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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht. Die anderen scheinen auf dem Weg der Besserung zu sein. Ihr Fieber sinkt, und die Lebenskräfte kommen allmählich wieder.«
    »Dank Euch, Margret. Ihr habt Fantastisches geleistet.«
    »O nein, ich habe nur das getan, was in meiner Macht stand, habe einige Aufgüsse gekocht und mich um die Kranken gekümmert.«
    Es war drückend, die Hitze hing über dem Land, selbst die Farben schienen zu verblassen, die Bäume ließen die Blätter hängen. Der Himmel war bedrohlich gelb. Noch waren keine Wolken zu sehen, doch das Gewitter, das später aufziehen würde, lag schon in der Luft, die beinahe zu knistern schien.
    Margaretha fühlte sich erschöpft, immer schwerer fiel es ihr, Luft zu holen und mit Pastorius Schritt zu halten. Sie unterhielten sich einsilbig, Gespräche ohne große Tiefe, Worte, die nur ausgetauscht wurden, damit das Schweigen zwischen ihnen nicht zu lange andauerte.
    »Hoffentlich regnet es nachher«, sagte sie.
    »Ich denke schon, dass es regnen wird, ein Gewitter, das die Luft klärt. Das wird allen guttun.«
    Ja, dachte Margaretha, uns beiden vielleicht auch. Sie waren nicht mehr weit von der Siedlung entfernt, bald schon würden sie die ersten Häuser sehen, die Mühle hören können. Wieder blieb sie für einen Moment schnaufend stehen. Pastorius drehte sich zu ihr um, sah sie besorgt an.
    »Geh ich zu schnell?«
    Margaretha schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nur müde und zerschlagen. Normalerweise macht mir die Strecke nichts aus. Mit Jonkie bin ich öfters viel längere Strecken gegangen.« Sie seufzte traurig.
    »Der Hund fehlt Euch?«
    »Sie war mehr als ein Hund, sie war mir vertraut. Jonkie hat mich die letzten Jahre begleitet, war da, als mein Vater starb, hat die weite Reise über den Ozean mit mir gemeistert und mich über den Tod meiner Mutter hinweg getröstet.« Beschämt senkte Margaretha den Kopf. »Ja, sie war nur ein Tier, und es klingt bestimmt befremdlich, wenn ich so über sie spreche.«
    Pastorius nahm ihren Arm. »Nein, das tut es nicht. Ich habe gemerkt, wie sehr Ihr dem Tier verbunden ward, und kann mir vorstellen, dass es Euch fehlt. Ihr hattet Euch verlaufen, habe ich gehört, und Jonkie wurde von einer angreifenden Bache getötet? Sie hat Euch das Leben gerettet? Was für eine Tat!«
    Margaretha hielt inne. »Nein, so war das nicht. Sie wurde von einer Bache getötet, aber das Leben hat mir jemand anderes gerettet.«
    »Ach? Wer?« Pastorius ließ ihren Arm los.
    »Ich hatte mich verlaufen, das stimmt. Ich war aufgewühlt in der Nacht.« Wieder senkte sie ihren Kopf, dachte an den Abend zurück. Damals hatte Abraham ihr deutlich von Pastorius abgeraten. Nun erschienen seine Worte für sie in einem ganz anderen Licht. Pastorius hatte sich nie zu ihr bekannt, hatte bisher nicht um ihre Hand angehalten, und so, wie es aussah, würde er das auch nicht tun.
    »Ihr ward aufgewühlt?«, fragte er leise. »Ich bedaure es, immer noch nicht in Germantown zu wohnen.«
    »Warum?« Ihre Stimme klang plötzlich bitter. »Euch geht es doch gut in Philadelphia.«
    »Nun ja, aber ich bin dort nicht wirklich zu Hause. Und in Germantown auch nicht. Ich wandere zwischen den beiden Orten hin und her, bin nirgendwo wirklich ganz.«
    Fast schon fühlte sie sich versucht, Mitleid mit ihm zu haben, doch dann fiel ihr wieder ein, warum sie in der Nacht, ohne nachzudenken, losgelaufen war.
    »Es liegt doch an Euch. Ihr könntet doch schon längst ein Haus gebaut haben. Im Frühjahr ward Ihr da auch noch voller Elan, der scheint in den letzten Monaten aber deutlich nachgelassen zu haben.«
    »Ach, Margret, wenn es nach mir ginge, hätte ich inzwischen ein Haus in Germantown.« Er biss sich auf die Lippe, lächelte verzagt.
    »Was hindert Euch?«
    »Ich kann es nicht alleine bauen, dazu fehlt mir das Wissen und die Kraft. Ich brauche Hilfe. Das ist das eine. Zum anderen nehmen mich meine Geschäfte zu sehr in Anspruch. Die Frankfurter Land Compagnie wächst. Immer mehr Leute wollen hierher kommen. Es gilt, das Land gerecht zu verteilen.«
    »Ja, ich habe gehört, dass auch alte Freunde von Euch übersiedeln wollen.« Margaretha schluckte. War sie zu weit gegangen?
    »Alte Freunde?« Er sah sie erstaunt an.
    »Das wurde mir gesagt. Freunde, zu denen Ihr eine besondere Verbindung habt, aus Eurer Heimat.«
    »Es gibt so einige, die aus Frankfurt und auch aus Sommerhausen, dem Ort, aus dem ich stamme, hierher kommen wollen. Ob sie es wirklich tun, steht noch in den Sternen.«
    »Aber Ihr

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