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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das merkte Margaretha, die ihm folgte. Die Angst war wieder da. Doch bei der Aufregung und Unruhe blieb ihr keine Zeit, sich mit den düsteren Gedanken zu befassen.
    Die Brüder op den Graeff beschlossen, den anderen die Ochsenkarren zu lassen und ihre Sachen erst mit der zweiten Fuhre nach Philadelphia zu bringen. Trotzdem sollten die Frauen schon mitgehen. Hermann und Abraham begleiteten sie, Dirck blieb bei ihrem Hab und Gut.
    Jonkie lief neben Margaretha her, ein wenig war es so wie am Anfang ihrer Reise, nur dass sie jetzt endlich ihre neue Heimat erreicht hatten. Oder jedenfalls fast, dachte Margaretha.
    Die Fahrt hatte der Hund leidlich überstanden, er schien froh zu sein, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, und war begeistert durch das Gebüsch gestreunt, hatte Enten aufgescheucht und Hasen nachgejagt. Nun aber folgte er Margaretha wieder getreu. Gretje ging langsam neben dem Tross her. Immer wieder blieb sie schnaufend stehen, holte keuchend Luft und hustete.
    »Moedertje schafft das nicht«, sagte Margaretha leise zu Hermann. »Sie ist erschöpft und das Laufen nicht mehr gewohnt. Wir müssen sie auf einen der Karren unterbringen.«
    Hermann nickte. Besorgt schauten die Geschwister zur Mutter. Abraham hatte ihren Arm genommen und stützte sie.
    Kurz nach der Ankunft war sie so lebhaft gewesen, dachte Margaretha traurig, voller Energie und Lebensmut. Doch nun zeigten sich deutlich die Spuren der anstrengenden Reise. Hoffentlich hatte sie die Möglichkeit, sich in Philadelphia zu erholen.

Kapitel 27
    Auch die anderen merkten nach kurzer Zeit, wie viel Kraft sie die Reise gekostet hatte. In den sechs Wochen auf See hatten sie kaum Bewegung gehabt, das Essen war dürftig gewesen, und der Seegang hatte ihnen zugesetzt. Doch nur die Schwachen und Kranken konnten mit den Karren fahren, die anderen liefen hinterher.
    Eine halbe Stunde Fußmarsch hatte es geheißen, aber die Ochsen kamen nur langsam voran, und so zog sich der Weg dahin. Der dichte Wald beeindruckte die Siedler. Die Bäume waren höher und dichter als im Hülser Bruch. Zypressen wuchsen hier und Zedern, Kastanien und Eichen. Sie erspähten eine Vielzahl von Vögeln – Enten, Reiher, Wildgänse und Schnepfen. Die Kinder und manch einer der Erwachsenenschlugen sich durch das Dickicht, suchten Beeren und Kräuter, Obst und Nüsse.
    »Es gibt hier Wildschweine«, berichtete Tönis Kunders begeistert. »Der Boden ist schwarz und gut, er scheint sehr fruchtbar zu sein. Spuren von großen Tieren haben wir auch entdeckt, das werden wohl Bären sein, davon hatte uns Mister Claypoole ja schon berichtet.« Seine Augen glänzten. »Nur gut, dass wir uns an Waffen geübt haben, wir werden jagen müssen.«
    »Nicht nur das«, meinte Abraham nachdenklich. »Diese Bären sollen groß und gefährlich sein.«
    »Aber sie werden doch wohl nicht in die Stadt kommen?«, fragte Gitta Kunders, die Mühe hatte, mit den Männern Schritt zu halten. Margaretha sah Hermann nachdenklich an, auch er runzelte die Stirn, biss sich dann aber auf die Lippen und äußerte sich nicht dazu.
    Was werden die Leute wohl sagen, wenn sie entdecken, dass es gar keine große und geschützte Stadt gibt?, dachte Margaretha besorgt.
    Die Bäume, die wie dichte Wände zu beiden Seiten des Pfads standen, lichteten sich allmählich. Das Unterholz wurde dafür dichter. Alle Arten von Beeren wuchsen hier. Margaretha pflückte im Vorübergehen einige saftige Brombeeren. Die meisten der anderen Früchte waren schon verfault oder vertrocknet. Viel würde ihnen nicht bleiben für die Wintervorräte. Doch die Brombeeren waren saftig und süß, eine Wohltat nach den langen, kargen Wochen Schiffskost.
    Die Karren wurden langsamer, kamen schließlich zum Stehen. Die Siedler liefen an ihnen vorbei, verharrten dann. Eine Ansammlung von Hütten zeigte sich ihnen, sie waren aus groben Holzstämmen zusammengefügt.
    »Wo sind wir hier?«
    »Warum halten wir an?«
    »Wo ist der Weg in die Stadt?«
    Immer mehr Fragen dieser Art wurden laut geäußert. Pastorius,der mit den Siedlern mitgegangen war, fand sich nun umringt von ihnen.
    »Meine lieben Brüder und Schwestern«, sagte er mit heiserer Stimme, räusperte sich dann. »Meine Freunde im Glauben, dies ist nur der Anfang.« Er hielt inne.
    Margaretha drängte sich nach vorne, sie spürte, wie heikel diese Situation war. Wenn nun die Stimmung kippte, dann könnten sie in Teufels Küche geraten. Sie lächelte Pastorius zu. Er sah sie an, sein

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