Die Heilerin
Doch schon kurze Zeit später stand das Tier wieder vor Margarethas Zimmertür. Sie ließ ihn herein. Er sprang glücklich auf ihr Bett, drehte sich im Kreis, bis er eine bequeme Position gefunden hatte, und schlief wieder ein.
Am Tag darauf stand Margaretha morgens auf und ging in die Küche. In den Tagen zwischen den Jahren lief alles langsamer, bedächtiger. Die Arbeit ruhte, die Familien schliefen länger, sogar der Hahn schien später zu erwachen und zu krähen.
In der Küche glomm die Glut im Herd und ließ sich mühelos entfachen. In der Stube standen noch einige Becher, zum Teil gefüllt. Die Luft roch abgestanden, und obwohl wieder Schneefall eingesetzt hatte, öffnete Margaretha die Fenster und ließ die kalte Luft durch die Räume strömen.
Der Kater und der junge Hund waren ihr gefolgt. Noch fauchte der Kater bei jeder Bewegung der Hündin, und sie wich unsicher zurück. Margaretha gab beiden Fleischreste. Jonkie fraß wenig, kratzte dann an der Tür zum Hof.
»Ach je, du musst ja raus.« Margaretha öffnete die Tür, und der Hund sprang in den Hof, stob durch den Schnee. Weglaufen konnte er nicht, das Grundstück war von einer Mauer umgeben. Lächelnd schloss Margaretha die Tür, räumte die Küche auf und hängte den Kessel über das nun prasselnde Feuer. Ganz in Gedanken versunken verrichtete sie die täglichen Arbeiten und fuhr erschrocken zusammen, als plötzlich Rebecca in der Küche stand.
Verschlafen schaute das Mädchen sie an. »Was macht Ihr hier am frühen Morgen?« Sie rieb sich die Augen und gähnte.
»Frühstück. Willkommen, Rebecca. Ich freue mich, dass du da bist. Wir konnten uns ja noch gar nicht wirklich begrüßen.« Margaretha strahlte freudig.
»Frühstück? Jetzt schon? Es schlafen doch noch alle.«
Margaretha stutzte. »Ja, aber nicht mehr lange. Und wenndie Männer aufstehen, dann wollen sie ein gutes Mahl, das sie über den Tag bringt. Wo ist denn der Brotteig? In der Vorratskammer?«
»Brotteig? Das weiß ich nicht. Eure Mutter hat bisher das Essen zubereitet. Und noch schlafen ja alle. Dann wollen wir mal nicht zu laut sein und keinen wecken.« Das Mädchen drehte sich um und ging zurück in ihre Kammer.
Verblüfft schaute Margaretha ihr hinterher, fand keine Worte. Ein Rest Sauerteig lag in der Vorratskammer. Eilig setzte Margaretha den Teig an, setzte Wasser für die Grütze auf. An den Feiertagen gab es immer ein reichliches Frühmahl mit viel Speck und Würsten, Eiern, Butter und Schmalz. Dazu Buchweizengrütze und Brot.
Summend deckte Margaretha den Tisch, genoss die Ruhe. Hin und wieder schaute sie in den Hof, doch Jonkie lief schnüffelnd und stöbernd umher. Schließlich wurde es dem Hund zu kalt, er kam in die Küche, fraß und trank ein wenig, rollte sich dann zufrieden in der Ecke neben dem Herd zusammen und schlief ein. Der Kater saß auf der Bank, beobachtete das fremde Tier. Dann ging er zu dem jungen Hund, beschnupperte ihn, leckte schließlich über den Kopf des Hundes und legte sich neben ihn. Margaretha lachte leise.
»Du bist schon auf? Und so fröhlich?« Hermann fuhr sich durch die Haare, während er verstohlen gähnte.
»Du scheinst noch nicht wirklich wach zu sein. Warum bist du aufgestanden?«
»Wir hatten letzte Woche Probleme mit einem Webstuhl, da scheint sich der Rahmen verzogen zu haben. Ich wollte mal in Ruhe danach schauen und dachte, dies wäre die beste Gelegenheit.«
»Du hättest doch den ganzen Tag dafür Zeit gehabt, Hermann.« Margaretha schüttelte den Kopf.
»Nein, Hartje.« Er zwinkerte ihr zu. »Nachher habe ich etwas Besseres vor. Ich gehe Esther besuchen.«
»Das ist ein Argument.« Margaretha lachte leise. »Willstdu erst frühstücken?« Sie warf einen zweifelnden Blick zum Herd. »Das Brot braucht noch etwas.«
»Ein Becher Dünnbier und eine Schale Grütze oder Brühe reichen, um den Magen zu wärmen.« Er aß in Ruhe, trank ein wenig warmes Bier und ging dann nach drüben. Die Gesellen und Lehrlinge waren zu ihren Familien gefahren, selten war es so still im Haus wie zwischen den Jahren. Und doch gab es genügend zu tun.
»Was machst du hier?« Gretje steckte die Haube auf ihren Haaren fest, schaute Margaretha erschrocken an. »Du bist krank, Kind, gehörst ins Bett.«
»Ich war wach und konnte nicht mehr liegen. Mir geht es gut, Moedertje.«
Gretje trat zu der Tochter, legte ihr die Hand in den Nacken. »Fieber hast du nicht mehr, doch trotzdem, du solltest noch ruhen.«
»Ich habe gar nicht viel
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