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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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getäuscht haben konnte. »Aber ich bin mir sicher, dort jemanden gesehen zu haben.«
    »Vielleicht ein Tier, Margret?«
    »Auf zwei Beinen? Die Bären halten doch jetzt ihre Winterruhe.«
    Pastorius sah sie an. »Ihr sorgt Euch, Margret? Ein Bär kann es nicht gewesen sein.«
    »Nein.« Sie senkte den Kopf, kam sich auf einmal albern vor. Doch der Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Nach dem Essen stand sie auf und öffnete die Küchentür einen Spalt. Inzwischen hatte der Wind nachgelassen, aber heftiger Schneefall eingesetzt. Sie konnte kaum etwas sehen, doch vor der Tür lag ein Bündel. Margaretha bückte sich, es war ein Korb, bedeckt mit einer Tierhaut. Sie hob den Korb hoch, schaute sich um, doch es war niemand zu sehen.
    »Was habt Ihr da?«, fragte Pastorius, der ihr gefolgt war.
    »Dies lag vor der Tür.« Der Korb war schwer, nur mit Mühe konnte sie ihn in die Küche tragen. Immer noch verwundert stellte sie ihn auf den Tisch, hob das Leder an. In dem Korb befanden sich Dörrfleisch, Stockfisch und seltsam geformte Früchte. Diese waren kindskopfgroß, unten kugelig, dann keilförmig zulaufend. Sie waren ausgehöhlt und mit einer Art Paste gefüllt, die streng roch.
    »Das ist doch das, was uns der Wilde gereicht hat, nicht wahr?«, fragte Margaretha und probierte zögernd von der Paste. »Wie hat er das noch genannt? Mokakin?« Staunend entnahm sie dem Korb getrockneten Mais, Beutel voll Fett und Trockenfrüchte.
    »Diese Paste riecht merkwürdig, aber sie schmeckt reichhaltig, man kann sie bestimmt auch mit Wasser verrühren und daraus einen Brei kochen.«
    »Das scheinen uns die Wilden gebracht zu haben. Sicherlich als Dank, dass wir ihrem Anführer geholfen haben.« Pastorius legte eine Hand auf ihre Schulter. »Das ist Euer Verdienst, Margret.«
    Lieber Gott, dachte Margaretha, manchmal gehst du seltsame Wege. Aber mit diesen Gaben werden wir bestimmt die nächsten Wochen überstehen können, auch ohne Jagderfolg.

Kapitel 32
    Zwei Mal noch fanden die Siedler ähnliche Körbe vor ihrer Tür. Sie sahen und bemerkten die Überbringer nicht. Und doch waren sie sicher, dass die Gaben von den Lenape gekommen waren.
    Das nahrhafte Mokakin erwies sich als Rettung der Siedlung. Man konnte es pur essen, es als Suppe aufkochen oder als Brei zubereiten. Es ließ sich in den dunklen und kargen Wochen strecken und spendete Kraft. Sie teilten es mit der Gemeinde, und obwohl der Winter sich bis in den März zog, einige Unwetter und Schneestürme tobten, starben doch nur fünf der Siedler in diesem harten Winter. Zwei von den Alten und drei Kinder mussten sie auf dem Platz hinter der Siedlung unter Steinen bestatten. Benjamin Kürdis gehörte zu Margarethas Freude zu den Überlebenden.
    Schließlich begann die Schneeschmelze, die Luft wurde milder, und die Sonne schien wieder länger. Die Bäume und Pflanzen trieben zaghaft aus. Fast jeden Tag machte Margaretha sich auf, um Kräuter und Pflanzen zu sammeln. Jedes noch so kleine Blatt brachte Hoffnung.
    Gelegentlich begleitete Pastorius sie, trug ihren Korb und hörte aufmerksam ihren Erklärungen zu, welche Wirksamkeit die Pflanzen und Rinden hatten. Dabei beobachtete er die Umgebung umsichtig.
    »Habt Ihr Sorge, Franz Daniel?«, fragte Margaretha schließlich, nachdem sie ihn für eine Weile still beobachtet hatte.
    »Sorge?«
    »Nun, Ihr schaut Euch immer um, beobachtet die Gegend argwöhnisch, so als würdet Ihr etwas befürchten. Nur was, frag ich mich?« Sie lächelte, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.
    »Man weiß nie, was in diesen Wäldern lauert.« Pastorius lachte, es klang heiser.
    »Was könnte dort denn lauern?« Margaretha war stehen geblieben und sah ihn nun an.
    »Die Bären erwachen aus dem Winterschlaf.« Wieder lachte er.
    »Und schleichen sich heimlich an?« Margaretha runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass Euch das so sehr beunruhigt.«
    »Nein, das tut es auch nicht.« Er räusperte sich verlegen. »Es sind die Wilden.«
    »Aber die Lenape haben sich doch als freundlich erwiesen. Sie haben uns über den Winter gerettet mit ihren Gaben.«
    »Die Lenape waren freundlich zu uns, das ist wahr. Sie hätten das sicherlich nicht getan, wenn Ihr nicht derart ohne Furcht gehandelt und ihrem Anführer geholfen hättet. Margret, durch Euer beispielhaftes Verhalten habt Ihr die Siedlung gerettet. Der Winter war strenger und länger, als wir erwartet hatten. Viele von uns wären ihm zum Opfer gefallen, wenn die Lenape uns nicht Nahrung gegeben

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