Die Heimkehr Der Tochter
verspreche, ich sage nichts zu Martin oder zu Mom und Daddy."
16. KAPITEL
Maggie hatte Laurel kaum das Versprechen gegeben, als sie es auch schon bereute. Fünf Tage später auf dem Rückflug erster Klasse von New York nach Dallas grübelte sie immer noch über die Situation nach.
Während die Maschine langsam den Sinkflug zum Flughafen Dallas/ Fort Worth begann, schweifte Maggies Blick geistesabwesend über das winterlich braune Ranchland ringsum und die kleinen Fahrzeuge, die sich wie Spielzeuge über die Highways bewegten. Immer wieder musste sie daran denken, dass ihre sanfte, liebenswerte Schwester diesem Schwein Martin ausgeliefert war.
Nachdem sie sich an jenem Morgen von Laurel getrennt hatte, war sie in ihr Büro in der Fabrik gegangen. Kaum dort angekommen, war Martin an Anna vorbei hereingestürmt, um eine weitere seiner vielen Klagen vorzutragen. Bei seinem bloßen Anblick hatte es ihr fast den Magen umgedreht, und die blanke Wut war in ihr aufgestiegen. Es hatte sie Mühe gekostet, sich nicht quer über den Schreibtisch auf ihn zu stürzen. Auf Grund des gegebenen Versprechens hatte sie sich stattdessen nur zähneknirschend sein Lamento angehört.
„Ich hatte gerade ein Telefonat mit Ken Burrows vom K&W Großhandel. Er sagte, du hättest ihn angerufen und neue Liefermengen mit ihm vereinbart. Stimmt das?"
„Ja. Nach all den Problemen, die wir in letzter Zeit hatten, haben wir kaum noch Lagerbestände. Ich hielt es für besser, die Versandmengen jetzt zu kürzen und den Rest später zu liefern, wenn die Produktion wieder auf vollen Touren läuft. Deshalb habe ich persönlich mit allen Abnehmern Kontakt aufgenommen, die Situation erläutert und um ihre
Kooperation gebeten. Im Gegenzug biete ich ihnen einen Preisnachlass an, und bisher sind alle darauf eingegangen."
„Es ist mir scheißegal, ob sie vor Freude jubeln. Du hältst deine Nase aus meinen Geschäften heraus! Ich bin der PR- Mann der Firma. Ich verhandele mit den Kunden, nicht du. Ich stehe nicht dafür ein, wenn du hinter meinem Rücken Geschäfte mit meinen Kunden aushandelst."
„Du stehst nicht dafür ein?" Maggie sprang auf, alle zehn Finger auf die Schreibtischplatte gestemmt, und beugte sich drohend zu ihm vor. „Ausgerechnet du unbedeutendes, wertloses Stück Schweineschwarte. Du hast hier überhaupt nicht mitzureden. Ich leite diese Firma, und wenn ich mit einem Kunden sprechen möchte, tue ich das. Außerdem sind es nicht deine Kunden, sondern die der Firma. Du arbeitest bloß hier, und das auch nur wegen meiner Schwester. Und jetzt beweg deinen Hintern aus meinem Büro! Und wenn du das nächste Mal mit mir reden willst, machst du vorher einen Termin aus!"
Als Maggie jetzt im Flugzeug daran dachte, musste sie lächeln. Oh, hatte das gut getan, richtig gut. Allerdings nicht ganz so gut wie die verdiente Tracht Prügel, die sie ihm am liebsten verabreicht hätte.
Martin war so rot angelaufen, als träfe ihn jeden Moment der Schlag. Er hatte ausgesehen, als wolle er sich auf sie stürzen. Insgeheim hatte sie sogar gehofft, er würde sich vergessen und es tun. Sie war in der Stimmung gewesen, einige ihrer Kickboxschläge an ihm auszuprobieren. Nachdem er eine Weile still vor sich hin gewütet und immer wieder die Hände geballt hatte, war er mühsam beherrscht hinausgeeilt.
Zunächst hatte sie in innerem Triumphgefühl gejubelt.
Schon bald hatte sie jedoch angefangen, sich zu sorgen, er könnte seinen Frust an Laurel auslassen.
Diese Sorge hatte sie in den letzten fünf Tagen, die sie wegen der Werbeaufnahmen für das Stephano Parfüm und einem Fernsehauftritt in der Talkshow von Oprah Winfrey in New York verbracht hatte, sehr belastet. Zweimal hatte sie Laurel angerufen, die ihr versicherte, es gehe ihr gut. Dennoch war eine gewisse Verunsicherung bei ihr geblieben.
An einem Punkt hatte sie sogar erwogen, Dan anzurufen. Sie hatte dringend mit ihm reden und ihm ihre Sorgen anvertrauen wollen.
Sie verzog amüsiert den Mund. Komm schon, Maggie, sei ehrlich. Das ist nicht der einzige Grund. Du wolltest außerdem seine Stimme hören.
Sie hatte sogar schon seine Nummer gewählt, aber nach dem ersten Klingelzeichen wieder aufgelegt.
Seit jenem regnerischen Morgen vor fünf Tagen hatte sie nicht mehr mit Dan gesprochen, und gesehen hatte sie ihn auch nur durch die Glaswand ihres Büros.
Am letzten Arbeitstag war sie früher aus der Firma gegangen, weil sie schon im Morgengrauen zum Flughafen fahren musste, um ihre Maschine
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