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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wegnehmen?«
    »Hartje, du gehörst zu uns. Du bist meine Schwester und obliegst meiner Obhut, bis du dich vermählst. Du nimmst niemandem den Platz weg. Esther hat recht, es ist zu eng. Wir werden anbauen müssen. Gleich morgen werde ich mit Dirck weitere Bäume fällen.«
    »Bis ich mich vermähle? Wer soll mich hier freien?« Sie schüttelte den Kopf. »Muss ich darauf warten, dass eine der Frauen stirbt, auf dass ich ihren Platz einnehmen kann?«
    »Gottegot, Hartje, so habe ich das nicht gemeint. Mir war nicht bewusst, dass du so unglücklich bist.«
    »Hermann, du hast Esther, Abraham hat Catharina und Dirck Rebecca. Ich bin ein gelittener Gast, ein Anhängsel. Ich könnte bei jedem von euch einige Tage oder Wochen wohnen und dann zum Nächsten ziehen. Doch das wäre für niemanden von uns erstrebenswert.«
    Hermann stand auf und trat zu ihr, legte ihr sacht die Hand auf die Schulter. »Zusje, du bist kein Anhängsel und schon gar nicht entbehrlich. Auch als Gast sehe ich dich nicht,sondern als Teil unserer Familie. Mich dauert, dass du so bedrückt bist.« Er hielt inne, suchte nach Worten. »Wir haben die lange und anstrengende Reise überstanden. Gott hat uns diesen Platz geschenkt.« Er schaute sich um. »Diese Hütte ist sehr beengt, aber ich werde für dich und Mutter einen Raum anbauen. Und im nächsten Jahr, schon im Frühjahr, werden wir damit beginnen, richtige Häuser zu bauen. Das Grundstück ist groß genug, es reicht, um dir ein eigenes Haus zu errichten. Auch Platz für einen Kräutergarten wirst du haben.« Dann schüttelte er den Kopf. »Du musst dich nicht vermählen, um als jemand zu gelten. Als Heilkundige bist du uns unersetzlich.«
    Margaretha stiegen die Tränen in die Augen.
    »Nun, nun.« Esther eilte zu ihr und nahm sie in die Arme. »Was Hermann sagt, stimmt. Du bist kein Gast, du gehörst zu uns. Ich möchte dich nicht mehr missen.«
     
    Hermann hielt sein Versprechen und baute an. Gretje und Margaretha bekamen ein eigenes Zimmer, fensterlos und klein. Zudem gab es nun auch eine Küche mit genügend Platz für einen Tisch. Dort traf sich die Familie abends.
    Der farbenfrohe Herbst hatte sich verabschiedet. Nach einem Sturm hatten die Bäume fast alle Blätter und einige Äste verloren. Emsig sammelten sie das Bruchholz, stapelten es hinter dem Haus, denn nun zog die Kälte von Norden heran. Der Boden war gefroren, dann setzte Schneefall ein.
    Bis zu dem Zeitpunkt war Pastorius oft in der neuen Siedlung gewesen und hatte versucht zu helfen. Auch hielt er sein Versprechen und gewährte den Schwachen und Kranken Unterschlupf in seinem Haus in Philadelphia. Doch mit zunehmendem Schneefall wurden seine Besuche seltener, bis sie ganz ausblieben. Gretje hatte sich geweigert, nach Philadelphia zurückzugehen. In den ersten Tagen in der neuen Siedlung schien ihre Lebenskraft zurückgekehrt zu sein. Sie kümmerte sich um ihre Enkel, kochte Essen. Doch als dieHütten fertig waren, schwand ihre Kraft wieder. Der Husten nahm zu, und an den meisten Tagen schaffte sie es nicht aufzustehen.
    »Ich habe meine Aufgabe erfüllt«, sagte sie leise, als Margaretha ihr besorgt einen Breiumschlag machte. »Mein Weg ist hier zu Ende.«
    »Onzin, Moedertje. Du musst nur wieder zu Kräften kommen, und wir müssen endlich den Husten loswerden. Ich habe überall gesucht, aber nirgendwo Eibisch gefunden, das würde dir am besten helfen. Kiefern und Pinien wachsen hier, aber die Nadeln haben so gut wie keine Wirkung mehr. Wäre doch schon Frühjahr.« Sie seufzte. »Auch Thymian haben wir nur noch getrocknet.«
    Gretje richtete sich auf, hustete, legte sich dann wieder zurück und schloss die Augen. »Lass mich ein wenig ruhen, Dochterje. Nachher geht es mir sicher besser.«
    Nicht ohne Sorge verließ Margaretha den kleinen Raum. In der Küche setzte Esther Wasser auf.
    »Hast du gesehen, wie es schneit? Es will gar nicht mehr aufhören. Zuerst fand ich den Anblick wunderschön, aber jetzt macht er mir Angst.«
    »Ja.« Margaretha öffnete die Tür und sah nach draußen. Dicke Flocken fielen dicht vom dunklen Himmel. Sie schauderte und schloss die Tür wieder. Beunruhigt beugte sie sich über die Fässchen mit den Vorräten. Sie hatten Butter und Käse mitgebracht, Speck, Getreide und Bohnen. Davon war kaum noch etwas da. Ihnen war versprochen worden, dass sie hier Fleisch und Käse erwerben könnten, Getreide und Gemüse. Doch sie waren zu spät im Jahr angekommen, und es gab kaum noch Nahrung zu kaufen. Die,

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