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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kopf. »Was ich getan habe, war nicht rechtens.«
    »Du hast es nicht alleine getan.« Wut stieg in ihr hoch, sie stieß einen empörten Ton aus. »Ich bin kein Kind mehr, weiß schon, was ich zulasse und was nicht. Aber wenn es dir leidtut …« Sie zuckte mit den Schultern, zog ihr Umschlagtuch zusammen und drehte sich um.
    »Margret …« Er hielt sie an der Schulter fest. »Bitte geh nicht. Nicht so. Lass uns nicht im Zorn scheiden.«
    »Scheiden? Ha!« Sie drehte sich um, ihre Augen funkelten zornig. »Franz Daniel, machst du Witze? Gottegot, es ist doch nichts passiert. Nur ein kleines Missverständnis.«
    »Nein, so ist das nicht. Doch ich möchte nichts überstürzen. Ich fühle mich sehr zu dir hingezogen, aber …«
    »Aber?«
    »Aber das alles muss gut durchdacht sein.«
    »Dann denk darüber nach.« Sie befreite sich schnaubend aus seinem Griff und stapfte davon.
    »Bitte warte. Lass mich das erklären.«
    »Erklären?« Margaretha drehte sich wiederum um. »Ich glaube nicht, dass es da noch etwas zu erklären gibt.«
    »Margret, ich liebe dich. Ich liebe dich schon lange. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, damals am Wallgraben von Krefeld. Du trugst deinen Neffen auf der Hüfte, einen schweren Korb in der Hand, und doch zierte ein herzliches Lachen dein Gesicht. Ich kam von Uerdingen, war abgekämpft, müde und staubig. Und du hattest ein herzliches Wort für mich.« Er hielt inne, nickte. »Wir gingen zusammen in die Stadt, und du warst freundlich, bezaubernd. Und dann hast du festgestellt, dass ich der verhasste Gast war, der Mann, dem all deine Ängste galten, und trotzdem bist du freundlich geblieben.«
    »Ja und?«
    »Und dann … dann war ich überwältigt von deiner Familie. Glaub mir, ich war wochen-, nein monatelang durchs Land gereist und nie so willkommen geheißen worden wie bei euch. Deine Familie war herzlich und interessiert. Das Haus war sauber und komfortabel, das Essen reichhaltig und lecker, und ihr alle seid so gebildet.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Ihr hattet euch Gedanken gemacht, stelltet Fragen, und doch ward ihr voller Überzeugung und Glauben.« Er schnaubte leise.»Ich hätte nie gedacht, dass ich deine Brüder würde überzeugen können, hierher zu kommen.«
    »Du musstest sie nicht überzeugen, sie wollten es schon vorher, wollten nur die Bedingungen wissen«, sagte sie leise.
    »Mag alles sein«, sagte er und griff nach ihren Händen, hielt sie fest. »Aber ich wusste das nicht. Diese Siedlung, diese Siedler, diese dreizehn Familien sind etwas Besonderes. Und deshalb haben sie Sir William Penn auch Angst gemacht. Es ist eine starke Gemeinschaft, ein festes Gefüge. Ihr steht füreinander ein, seid füreinander da. Das hat dieser kalte und harte Winter bewiesen. So manch einer hätte seine Vorräte abgeschottet, für sich behalten, aber ihr habt alle geteilt. Alle.«
    »Ja. So wurden wir erzogen. Und was hat das mit uns zu tun?« Sie drückte Pastorius’ Hände.
    »Ich bin keiner von euch.«
    »Dein Grundstück wurde abgemessen und abgesteckt. Du hattest den Winter über keine Hütte, willst du auch kein Haus bauen?«
    »Doch, Margret, das will ich. Ich möchte Teil dieser Gemeinschaft werden. Ich will es von ganzem Herzen. Aber mich zwingt nichts, mich drängen keine Zeiten. Ich kann auch noch im Herbst mein Haus bauen und vorher allen anderen helfen, lernen, wie es überhaupt geht – so ein Haus baut sich nicht von alleine. Du hast es gesehen. Deine Brüder haben zuerst Kanäle gegraben, damit das Schmelzwasser abfließen kann, und jetzt legen sie Fundamente. Das sind für mich Bücher mit sieben Siegeln, ich habe so etwas noch nie gemacht.« Er seufzte. »Ich bin willig, all das zu lernen, Hand anzulegen, mich einzubringen. Ich will alles dafür tun, um ein Teil dieser Gemeinde zu werden und zu sein. Alles. Aber eines nicht.« Er holte tief Luft.
    »Was denn?« Margaretha strich mit den Daumen über seine Hände, spürte die Wärme seiner Haut.
    »Du. Ich will nicht, dass jemand sagt, dass ich dich benutzt hätte, um Fuß zu fassen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich willmich etablieren, bevor ich dich freie, Margret. Verstehst du das?« Beschämt senkte er den Kopf.
    »Das ist dein Hindernis, Franz Daniel? Dies?« Sie zog ihn an sich, küsste ihn. Ihre Lippen spürten die Wärme, eine seltsame Vertrautheit. »Mir sind die anderen egal und auch das, was sie sagen.«
    »Aber mir nicht!« Pastorius wich zurück. »Versteh doch, Margret. Ich möchte bestehen.

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