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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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etwas tut, was ich nicht glaube, würde Jonkie dazwischengehen.«
    Bei der Nennung seines Namens hob der Hund, der neben dem Kamin lag, den Kopf.
    »Siehst du, sie hat es gehört und verstanden.« Margaretha lachte leise. »Mach dir keine Gedanken, ich glaube nicht, dass er mir etwas tut. Er ist froh, dass wir ihm geholfen haben.«
    »Froh? Er hat dich kaum angesehen und auch keine Miene verzogen. Er ist kalt wie ein Fisch.«
    »Das glaube ich nicht.« Nachdenklich schaute sie zu dem Mann. »Ich denke, sie haben einfach andere Sitten. So manches mag ihm seltsam bei uns vorkommen. Um uns nicht zu verletzen, reagiert er vielleicht einfach gar nicht.«
    »Mir macht er jedenfalls Angst.« Rebecca packte die Lebensmittel in einen Korb, zog ihren Mantel über. »Pass schön auf Margret auf«, sagte sie dann zu Jonkie und ging.
    Margaretha wusch die blutigen Laken, legte sie dann in den Schnee. Sie schaute nach Elisabeth und dem Neugeborenen, kochte Brühe und bereitete die Abendmahlzeit vor. Während sie den Brotteig knetete, schaute sie immer wieder nachdenklich zu Hololesqua. Der Mann saß ruhig auf der Bank, starrte in die Luft und schien sie nicht wahrzunehmen. Abgesehen von seiner ungewöhnlichen Haarpracht und der ungewohnten Kleidung, war er ein gut aussehender Mann, stellte sie fest. Sein Gesicht war ebenmäßig, die Nase prominent, seine dunklen Augen strahlten klar, seine Lippen waren gut geformt und die Zähne gerade und gesund. Die Haut hatte einen dunklen Ton, aber nicht so dunkel wie die der Schwarzen, die sie in Gravesend gesehen hatte. Seine wenigen Haare waren schwarz und glatt. Er schien kaum Körperbehaarung zu haben, auch das Kinn musste er sich nicht rasieren.
    Sie hatte die Kleidung näher betrachten können, während sie seine Wunde versorgte. Die Beinkleider waren aus Leder, mit Pelz gefüttert, die Nähte fein. Die Wilden schienen dünne Nadeln und Zwirn zu besitzen. Auch war sein Wams außerordentlich schön verziert. Bei Tage kamen die Perlen und Stäbchen viel besser zur Geltung. Farbige Schnüre verzierten seinen Kopfschmuck und das Hemd aus dem gewalkten Leder, das er trug.
    Wilde, dachte sie nachdenklich, so wild scheinen diese Menschen gar nicht zu sein. Sie wussten viel zu wenig vonihnen, obwohl es ihre Nachbarn waren. Es ist ihr Land, fiel ihr plötzlich ein, das wir besiedeln. Es war ihr Land, bevor wir kamen. Sie haben hier gelebt, leben noch hier. Woher hat William Penn das Land überhaupt? Hat ihm das nicht die englische Krone geschenkt? Hat sie es den Wilden abgekauft? Margaretha runzelte die Stirn, formte die Brotlaibe und legte sie zum Gehen neben den Ofen.
    Draußen zog die Dämmerung auf. Die Männer waren immer noch nicht von der Jagd zurück, langsam kroch Unruhe in ihr hoch. Es mochte doch nichts passiert sein?
    Sie schaute nach Elisabeth. Sie hatte die schnelle Geburt gut überstanden, das Kind schlief, warm eingewickelt, an ihrer Brust. Dank des Aufgusses und der Umschläge, die Margaretha ihr gemacht hatte, war die Vormilch gekommen.
    »Morgen wird deine Milch einschießen. Hast du früher Probleme beim Stillen gehabt?«, fragte sie.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Nein, nie.«
    »Gut. Der Kleine ist tatsächlich klein und zart. Er wird viel Wärme brauchen. Aber wenn er die bekommt und du genug Milch hast, wird er überleben.« Sie nahm das Kind hoch, wickelte es, gab es dann wieder der Mutter. »Hast du schon einen Namen?«
    »Mein Mann und ich haben noch nicht über Namen gesprochen. Wir hatten ja noch Zeit.« Sie lachte leise. »Eigentlich.« Sie strich dem Jungen über den Kopf. »Er ist so klein, so winzig. Ein Benjamin.«
    »Benjamin.« Margaretha strahlte. »So ein schöner Name und so passend. Benjamin, ja.«
    »Wann kann ich nach Hause?«, fragte Elisabeth leise. »Die Kinder …«
    Margaretha nickte verstehend. »Die Kinder sind in guten Händen. Meine Schwägerinnen sind da und passen auf, kochen für sie. Heute Nacht hätte ich euch beide lieber noch hier. Auch ich werde hier schlafen, damit ich nach euch sehen kann. Aber morgen sollten wir es schaffen, euch nach drübenzu bringen, in eure Hütte.« Sie schmunzelte. »Dein Mann wird erstaunt sein. Damit hat er sicherlich nicht gerechnet.«
    Gegen Abend kamen die Männer erschöpft zurück. Sie hatten einen Hirsch erlegt und waren voller Freude.
    »Was macht unser Gast?«, fragte Hermann leise.
    »Die Wunde sieht gut aus. Ansonsten kann ich dir nichts sagen, er spricht nicht mit mir.« Margaretha zuckte die

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