Die Heimkehr Der Tochter
gnadenlos die neuerliche Kränkung und reagierte mit ihrem unerschütterlichen Lächeln.
„Ich möchte dich ja nicht enttäuschen, Daddy. Aber darf ich dich erinnern, dass ich schon ein großes Mädchen bin? Mein Privatleben geht nur mich etwas an."
Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Wenn du mich bitte entschuldigen würdest. Ich muss duschen und mich umziehen, ehe ich ins Büro gehe." Sie sah Dan an und zwinkerte ihm zu. „Danke, dass du mich nach Haus gefahren hast, Süßer. Und für alles andere natürlich auch", fügte sie sinnlich schnurrend hinzu und schritt hüftschwingend aus dem Raum.
Dan sah ihr nach, bis sie das Zimmer verlassen hatte, und drehte sich dann um. Nun traf Jacobs finsterer Blick ihn. „War das nötig?"
„War es nötig, meine Tochter zu verführen?" schoss Jacob zurück. „Als ich Sie bat, in Katherines Nähe zu bleiben, habe ich genau das nicht gemeint."
Dan empfand einen Anflug von Schuldgefühlen, die jedoch gleich von Zorn und dem heftigen Drang, Maggie zu verteidigen, überlagert wurden. Er sah seinen Boss durchdringend an, und als er antwortete, tat er das mit tiefer und eindringlicher Stimme. „Damit wir uns richtig verstehen, Jacob. Was zwischen Maggie und mir passiert ist, hat nichts mit Ihnen oder Malone Enterprises zu tun. Überhaupt nichts. Mir liegt etwas an Ihrer Tochter, und ich werde mich weiter mit ihr treffen. Und wenn Ihnen das nicht passt, werden Sie mich wohl feuern müssen."
Kaum hatte sich Maggie von Dan getrennt, als sie auch schon an ihm zweifelte. Er konnte es unmöglich ernst mit ihr meinen. Letzte Nacht hatte er zwar beteuert, wie viel sie ihm bedeute, aber was hätte er unter den Umständen auch anderes sagen sollen?
Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, war sie überzeugt, dass ihre Zweifel berechtigt waren, und be- schloss, Dan bei nächster Gelegenheit die Chance zu geben, sich wieder von ihr zu lösen.
Mit diesem Entschluss ging sie die Treppe wieder hinunter, blieb jedoch auf halbem Weg stehen. Dan verschwand augenblicklich aus ihren Gedanken, als sie ihre Schwester und Dr. Sanderson unten im Foyer entdeckte.
Der gute Doktor hielt Laurel in den Armen, strich ihr zärtlich über den Rücken und flüsterte ihr tröstende Worte ins Ohr, während sie an seiner Schulter weinte.
Maggie ging langsam weiter, räusperte sich und sagte: „Entschuldigung."
Die zwei fuhren auseinander wie zwei beim Knutschen ertappte Teenager.
„Miss Malone, ich ... ich habe Ihre Schwester nur getröstet.
Neil Sanderson rückte sich die Krawatte zurecht und versuchte, professionell auszusehen, doch sein Gesicht lief rot an.
„Das sehe ich. Gibt es etwas, das ich wissen sollte?"
„Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten gebracht."
„Oh Maggie, Daddys letzte Tests waren nicht gut. Dr. Sanderson sagt, dass Dad schneller abbaut, als er und Dr. Lockhart erwartet haben. Sie haben die Medikation geändert, aber wenn sich das Krebswachstum nicht verringert, können wir von Glück sagen, wenn er noch das neue Jahr erlebt."
Die Mitteilung traf Maggie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie wäre gestrauchelt, wenn sie sich nicht am Treppenpfosten festgehalten hätte. In zwei Wochen war bereits das Erntedankfest.
„Sind Sie sicher, Doktor?"
„So sicher, wie man in so einem Fall sein kann. Als positiv können wir allerdings verbuchen, dass Ihr Vater eine Kämpfernatur ist. Ich habe Mrs. Howe gerade gesagt, sie soll die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht überrascht Jacob uns alle." Nach einem letzten mitfühlenden Blick zu Laurel nahm er seine Tasche auf. „Ich muss jetzt weiter. Falls Sie mich brauchen, gleichgültig ob bei Tag oder Nacht, rufen Sie mich an."
„Warten Sie, Doktor." Laurel schniefte und wischte sich mit einem weißen Männertaschentuch die Augen, ehe sie es ihm zurückgab. „Danke für Ihre Bemühungen. Und danke für Ihre Anteilnahme."
Neil Sanderson sah Laurel sehnsüchtig an, blickte dann auf das tränenfeuchte Taschentuch, schloss die Finger fest darum und steckte es ein. Maggie vermutete, dass es nie wieder eine Waschmaschine von innen sah. „Nicht der Rede wert. Es war mir ein Vergnügen."
Als er ging, trat Maggie neben ihre Schwester, und beide sahen dem Doktor durch die geschliffenen Glasscheiben neben der Haustür nach, wie er davonfuhr.
„Er ist ein guter Mann", sagte Maggie leise.
„Ja. Ja, das ist er."
„Ich kann es nicht glauben. Oh Laurel, wir werden Daddy bald verlieren." Laurel antwortete nicht, doch
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