgt Euch dafür, dass die Wilden nun niemanden mehr angreifen?«, fragte Margaretha leise.
    Pastorius zögerte. Mehrfach zog er an seiner Pfeife. Dann stand er auf, ging ein paar Schritte über den Hof, drehte sich schließlich um und sah Margaretha an. »Verbürgen kann ich mich nicht. Aber auch hier können Euch Wegelagerer auflauern und überfallen. Die Berichte, die ich bekommen habe, sprechen von friedlichem Kontakt zu den Wilden. Ich werde mich in ein paar Wochen selbst davon überzeugen können, doch ich glaube und vertraue den Berichten. Wenn es anders wäre, würde ich nicht dafür werben, dass ganze Familien sich dort Land kaufen.«
    Bevor Margarethe etwas hinzufügen konnte, war Pastorius an ihr vorbei und zurück in das Haus gegangen. Verblüfft schaute sie ihm hinterher. Habe ich ihn etwa verärgert?, dachte sie. Oder habe ich Gedanken ausgesprochen, die er auch hat, Ängste, die ihn auch plagen? Es ist seine Aufgabe, für das Land zu werben. Sie hoffte, dass bei den Gesprächen mit ihren Brüdern und den anderen Männern der Gemeinde auch kritische Fragen gestellt werden würden.
    Gerade als sie die Butter abgenommen und in die

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