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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kräftig. Ein weiterer Topf mit Hirsebrei köchelte über der großen Herdstelle, frischgebackenes Brot kühlte auf dem Tisch aus. Es duftete köstlich, langsam füllte Dampf den Raum.
    Die beiden jungen Frauen deckten den Tisch, als auch die Männer von nebenan kamen. Dankbar nahmen sie den großen Topf Wasser, brachten ihn in einen kleinen Vorbau im Hof. Im Sommer wuschen sie sich draußen, darauf bestand Gretje. Doch in der kalten Jahreszeit nutzten sie den kleinen Raum, in dem auch der Badezuber stand. Lachend und krakeelend wuschen sie sich, setzten sich dann hungrig an den Tisch.
    »Ach, Meisje, warum hast du mich nicht geweckt?«, fragteGretje und drückte Margaretha kurz, dann trug sie die Schüsseln mit dem dampfenden Gericht auf.
    Der Vater fehlte. Fragend schaute Margaretha ihre Mutter an, doch die winkte ab, sprach das Tischgebet. Kurze Zeit später öffnete sich die Haustür. Isaak legte schnaufend seinen Mantel ab, kam in die große Küche. Er wirkte ernst, und doch herzte er Eva als Erstes. »Na, meine kleine Prinzessin, wie war dein Tag? Ich habe dir etwas mitgebracht.« Er gab ihr eine kandierte Frucht, das Kind jauchzte auf und steckte sich die Süßigkeit in den Mund.
    »Isaak«, schalt Gretje, »gib ihr doch nichts Süßes vor dem Essen.« Sie seufzte. »Nun setz dich erstmal. Du siehst nicht so aus, als gäbe es gute Neuigkeiten.« Besorgt reichte sie ihm einen Teller, Wein und Brot.
    »Es gibt Neuigkeiten, aber ob sie gut sind?« Der Vater sprach still ein Gebet, nahm den Löffel und aß. Jeder in der Familie wusste, er würde erst nach der Mahlzeit sprechen.
    Vorher hatte eine rege Betriebsamkeit geherrscht, Lachen, Scherze und Sprüche hatten wie Bälle, die hin und her geworfen wurden, das Essen begleitet, doch nun herrschte angespanntes Schweigen. Isaak schien das nicht zu bemerken, er nahm in Ruhe seine Mahlzeit zu sich, dankte dann Frau und Magd. Dass er ein Glas Branntwein nahm statt des warmen Biers oder des Würzweines, steigerte die Anspannung. Er stand auf, ging schweigend in die Stube, die Söhne folgten ihm. Margaretha half der Magd den Tisch abzuräumen, während Gretje Eva zu Bett brachte. Immer wieder versuchte Margaretha zu hören, ob der Vater in der Stube etwas sagte, doch sie konnte nichts wahrnehmen. Endlich waren sie fertig, und Margaretha konnte nach nebenan gehen. Kurze Zeit später folgte auch die Mutter.
    »Was gibt es an Neuigkeiten aus der Stadt?«, fragte Gretje und schenkte Wein aus.
    Isaak lehnte sich zurück. »Der Krieg ist vermutlich bald beendet. Es sind Friedensverhandlungen im Gange.«
    »Dann können wir Gott dem Herrn danken«, sagte Hermann leise.
    »Warum? Der Krieg betrifft uns doch nicht. Wir sind vom Dienst an der Waffe befreit, dafür steht der Prinz von Oranien«, sagte Dirck hitzig.
    »Ruhig Blut, mein Junge«, beschwichtigte Isaak die Söhne. »Ihr habt beide recht. So ganz ohne Zunder ist es nicht. Der Frieden zwischen dem Haus Oranien und Frankreich ist greifbar. Aber immer noch ist das Herrschaftshaus ohne Erben. Das ist jedoch gar nicht das Bedrohliche. Der König von Frankreich, König Ludwig, wird weiterhin nach Ländern gieren. Er will sein Reich ausdehnen, seine Macht erweitern. Noch sind die Niederlande die stärkste Handelsmacht, aber ihre Kraft schwindet.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte immer noch erregt Dirck. »Wir sind Handwerker, Weber, Händler. Von dem Soldatentum nehmen wir Abstand, der Glaube erlaubt uns keinen Dienst an der Waffe. Wir haben damit nichts zu tun. Und der Prinz hat uns eine friedliche Existenz in dieser Stadt garantiert.«
    »Sei nicht blauäugig, Dirck. Die Mennoniten sind in den letzten Jahrzehnten immer wieder vertrieben worden. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis Krefeld uns auch loswerden will. Schon jetzt sind wir ihnen ein Dorn im Auge. Zu viele von uns haben sich in der Stadt niedergelassen.«
    »Die Stadt profitiert doch davon. Der Umsatz wächst. Auch die Bauern verdienen an uns. Das ist doch Humbug, warum sollten sie uns gram sein?« Dirck stand auf, ging zum Fenster, das jedoch mit der Lade verschlossen war.
    »Weil wir zu viele werden«, wandte Gretje leise ein. Besorgt sah sie ihren Mann an. »Wird es Schwierigkeiten geben?«
    »Das weiß ich noch nicht. Es kommt darauf an, wie der Winter wird. Natürlich gibt es eine Schicht von uns Mennoniten, die zu den Bürgern gerechnet werden kann, aber viele andere, mindestens dreißig Haushalte, sind schlichter undärmer. Es sind

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