Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Wurf, den Schuss, den Abfahrtslauf in der Vorstellung vor. Dann gelingt es auch in der Realität besser. Man hat das Experiment etwa mit Basketballspielern gemacht. Die eine Gruppe von Spielern übte denWurf in der Realität. Die andere Gruppe visualisierte die Würfe. Die Spieler sollten sich im Geist vorstellen, wie sie den Ball in den Korb warfen. Die Gruppe, die sich den Ballwurf im Geist vorstellte, erzielte in der Wirklichkeit bessere Resultate als die Gruppe, die den Wurf physisch übte. Das zeigt: Die Bilder ermöglichen uns durchaus auch neue Verhaltensweisen. Sie bleiben nicht nur Vorstellung, sondern schaffen im Gehirn eine Basis für neue Möglichkeiten des Handelns.
ÜBUNG:
Stelle dir vor: Du musst zu einer schwierigen Besprechung gehen. Du gehst nicht allein. Dein Engel geht mit dir. Dein Engel steht zu deiner Rechten, damit du zu dir selber stehen kannst. Und der Engel flüstert dir ein, was du sagen sollst, wie du reagieren sollst auf die Aussagen und Anklagen der anderen. Du reagierst nicht sofort, sondern hörst auf den Engel, der dir ins Ohr flüstert, was du sagen sollst. Und stelle dir vor: Du lehnst dich mitten in der Sitzung zurück, schaust mit den Augen deines Engels auf die Sitzung und sprichst mit dem Engel darüber, was da eigentlich abläuft. Dann wirst du nicht hinein gezogen in die Streitigkeiten der andern. Dein Engel hält dich heraus. Er gibt dir Abstand, damit du vom Abstand besser beurteilen kannst, was da gespielt wird. Und zugleich zeigt dir dein Engel, wie du reagieren kannst auf die Aussagen der anderen.
Heilende Symbole und Rituale
Eine heilsame Wirkung haben auch die Symbole auf die menschliche Seele. Das Wort »Symbol« kommt von »symballein = zusammenwerfen, zusammenfügen«. Symbol ist ein Gegenstand, der auf etwas anderes verweist. Alle Religionen kennen Symbole. Symbole geben, religiös verstanden, dem Menschen Anteil am Heiligen. Die christliche Deutung des Symbols geht auf den Gedanken Platons zurück, dass das Abbild uns Teilhabe am Urbild schenkt. In unserer Zeit hat sich vor allem C. G. Jung mit der heilenden Wirkung des Symbols beschäftigt. Seine Überzeugung: Durch Symbole werden unbewusste Inhalte ins Bewusstsein übergeleitet, gedeutet und auf diese Weise integriert: »Geschieht dies nicht, so fließt deren oft beträchtliche Energie auf normalerweise wenig betonte, bewusste Inhalte ab und erhöht deren Intensität zu pathologischen Graden. Daraus entstehen scheinbar grundlose Phobien und Obsessionen, wie überspannte Ideen, Idiosynkrasien, hypochondrische Vorstellungen und intellektuelle Perversitäten, die sich je nachdem sozial, religiös oder politisch tarnen.« (Jung, Band 9 II, 181 f.) Die Symbole haben also die Aufgabe, die Gegensätze in der menschlichen Seele zu vereinen, so dass sie sich nicht mehr »bekämpfen, sondern sich gegenseitig ergänzen und das Leben sinnvoll gestalten«. (Jung, Träume, Erinnerungen 341)
Symbole sind etwas anderes als klare Begriffe. »Sie versuchen nur, in eine bestimmte Richtung zu weisen, nämlichzu jenen dunklen Horizonten, hinter denen das Geheimnis des Seins verborgen ist.« (Briefe III 15 f.) Aber dennoch haben sie eine wichtige Aufgabe. Daher kritisiert C. G. Jung den Entmythologisierungsversuch von Rudolf Bultmann, der zu einer Verarmung der Symbolik führt. »Was übrig bleibt, genügt nicht mehr, um die reiche (und so gefährliche) Welt des Unbewussten auszudrücken, sie ans Bewusstsein anzuschließen oder je nachdem auch zu bannen. Der Protestantismus wird damit noch langweiliger und armseliger, als er schon ist.« (Briefe II 210 f.) Daher plädiert Jung immer wieder dafür, die Symbolik der christlichen Tradition für die Menschen von heute aufzuschließen. Die zentralen Symbole sind für Jung Christus, der den Menschen mit seinem Selbst in Berührung bringt, und das Kreuz, das die Gegensätze in der menschlichen Seele vereint. Das Kreuz – in der christlichen Symbolik auch der Lebensbaum – zeigt aber noch eine andere Versöhnung: »die Versöhnung des Menschen mit seinem vegetativen (= unbewussten) Leben.« (Briefe II 391)
Solche heilenden Symbole, die im Menschen das Bewusste und das Unbewusste miteinander verbinden und die Licht- und Schattenseiten vereinen, sind für C. G. Jung etwa der Adler, der Bär, der Drache, der Fisch, die Kirche, der Kreis, die Kugel, die Schlange, das Schwert und der Stein. Der Adler ist allsehend, er ergreift die Beute
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