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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Glauben?«
    Pastorius lächelte gequält. »An meiner Kraft. Im Vergleich mit Euren Brüdern bin ich ein Nichts. Sie haben sofort Pläne gemacht, haben sich umgeschaut, wo welche Bäume stehen, wo es Steine gibt, die zum Kaminbau taugen. Auf diese Gedanken wäre ich gar nicht gekommen.«
    »Ihr seid ein Advokat, habt Euch bisher mit anderen Dingen beschäftigt. Doch wenn Ihr wirklich hier siedeln wollt, dann werdet Ihr alle nötigen Dinge erlernen.«
    »Ich hoffe es. Denn ich will hier siedeln, mich hier niederlassen und eine Familie gründen.« Er sah sie an, eine leichte Röte kroch über sein Gesicht. Margaretha biss sich auf die Lippen, verkniff sich das Lächeln. Ihr Herz schlug auf einmal heftig, ihre Hände wurden feucht.
    »Wenn Ihr das wirklich und von Herzen wollt, dann wird Euch das auch gelingen«, sagte sie leise, drehte sich dann um und eilte zurück in das Lagerhaus.
    Die Männer hatten sich um Hermann und Abraham geschart, lauschten gespannt den Ausführungen der beiden. Mit lebhaften Worten beschrieb Hermann das Land und ihre Pläne.
    Margaretha machte sich an der Feuerstelle zu schaffen. Sie setzte einen Kessel mit Wasser auf, suchte fahrig in ihren Vorräten nach Kräutern und Gewürzen.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Esther. Sie hatte den kleinen Isaak im Arm, Samuel spielte auf dem Boden mit ein paar Holztieren, die Dirck geschnitzt hatte.
    »Ich wollte einen Aufguss für Mutter machen.«
    »Aber, Margret, dort drüben steht doch schon ein Kessel. Du hast ihn vorhin gekocht und dann zum Ziehen zur Seite gestellt.«
    »Gottegot, wie dumm von mir! In der Aufregung habe ich das ganz vergessen.« Margaretha lachte nervös auf.
    »Nimm dir einen Becher Würzwein und setz dich hin. Nie kommst du zur Ruhe, immer machst du etwas, kein Wunder, dass du erschöpft und durcheinander bist.« Esther drückte ihr das Kind in den Arm und schöpfte eine Kelle Würzwein in einen Becher.
    »Wo ist eigentlich Catharina?« Margaretha kitzelte ihren kleinen Neffen, der entzückt auflachte.
    »Sie sitzt bei den Männern, weicht Abraham kaum von der Seite.« Esther verzog das Gesicht. »Ich bin so froh, wenn wir endlich unser Land und eigene Behausungen haben.« Dann senkte sie die Stimme. »Allerdings frage ich mich, wie Catharina ihren Haushalt führen will. Bisher hat sie kaum etwas gemacht. Weder ist sie mit dir und den anderen in den Wald gegangen, um Vorräte zu sammeln, noch hat sie sich mit Fischfang oder Fallenstellen vertraut gemacht. Hier fällt es kaum auf, weil wir alles zusammenwerfen, aber das wird sich dann ändern.«
    »Ja, ja, das denke ich auch«, murmelte Margaretha.
    Esther sah sie nachdenklich an. »Meinst du wirklich, sie wird plötzlich bäuerliche Fähigkeiten entwickeln?«
    Margaretha starrte in das Feuer, ganz in Gedanken versunken.
    »Hörst du mir zu, Margret?« Esther lachte leise, als ihre Schwägerin bei diesen Worten hochfuhr.
    »Bitte?«
    »Wo bist du mit deinen Gedanken?«
    »Ich? Ach, ich denke nur nach … über dies und das …«
    »Ja, so scheint es. Gehört Pastorius zu dies oder eher zu das?«
    Margaretha spürte die hitzige Röte der Verlegenheit auf ihren Wangen. »Wie kommst du auf Pastorius?«
    »Weil ich sehen kann, wie du ihn anschaust.«
    »Wirklich?« Sie senkte den Kopf, vergrub ihre Nase im Nacken ihres Neffen. »Kinder riechen immer so köstlich«, sagte sie leise und warf Esther einen verstohlenen Blick zu.
    »So, so.« Esther lachte auf. »Pastorius ist ein netter Mann.«
    »Ja, das ist er. Er setzt sich sehr für uns ein.«
    »Nun ja, er hat uns hierher geholt, es sollte ihm wichtig sein, dass wir guten Boden bekommen. Doch diesmal scheint es ja geglückt zu sein.«
    »Er will mit uns zusammen siedeln.«
    »Will er das? Das überrascht mich. Er hat doch ein Haus im Ort angemietet und macht nicht den Eindruck, als wäre er handwerklich versiert.«
    »Hermann und Abraham haben auch noch kein Haus mit eigenen Händen erbaut.«
    »Nein, aber sie sind körperliche Arbeit gewohnt, können mit Hammer und Säge umgehen statt mit dem Federkiel wie Pastorius.«
    »Wo ein Wille, da ein Weg«, sagte Gretje. Überrascht sahen die jungen Frauen sie an. Gretje hatte neben der Feuerstelle gesessen, auf dem Stuhl, den Dirck ihr in aller Eile gezimmert hatte. Ihre Augen waren geschlossen gewesen, ihr Atem mühsam, immer wieder unterbrochen von dem trockenen Husten, der sie quälte. Sie hatten nicht gedacht, dass die Mutter dem Gespräch gefolgt war. Nur noch selten beteiligte sich

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