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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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werden jedoch zwei verschiedene Worte benutzt. Gott schuf den Menschen nach dem Bild Gottes (kat’ eikona) und zu seinem Gleichnis, zu seiner Ähnlichkeit (kat’ homoiosin). Die griechischen Kirchenväter sehen darin einen Unterschied. Der Mensch ist von Natur aus nach dem Bild Gottes geschaffen. Aber seine Aufgabe besteht darin, durch Gebet und Askese immer mehr diesem ursprünglichen Bild Gottes ähnlich zu werden. Das wahre Abbild ist Jesus Christus. Der Mensch ist Abbild dieses Abbildes. Christus ist der Archetyp des Menschlichen. Unsere Aufgabe besteht darin, unsere Gottähnlichkeit immer mehr zu verwirklichen, indem wir dem Bild Jesu Christi ähnlich werden, seine Botschaft verinnerlichen, uns von seinem Geist durchdringen lassen und in unserem Reden und Tun diesen Geist Jesu auch nach außen bringen. (Vgl. Thunberg, 300   f.) Für Origenes enthält der Begriff des Abbildes eine Dynamik: »Abbild steht nicht nur für einen Zustand, sondern auch für eine Möglichkeit; diese Möglichkeit kommt nur zur Blüte,wenn Menschen durch Christus befreit sind aus der Versklavung an die Sünde und fähig werden, ihre bei der Schöpfung geschenkten Fähigkeiten zur vollen Reife zu entwickeln.« (Thunberg 306) Der Mensch, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist, soll wie Gott werden, indem er als Mensch reift und sein Menschsein zur Erfüllung bringt. Ein Weg, das Bild, nach dem wir geschaffen sind, zur Ähnlichkeit mit Gott werden zu lassen, besteht darin, sich die biblischen Bilder einzubilden. Auf diese Weise verwandeln sie uns immer mehr zu dem Menschen, der Gottes Bild und damit unserem wahren Wesen entspricht.

Biblische Bilder und Gleichnisse
     
     
    Im Folgenden möchte ich einige biblische Bilder beschreiben, die ihre heilsame Kraft in uns entfalten können und auf die ich selber gerne immer wieder zurückgreife.
     
    Da ist das Bild des brennenden Dornbusches. Der
Dornbusch
steht für das Übersehene, Vertrocknete, Wertlose, Gescheiterte in unserem Leben. Mose selbst erkennt sich im Dornbusch. Denn er ist mit seinem Versuch, seine Volksgenossen in Ägypten zu verteidigen, gescheitert. Jetzt lebt er in der Fremde, ausgeschlossen vom pulsierenden Leben, gleichsam in der Wüste wie der Dornbusch. Doch Mose sieht auf einmal, wie der Dornbusch brennt, ohne zu verbrennen. (Ex 3,2   f.) Gottes Herrlichkeit leuchtetin dem Feuer des Dornbusches auf. Das ist ein Bild für uns. Wir bleiben ganz und gar Mensch, mit unseren Fehlern und Schwächen, mit unserem Scheitern und dem Übersehenen und Verachteten in uns. Doch mitten in der Realität unseres Leibes und unsrer Seele leuchtet Gottes Herrlichkeit auf. Wir sind der Ort der Herrlichkeit Gottes. Gottes Licht leuchtet in uns und durch uns hindurch, ohne dass wir abheben, sondern gerade in unserer Menschlichkeit und unserer irdischen und oft genug banalen Existenz. Wenn wir dieses Bild in uns einbilden, dann können wir uns annehmen, wie wir sind. Und es wächst in uns das Vertrauen, dass in uns Gottes Schönheit strahlt. Aber wir können damit nicht angeben. Wir können nur wie Mose die Schuhe ausziehen und dankbar wahrnehmen, dass Gott auch uns fehlerhafte Menschen würdigt, Ort seiner strahlenden Gegenwart in dieser Welt zu sein. Dieses Bild half einem Mann, der in seinem Lebenstraum, mit seiner Firma eine menschliche Arbeitsatmosphäre zu schaffen, gescheitert ist, weil die Firma aufgekauft wurde. Er fühlte sich wie Mose: wertlos, gescheitert, ohne Kraft. Alles, worauf er seine Hoffnung gesetzt hat, ist ihm zerbrochen. Als er dieses Bild meditierte, spürte er zuerst einmal die Erlaubnis, sich sein eigenes Scheitern einzugestehen, sich einfach einmal so zu lassen, wie er sich gerade erlebte. Und dann half ihm der Gedanke, dass Gottes Herrlichkeit gerade in den Trümmern seines Lebens aufleuchtet, dass in seiner Ohnmacht die Verheißung eines göttlichen Lichtes und eines göttlichen Weges steckt, die wie der Weg des Mose zum Segen für viele andere werden kann.
     
    Ein anderes Bild ist das vom
Tempel Gottes
. Johannes hat die Vertreibung der Händler aus dem Tempel bildhaft verstanden. (Joh, 2,13   –   22) Wir sind oft Markthalle. In uns lärmen die Händler, die Gedanken, die sich gegenseitig überschreien. In uns gibt es Geldwechsler, das sind die Gedanken: Wie werde ich gehandelt auf dem öffentlichen Markt? Wie ist mein Marktwert? Was halten die Menschen von mir? Und in uns sind Rinder – das Triebhafte   –, Schafe – das Oberflächliche   –, und

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