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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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standen die Schweißperlen, doch er zitterte vor Kälte.
    »Gottegot, dich hat es aber erwischt, Jong.« Sie setzte sich auf die Bettkante und legte ihm die Hand auf die Stirn. »Seit wann bist du so krank?«
    »Ein paar Tage«, krächzte er. »Der Meister meinte, ich solle mich nicht so haben, aber es wurde immer schlimmer und nicht besser.«
    »Der Meister hat dich arbeiten lassen? In deinem Zustand?« Gretje schnalzte mit der Zunge. »Margret, hol ein wenig Brühe. Haben wir noch Hühnerbrühe?«
    »Ja, habe ich gestern gekocht, sie steht in der Kühlkammer.«
    »Gut, mach ihm eine Schale warm. Dann brauche ich einen Aufguss aus Efeuwurzeln, Vogelmiere und Hagebutte, damit sich der Husten löst. Wir machen ihm einen heißen Breiumschlag auf der Brust, um seine Atmung zu erleichtern, und lauwarme Wickel um die Waden, damit das Fieber heruntergeht.«
    Margaretha nickte und eilte nach unten. Sie holte den kleinen Topf Brühe aus der kühlen Vorratskammer, hängte ihn über den Herd, setzte Wasser auf und holte dann die Zutatenaus Gretjes Kräuterkammer. Für den Breiumschlag nahm sie Senfkörner und Arnika, die sie im Mörser zerrieb. Dann rührte sie mit warmem Wasser eine Paste und strich sie auf ein Tuch.
    Dirck hatte den Tisch abgeräumt und sah ihr nun zu.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte er.
    »Ja, du kannst mir tragen helfen.« Sie seufzte. »Mutter scheint es besser zu gehen, ich bin so froh.«
    »Hoffentlich ist das so. Und hoffentlich wäscht sie Vater den Kopf. Er schindet uns.«
    »Das macht er nicht mit böser Absicht, ganz sicher nicht. Auch er ist verzweifelt.«
    »Möglich. Richtig ist es trotzdem nicht, was er tut und wie er es tut.« Dirck schüttelte den Kopf. »Umso besser wäre es, wenn Mutter endlich wieder mehr am Leben teilnehmen würde.«
    »Ja, vielleicht brauchte sie nur endlich wieder eine Aufgabe. Jasper ist zum richtigen Zeitpunkt erkrankt, auch wenn ich niemandem eine Krankheit wünsche.«
    Gemeinsam gingen sie zum Gesellenhaus. Die Mutter wartete schon. Jasper wand sich verlegen auf dem Bett, als Gretje den Breiumschlag auflegte.
    »Was hast du da hinein getan außer Senf?«, fragte Gretje ihre Tochter.
    »Arnika.«
    »Sehr gut. Du kannst jetzt gehen, ich kümmere mich um den Jungen.«
    »Ich kann dir auch helfen …«
    »Das weiß ich wohl. Doch ich warte nun nur, ob das Fieber auch sinkt, dann muss er sich gesundschlafen. Du hast schon genug getan und nicht nur heute. Geh ruhig, Kind.«
     
    In dieser Nacht schlief Margaretha das erste Mal seit Wochen wieder gut ein. Sie hatten Evas Bett aus der Kammer geräumt, die Möbel ein wenig umgestellt. Der dicke Kater hatte sich angewöhnt, nachts zu ihr zu kommen. Sein tiefes Schnurrenberuhigte sie, und so ließ sie die Tür immer schon einen Spalt offen. An diesem Abend wartete er schon auf sie, streckte sich auf ihrem Bett aus und sah sie vorwurfsvoll an, so als wolle er sie fragen, warum sie ihn so lange habe warten lassen. Sie nahm ihn hoch und drückte ihn an sich. Mit seiner rauen Zunge leckte er ihr über die Hand. Margaretha legte ihn neben sich, er rollte sich zu einer Kugel zusammen, schnurrte sie beide in den Schlaf.
    Mitten in der Nacht wurde sie von lauten Stimmen wach. Es waren ihre Eltern, die stritten. Margaretha zog sich das Kissen über den Kopf, einen Streit, das wollte sie nun wirklich nicht. Für einen Moment machte sie sich Vorwürfe. Hätte sie den Haushalt besser meistern können? Hatte sie zu viel Schwäche gezeigt? Der Kater trat ihr mit den Pfoten rhythmisch gegen den Bauch, schmiegte seinen Kopf in ihre Hand, drängte sie dazu, ihn zu kraulen. Schon bald schlief sie wieder ein.
    Als Margaretha am nächsten Morgen in die Küche kam, war ihre Mutter schon dort. Das erste Mal seit Wochen war Gretje bei Tagesbeginn aufgestanden. Draußen war es immer noch stockduster, doch schon bald würden die Männer nach Frühstück verlangen. In der Küche roch es nach ausgelassenem Speck, das Feuer prasselte munter.
    »Mutter?« Erstaunt blieb Margaretha an der Türschwelle zur Küche stehen.
    »Margret, guten Morgen«, erwiderte ihre Mutter geschäftig. »Haben wir noch Eier?«
    »Die beiden alten Hennen legen nicht mehr, fürchte ich. Ich hatte schon daran gedacht, sie für die nächste Suppe zu nehmen. Wenn wir der jungen Henne das Gelege lassen, haben wir mit einigem Glück im Frühjahr den Stall voller junger Hühner.«
    »Nein, nein. Da kaufen wir lieber Legehennen. Mit Pech brütet die Henne nur Hähne aus und was dann?

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