Die Heilerin
genau wie ihre Familie, alle Unbill auf sich zu nehmen gedachte, um ein gottesfürchtiges Leben zu führen.
»Halleluja«, sagte sie leise. »Kommt, lasst es uns meinen Brüdern mitteilen.«
Froh machte sich die Delegation der Siedler auf, um mit Penn zu sprechen und die Pläne einzusehen. Es gab nur eine grobe Karte der Umgebung. Hermann und Abraham wollten dasLand zuvor besichtigen, ehe sie die endgültigen Verträge unterzeichneten, und so packten sie ihre Sachen und zogen mit Pastorius und einigen ortskundigen Männern los. Voller Hoffnung sah Margaretha ihnen nach.
Pastorius, so dachte sie, veränderte sich. Das Träumerische, was ihn in Krefeld so fremd und bezaubernd wirken ließ, hatte er verloren. Ernsthafter war er geworden, nachdenklicher. Sie glaubte ihm, glaubte seinen Worten, dass er mit ihnen zusammen eine neue Siedlung gründen wollte. Und sie freute sich darüber, denn er war zu einem festen Bestandteil ihrer Gedanken geworden.
Zwei Tage waren die Männer unterwegs. Als sie wiederkamen, waren ihre Mienen ernst, die Gesichter umschattet.
»Das Land, was Penn uns zugewiesen hat«, sagte Hermann voller Zorn, »können wir nicht besiedeln. Es liegt an den Schuylkill-Fällen, ist gebirgig und nicht für den Ackerbau geeignet.«
»Und nun?«, fragte Margaretha verängstigt. Sie drückte Rebeccas Hand, die dicht bei ihr Platz gesucht hatte, während die Männer Würzwein aus dem Kessel schöpften.
»Wir werden wieder mit Penn sprechen und eine andere Lösung fordern.« Pastorius setzte sich nicht. Hastig trank er einen Schluck Wein, machte sich dann auf in die Ortschaft.
»Ich hoffe bei Gott, dass der Mann es schafft, Penn andere Landstücke abzuringen.« Abraham schüttelte den Kopf. »Es ist nicht Pastorius’ Schuld. Er war genauso entsetzt wie wir, als wir dort ankamen. Das Gebiet liegt landeinwärts und ist viel höher gelegen. Dort wachsen allerlei Bäume, es gibt jede Menge Bachläufe und viel Wild. Doch Flachs können wir dort kaum anbauen, auch keine Weiden anlegen und nur kleine Gärten.«
»Für einen Steinbruch wäre es ideal«, meinte Dirck bitter. »Aber nicht, um dort zu siedeln.«
Wieder mussten die Siedler bangen und warten, doch schon am nächsten Morgen kam Pastorius mit Neuigkeiten.
»Ich habe mit Mijnheer Penn gesprochen«, sagte er und nahm dankbar eine Schüssel mit Brühe. »Ich habe das Land abgelehnt und anderes Land gefordert.«
»Und was sagt Penn?«, fragte Hermann und stand unruhig auf.
»Er konnte unsere Einwände nachvollziehen und wollte wissen, wo wir lieber siedeln wollen. Ich bat um Land mehr küstenwärts gelegen, damit wir eine Stadt gründen können. Nach einigen Disputen war er damit einverstanden. Schon heute können wir uns aufmachen und das neue Land in Augenschein nehmen.«
»Wirklich?«, fragte Hermann ungläubig? »Er hat uns ohne großes Murren neues Land zugeteilt?«
»Ja.«
»Halleluja.«
»Godlof!«
Bald machten sich die Männer wieder auf. Diesmal kamen sie am nächsten Tag wieder und waren voller Begeisterung.
»Es ist wunderbares Land, schönes Land mit dichtem Wald, zwei Stunden Fußmarsch von hier«, erklärte Hermann begeistert.
Abraham und Dirck nickten, nur Pastorius schaute zu Boden. Einzig Margaretha schien seine verhaltene Begeisterung aufgefallen zu sein. Sie folgte ihm, als er zurück in die Ortschaft ging.
»Franz Daniel«, rief sie. »Wartet.«
»Meine liebe Margret.«
»Ihr habt Zweifel.«
Pastorius schaute zu Boden, richtete dann den Blick wieder hoch. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Ich kenne Euch zwar noch nicht sehr lange, aber doch haben wir einige Zeit miteinander verbracht und einige Gespräche geführt, wir haben Briefe ausgetauscht und unsere Gedanken miteinander geteilt. Ich weiß, dass Euch etwas beunruhigt. Mögt Ihr es mir nicht sagen? Ist das Land nicht geeignet?«
»Doch, doch. Dieses Stück Land ist sehr viel besser als das erste. Es ist fruchtbares Land, wertvoll, sobald man es urbar gemacht hat.«
»Und doch zweifelt Ihr. Weshalb?« Sacht strich Margaretha mit den Fingerspitzen über seine Wange.
»Ich zweifele nicht an der Qualität des Bodens, wohl aber sehe ich die Schwierigkeiten, die noch vor uns liegen.« Er senkte den Kopf. »Die vor mir liegen.«
»Wie meint Ihr das?«, fragte sie verwundert. »Gibt es noch Probleme mit Penn, von denen Ihr noch nichts gesagt habt?«
»Nein, nein, werte Margret, das ist es nicht. Ich zweifele an mir.«
»An Eurer Überzeugung und Eurem
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