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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auch diese waren verzogen.
    »Der Sommer und der Herbst waren feucht, der Winter ist streng. Durch das Feuer trocknet das Holz aus und wird spröde. Da muss tatsächlich ein Tischler ran. Ich frag Johann Lenßen. Es wäre gut, wenn er zwischen den Jahren Zeit hätte.« Isaak seufzte.
    »Zeit wird er haben. Aber ob er in dieser Zeit arbeiten möchte, ist die andere Frage«, murmelte Hermann. Er zog sich die Stiefel über.
    »Wo willst du hin, Zoon?«
    Margaretha räumte den Tisch ab. Abraham und Dirck saßen in der Stube und lasen Zeitungen. Gretje sortierte ihre Kräuter und Tinkturen. Rebecca hatte sie zum Töpfe schrubben in die Waschküche geschickt. Für die Frauen blieb immer noch genügend Arbeit, aber die Tage verliefen gemächlicher, ruhiger.
    »Ich gehe Theißens besuchen«, sagte Hermann friedlich.
    Margaretha hatte bemerkt, dass ihr Vater zunehmend unwirsch auf Hermann reagierte, als läge ein Streit zwischen den beiden. Isaak war ungeduldiger, aufbrausender geworden in der letzten Zeit. Verstohlen schaute Margaretha zu ihrem Vater. Er saß am Tisch, die Fäuste geballt, die Stirn zerfurcht. Vor ihm stand ein Becher Rotwein.
    »So, so, du gehst zu Theißens. Und was ist mit dem Gottesdienst?«
    »Dorthin werde ich natürlich kommen. Mit Familie Theißen.« Hermann lächelte sanft. »Keine Sorge, Vater. Der Glaube ist mir wichtig.« Er nahm seine Jacke und den Hut und ging.
    An den Tagen des Christfestes und bis zum Neujahr hielt die Gemeinde täglich Gottesdienst. Margaretha hatte die ersten Versammlungen verpasst, doch nun würde sie mitgehen. Die Gemeindeversammlungen fanden im Haus der Selbachs statt, die einen Raum im Anbau dafür hergerichtet hatten.
    Gretje bereitete eine Pastete vor, ließ Margaretha nach den Hühnern schauen. Im Hof heulte der Wind, doch im Stall war es warm. Jonkie war ihr nach draußen gefolgt, lief schnuppernd durch den Hof, wagte sich in den Kräutergarten. Die Hündin schreckte eine Krähe und zwei Elstern auf, die sich um den Kadaver eines toten Karnickels stritten, schleppte das Aas, das fast größer war als sie selbst, bis zum Stall. Triumphierend legte die Hündin das tote Tier vor Margaretha auf den Boden.
    »Ach je«, seufzte sie.
    »Du musst sie loben. Das hast du gut gemacht, Hund. Fein. Du bist ein guter Hund!« Rebecca war wie aus dem Nichts erschienen und streichelte nun die Hündin.
    »Jonkie«, sagte Margaretha. »Sie heißt Jonkie. Warum soll ich sie loben?«
    »Du hattest noch nie einen Hund, scheint es mir. Jonkie? Kleines? Sie hat einen Namen?« Rebecca lachte. »Wozu? Es ist ein Tier. Ein Hund. Hat die Hauskatze auch einen Namen? Oder das Pferd?«
    »Der Kater heißt Rover, die Stute heißt Sterje. Der Wallach nur Brauner.«
    »Rover, also Räuber? Sterje, Sternchen? Brauner? Und die Hündin nennst du Jonkie, Kleines? Sie wird nicht so klein bleiben. Hemeltje, ihr Städter seid komisch.« Sie gluckste.
    »Das mag so sein. Was machst du hier, Rebecca?« Margaretha versuchte ein freundliches Lächeln.
    »Ich habe die Töpfe geschrubbt. Und nun wollte ich mich ein wenig im Hof umsehen.«
    »Umsehen? Es gibt sicher noch genügend zu tun. Und der Hof ist auch gar nicht groß.«
    »Das habe ich auch festgestellt. Wie vertreibt ihr euch eure Zeit? Ihr könnt nicht angeln, nicht durch die Wiesen laufen. Was macht ihr so den ganzen Tag?«
    Margaretha schluckte. Rebecca kam von einem der Höfe außerhalb der Stadt. Dort, so hatte sie zumindest gedacht,war das Leben härter und mühsamer als zwischen den Stadtmauern.
    »Wir vertreiben uns keine Zeit. Es gibt immer etwas zu tun. Und wenn das nicht der Fall sein sollte, dann lesen wir.«
    Rebecca riss die Augen auf. »Du kannst lesen?«
    »Nun ja, Deutsch und Niederländisch, ein wenig Latein. Französisch kann ich nicht wirklich lesen, verstehe aber ein wenig. Aber die Zeitungen, die wir bekommen, lese ich. Und auch das eine oder andere Buch.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Das darfst du sicherlich auch.«
    »Ich kann aber gerade meinen Namen schreiben und nur wenige Worte entziffern.« Rebecca senkte den Kopf.
    »Warst du nicht auf der Schule?«
    »Schule? Nein? Du etwa?«
    Margaretha trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Ja. Natürlich. Alle Kinder in der Stadt sind angehalten, zur Schule zu gehen. Jetzt muss ich aber nach den Hühnern schauen. Und Mutter sucht dich bestimmt schon.« Sie wandte sich ab, ging in den Stall. Ihre anfängliche Begeisterung für Rebecca war verschwunden, ohne dass sie wusste,

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