Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Tauben – die Gedanken, die hin- und herflattern. Jesus vertreibt dieses innere Chaos in uns und macht uns zum Tempel Gottes. Das führt zu einer neuen Selbsterfahrung. Wenn ich mich als Markthalle fühle, dann muss ich das innere Chaos zusammenhalten. Oft genug versuche ich das, indem ich die Muskeln zusammenziehe. Wenn ich mir das Bild des Tempels einbilde, dann spüre ich eine innere Weite und Schönheit. Ich ahne, dass Gott in mir wohnt. Das öffnet meinen Leib und meine Seele für ein Geheimnis, das größer ist als ich selbst. Ich fühle mich anders. In diesem Bild komme ich meinem wahren Wesen näher, während das Bild der Markthalle mein Wesen verstellt und verdunkelt.
Ich habe einen jungen Mann begleitet, der einer Markthalle glich. Er hatte Angst vor seinen homosexuellen Tendenzen und wollte sie unbedingt unter Verschluss halten. So hat er sich immer mehr verkrampft. Er wollte das innere Chaos zusammenhalten. Ihm war das Bild des Tempels hilfreich. Ich bin so, wie ich bin, Tempel Gottes. Gottes Herrlichkeit wohnt in mir. Wenn ich dieses Bild in mich einbilde, dann wird alles in mir weit. Alles wird erfüllt von Schönheit und Weite. Ich brauche meine sexuellen Phantasien nicht mehr zu unterdrücken. Wenn ichmich dem Bild des Tempels öffne, dann lösen sie sich auf, dann öffnet sich mein Herz der Schönheit Gottes, die in mir wohnt.
Johannes kennt noch ein anderes heilsames Bild. Es ist das Bild des
Brunnens
, in dem
lebendiges Wasser
sprudelt. Wir selbst sind so ein Brunnen. Und das lebendige Wasser, das nie versiegt und das uns erfrischt und belebt, ist der Heilige Geist selbst. Jesus nimmt das frische Wasser des Jakobsbrunnen als Bild für das, was er uns schenkt durch seinen Geist: »Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.« (Joh 4,13 f.) Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie innerlich vertrocknen. Das Bild, das Jesus uns schenkt, möchte uns in Berührung bringen mit der inneren Quelle in uns, die nie versiegt. Diese Quelle ist letztlich gespeist vom Heiligen Geist. Er schenkt uns immer frische Ideen, neue Lebendigkeit und Kraft. Viele fragen bei so einem Bild: Ja das klingt schön, aber wie kann ich diese innere Quelle erfahren? Wir können die Erfahrung nicht erzwingen. Aber allein die Vorstellung, dass auf dem Grund meiner Seele diese Quelle strömt, verändert meine Selbstwahrnehmung. Ich stelle mir vor: Ich gehe durch all das innere Chaos, durch meine unerfüllten Bedürfnisse – wie die Frau am Jakobsbrunnen – hindurch und gelange auf dem Grund meiner Seele zu dieser lebendigen Quelle. Dann bleibe ich nicht darin stecken, zu jammern über meine innere Trockenheit. Dann erlebe ich mich anders.
Viele haben mir bestätigt, dass allein die Vorstellung von der inneren Quelle ihre Selbsterfahrung ändert. Sie fühlen sich auf einmal nicht mehr nur verausgabt. Sie ahnen, dass in ihnen eine Quelle ist, die nie versiegt. Indem sie sich die Quelle vorstellen, strömt sie auch in ihnen. Sie schaffen die Quelle nicht. Die Quelle ist auch ohne Vorstellung in ihnen. Aber sie sind von ihr abgeschnitten. Die Vorstellung bringt sie in Berührung mit der Quelle, die in ihnen ist. Das gilt für alle biblischen Bilder. Wir bilden uns nicht etwas Beliebiges ein, sondern wir kommen durch das Bild, das die Bibel uns anbietet, in Berührung mit der inneren Wirklichkeit, über die wir nur in Bildern sprechen können.
Die Weihnachtsgeschichte bietet uns andere heilende Bilder an. Christus wird im
Stall
geboren, in einer
Krippe
. Oder aber – wie die Ostkirche es sieht – in einer
Höhle
. Das sind wunderbare Bilder. C. G. Jung betont immer wieder, dass wir nur der Stall sind, in dem Christus geboren wird. Wir sind nicht blank geputzt, nicht perfekt oder steril. In uns ist das vitale Leben mit seinen Unregelmäßigkeiten und in seiner irdischen Dimension. Aber mitten im Stall wird Christus geboren. In der Krippe unseres Herzens liegt Christus, der das innere Chaos zusammen bindet und alles in uns in einem hellen warmen Licht erstrahlen lässt. Die Höhle steht für den Grund der Seele. Auf dem Grund unserer Seele geschieht die Gottesgeburt. Da liegt Christus in uns und bringt uns in Berührung mit unserem wahren Selbst. In dieser Höhle können wir gleichsam wie in
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