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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kind. Ein Becher Wein reicht.« Dann stutzte sie, schaute sich um. »Wo ist Hermann? Was ist hier los?«
    »Das frage ich mich auch«, murmelte Dirck so leise, dass nur Margaretha ihn hören konnte.
    »Dein Sohn hat seltsame Anwandlungen, er meint, ich könne meinen Haushalt nicht mehr führen.« Isaak schob den Teller beiseite.
    »Wieso meint er das?«, fragte Gretje verblüfft.
    »Ach, vergiss es, minn Haart.« Isaak winkte ab.
    »Hermann meint, dass Margaretha dringend Hilfe bedarf. Die Arbeit, der ganze Haushalt, es ist zu viel für sie«, sagte Abraham leise. »Und ich bin seiner Meinung.«
    Margaretha wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    »Gottegot!« Gretje schlug die Hand vor den Mund und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Dann sah sie ihre Tochter an. »Meisje, oh je!«
    Isaak funkelte Abraham wütend an. »Das Thema haben wir hinreichend besprochen!«
    »Ich find schon, dass auch Mutter etwas dazu sagen darf.« Abraham verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das meine ich auch.« Gretje räusperte sich. Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. »Es tut mir so leid, ich habe wohl die Lage aus den Augen verloren.« Sie senkte den Kopf, hob ihn dann wieder. »Natürlich ist das viel zu viel Arbeit für dich. Zwei Häuser und all die hungrigen Männer, die Wäsche und was dazu gehört. Warum haben wir noch keine neue Magd, Isaak?«
    Der Vater strich über seinen Bart. Margaretha meinte, es knistern zu hören.
    »Ich wollte keine fremde Person im Haus. Ich wollte dich nicht belasten«, murmelte er dann.
    »Aber damit belastest du mich doch nicht, sondern entlastest uns alle. Warum habe ich nicht früher daran gedacht? Ich war so in meine Gedanken, in meine Trauer vertieft, dass ich überhaupt nicht darüber nachgedacht habe, welche Last unsere Tochter zu tragen hat. Das muss sich ändern, schnell.«
    »Hermann meinte, dass Simon Platen froh wäre, gerade bei dem strengen Winter, wenn eine seiner Töchter hier Aufnahme fände«, sagte Abraham.
    »Simon vom Platenhof? Das sind gute und ehrbare Leute. Er hat drei Töchter, wenn ich mich nicht täusche. Das wärebei Gott eine gute Lösung.« Gretje nickte zufrieden. »Wir sollten so schnell wie möglich dort vorsprechen.«
    »Nun denn, sei’s drum. Soll Hermann sich darum kümmern.« Isaak stand auf, nahm seine Jacke und stülpte sich den Hut über. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er das Haus.
    »Wo geht er nur hin?«, fragte Margaretha leise. »Ist er mir jetzt böse?«
    »Ach, du liebes, du gutes Kind. Das ist er sicher nicht. Mach dir keine Gedanken. Er wird zum ›Schiffchen‹ gehen und einige Pints Branntwein trinken. Morgen wird er mit einem dicken Schädel und wohlverdienten Kopfschmerzen aufwachen.« Gretje lächelte. »Du hättest mir längst etwas sagen sollen. Ich habe die Last nicht gesehen, die du zu tragen hast. Das ist unverzeihlich.«
    Margaretha setzte sich neben sie. »Mutter, es ist alles nicht so schlimm. Ich würde es auch noch weiter meistern, da bin ich mir sicher.«
    »Das würdest du, aber es kostet dich mehr Kraft, als sein muss. Ich werde mich auch wieder mehr kümmern, das verspreche ich dir.«
    »Das ist gut, Mutter. Vielleicht solltest du dir Jasper mal ansehen«, sagte Dirck.
    »Jasper?«
    »Jasper Tönnis, unser jüngster Lehrjunge. Er hustet seit Tagen. Heute wäre er fast zusammengebrochen, als er einen Ballen Leinen wegtragen sollte. Ich habe ihn ins Bett geschickt und vorhin etwas zu essen gebracht.«
    »Warum erfahre ich das jetzt erst?« Gretje stand auf, zog das Umschlagtuch fester um sich.
    »Vater wollte dich schonen.«
    »Das hat er sicher gut gemeint. Husten hat er, sagst du?« Sie öffnete die Tür zum Hof.
    »Wo gehst du hin, Mutter?«, fragte Dirck verwirrt.
    »Wohin wohl? Zu dem Lehrjungen. Margret, du solltest mitkommen.«
    Die Geschwister sahen sich hoffnungsfroh an. Endlich verspürten sie die frühere Lebenskraft der Mutter wieder. Margaretha nahm sich eilends ein Tuch und folgte Gretje durch den Hof in das Nachbarhaus. Die beiden Gesellen und der zweite Lehrjunge saßen noch am Tisch, in der Mitte stand ein Krug Bier. Sie erhoben sich, als sie Gretje sahen.
    »Goedenavond Mevrouw op den Graeff, was führt Euch zu uns?«
    »Jasper. Wo ist der Junge?«
    Daniel Lemmen, der älteste Geselle, zeigte zur Stiege. »Oben.«
    Schon auf dem Weg nach oben hörten sie den bellenden Husten des Jungen. Er lag auf seiner Bettstatt, die Decke bis zum Kinn gezogen. Seine Augen glänzten fiebrig, auf seiner Stirn

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