Die Heimkehr Der Tochter
als Maggie sich ihr zuwandte, entdeckte sie Tränen über deren Wangen laufen.
„Oh Schwesterherz!"
Sie streckte instinktiv tröstend die Arme aus, doch Laurel wich zurück und fuhr sie an: „Nicht! Rühr mich nicht an!
Gekränkt traten nun Maggie Tränen in die Augen, ehe sie es verhindern konnte.
„Maggie, es tut mir Leid ..."
Da Maggie sich zum Gehen wandte, streckte Laurel eine Hand nach ihr aus. Dabei rutschte ihr der Pulloverärmel einige Zentimeter den Arm hinauf. Maggie hatte bereits einen Schritt gemacht, blieb jedoch stehen, als sie die dunkle Verfärbung am Handgelenk ihrer Schwester bemerkte.
Sie ergriff Laureis Hand und schob ihr, ungeachtet ihrer Gegenwehr, den Ärmel hoch. Entsetzt sah sie ihrer Schwester in die Augen. „Wie ist das passiert? Woher hast du diese Prellungen?"
„Das sind keine Prellungen." Laurel wollte ihr die Hand entziehen, doch Maggie ließ sie nicht los.
„Natürlich sind das Prellungen." Maggie betrachtete mit leicht verengten Augen die dunkle Verfärbung auf Laureis Wange, die durch das Make-up nicht ganz abgedeckt wurde. „Und das hier ist auch eine." Sie hätte darauf gewettet, dass der Rollkragenpullover ihrer Schwester weitere dunkle Male verbarg.
„Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts. Wirklich nicht."
„Es ist nichts? Wie kannst du so etwas behaupten? Und wage nicht, mir zu erzählen, du hättest einen Unfall gehabt. Martin hat dich geschlagen, nicht wahr?"
„Also schön, vielleicht hat er mich ein- oder zweimal geschlagen, aber nur, weil ich ihn zornig gemacht habe. Das ist nichts, worüber man sich aufregen sollte."
„Wie bitte? Ich höre wohl nicht recht! So etwas nennt man häusliche Gewalt, Laurel! Du kannst ihn anzeigen und ins Gefängnis stecken lassen! Was wir meiner Ansicht nach auf der Stelle tun sollten. Komm, ich begleite dich zum Sheriff."
„Neinl Nein, das geht nicht." Laurel entzog sich ihr und wich zurück. „Du verstehst das nicht. Es ist nicht so, wie du denkst. Martin ist kein Gewalttäter."
„Was denn sonst? Schließlich hat er dich geschlagen, oder?"
„Nun ... ja. Aber das war meine Schuld. Martin kann nichts dafür, dass er ein aufbrausendes Temperament hat. Wenn ich nicht Dinge tun oder sagen würde, die ihn aufregen, würde er mich nicht schlagen. Außerdem tut es ihm hinterher immer Leid."
„Großer Gott, Laurel, du müsstest dich reden hören! Du bist das Opfer! Dich trifft keinerlei Schuld. Wie kannst du diesen Mistkerl verteidigen?"
„Er ist mein Ehemann", erwiderte sie schlicht mit leicht trotzig vorgeschobenem Kinn und so fragiler Würde, dass es Maggie zu Herzen ging.
Sie war frustriert und wütend, dass Laurel diesen Schleimbeutel auch noch verteidigte, aber sie hätte es wissen müssen. Ihre Schwester hatte immer idealistische Vorstellungen von Liebe und Ehe gehabt, und sie war treu wie Gold. Für Laurel wurde eine Ehe auf ewig geschlossen, gleichgültig, was sie dabei erdulden musste. Ihr liebes, nachgiebiges Wesen machte sie zum idealen Prügelknaben für einen gewalttätigen Tyrannen wie Martin. Und wie typisch für sie, dass sie die Schuld auch noch bei sich suchte, wenn ihre Ehe alles andere als rosig verlief.
„Ein Trauschein gibt ihm doch nicht das Recht, dich zu schlagen!"
„Maggie, lass die Sache einfach auf sich beruhen. Das geht dich nichts an."
„Du bist meine Schwester. Ich kann nicht einfach zusehen und nichts unternehmen. Warte nur, bis mir dieser Bastard über den Weg läuft. Ich werde ihm solche Angst machen, dass er sich nie mehr traut, die Hand gegen dich zu erheben."
„Nein! Maggie, das darfst du nicht!" Laurel wurde bleich und sah sich verunsichert um, als fürchte sie, Martin könne mitgehört haben. Maggie hatte noch nie einen so angstvollen Blick gesehen. Laurel packte sie so fest bei den Händen, dass es schmerzte. „Bitte. Du musst mir versprechen, dass du nichts zu Martin sagst! Oder zu Mom oder Daddy."
„Laurel..."
„Bitte, Maggie, ich bitte dich! Versprich es mir!"
Maggie zögerte zähneknirschend. Stillschweigen zu bewahren, war in diesem Fall gegen ihren Instinkt und widersprach ihrem Gerechtigkeitssinn. Dennoch konnte sie sich dem Flehen ihrer Schwester nicht entziehen.
„Also schön, du hast gewonnen. Aber mir gefällt das nicht."
„Versprich es mir. Sag es, damit ich weiß, dass es dir damit wirklich sehr ernst ist."
Maggie musste fast lachen. Mit derselben albernen Aufforderung hatten sie sich in der Kindheit tausende Male etwas versprochen.
„Ich
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