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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich.
    Sie umfasste das Lenkrad fester. Nein, denk nicht an damals, sagte sie sich. Es ist nicht mehr wichtig. Du hast dir ein eigenes Leben geschaffen, ein gutes, das dir ungeahnten Erfolg, Ruhm und Wohlstand beschert hat. In der Vergangenheit herumzustochern, tut nur weh.
    Doch es war zu spät. Die Begegnung mit ihrem Vater hatte alte Wunden aufgerissen, und die Erinnerungen waren frisch und schmerzlich wie immer.
    Warum? fragte sie sich schweren Herzens und den Tränen nahe. Warum konnte ihr Vater sie nicht lieben? Was war so schrecklich an ihr, so widerwärtig, so unliebenswert?
    Seit sie zurückdenken konnte, hatte sie gewusst, oder zumindest gespürt, dass Jacob sie lediglich tolerierte. Es war nichts Offenkundiges oder Dramatisches. Er war nie gemein, brutal oder zu streng zu ihr gewesen. Nur ... distanziert.
    Er hatte ihr genau wie Laurel und Jo Beth ein gutes Zuhause, eine gute Ausbildung und alle materiellen Dinge gegeben, die sie brauchte.
    Jedoch war ihren Schwestern all dies mit Liebe und Wärme gegeben worden. Jacob war seinen jüngeren Töchtern sehr zugetan und überhäufte sie mit Aufmerksamkeit, zu ihr hingegen war er ein Leben lang kühl und distanziert gewesen.
    Und sie wusste nicht, warum. Sie hatte es nie begriffen.
    Als Mädchen hatte sie geglaubt, dass Jacob sie ignoriere, weil sie nicht Laureis zarte Schönheit oder Jo Beths Niedlichkeit hatte.
    Die Ironie dieses Gedankens ließ sie schmunzeln.
    Heute gehörte sie zu den fünf Topmodels der Welt. Doch in jenen Jahren hatte sie im Spiegel immer nur das zu große knochige Mädchen mit Sommersprossen, schrecklichem roten Haar und einem zu üppigen Mund für das kleine Gesicht gesehen.
    Als sie schon überzeugt gewesen war, nicht mehr unansehnlicher werden zu können, war sie dann auch noch einsachtzig in die Höhe geschossen und so schlaksig geworden, dass sie nur aus langen Armen, Beinen, Ellbogen und Knien bestanden hatte.
    Die Erinnerung an jene Zeit und ihre Bemühungen, ihre Defizite zu kompensieren, war deprimierend.
    Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, wenn sie wirklich und von Grund auf gut wäre, würde Jacob stolz auf sie sein und sie lieben.
    Das war von Anfang an ein törichtes, kindisches Unterfangen gewesen. Rückblickend bezweifelte sie, ob Jacob ihre Bemühungen überhaupt bemerkt hatte.
    Im Teenageralter hatte sie endgültig erkannt, dass ihr Wunsch nach Anerkennung nicht in Erfüllung ging. Da hatte sie sich gesagt, zur Hölle damit, und von Stund an alle möglichen Regeln gebrochen, um ihren Vater und all die engstirnigen Spießbürger von Ruby Falls zu konfrontieren.
    Natürlich hatte sie sich mit diesem Verhalten keinen Gefallen getan, aber nach Jahren ungesunder Zurückhaltung war es einfach ein gutes Gefühl gewesen, über die Stränge zu schlagen.
    Obwohl sie damals von einer Kalamität in die nächste schlitterte, ging sie gern zur Schule und lernte mit Begeisterung. Schon mit sechzehn schloss sie die High School mit einem sehr guten Zeugnis ab.
    Das beeindruckte zwar ihren Vater nicht, sicherte ihr jedoch einen Studienplatz in Harvard. Im ersten Semester dort endete ihre rebellische Phase auf Grund der Distanz zum Elternhaus und zunehmender Reife.
    Sie hatte mehr als hart gearbeitet und in nur vier Jahren mit etwas über zwanzig ihren Abschluss in Wirtschaftswissenschaften mit Auszeichnung bestanden. Strahlend über den Erfolg und voller Zukunftsträume war sie heimgekehrt.
    Bei diesen Gedanken schnaubte sie verächtlich. Die ganze Plackerei hatte ihr wenig Glück gebracht.
    Ihr Erfolg hatte ihrem Vater nichts bedeutet, weder damals noch heute.
    Nach der wenig erfreulichen Wiedervereinigung im Krankenhaus war offenkundig, dass ihr Jacobs Herz verschlossen blieb, gleichgültig, was sie tat oder wie erfolgreich sie war.
    „Mach dir nichts vor, Maggie, für ihn und vermutlich für den spießigen Rest von Ruby Falls bleibst du immer die rücksichtslose Wilde, Jacob und Lily Malones nutzlose älteste Tochter."
    Sie drückte den Knopf, der das Verdeck automatisch hochfahren ließ. Sobald es geschlossen war, stieg sie aus, nahm ihre Ledertasche und ging zum Haus. Es hatte keinen Sinn, das übrige Gepäck auszuladen. Morgen früh, nach einem klärenden Gespräch mit ihrer Mutter, war sie wieder weg.
    Sobald sie auf den Beinen war, traf Müdigkeit sie wie ein
    Keulenschlag. Sie war so erschöpft, dass ihr die Knie zitterten.
    Sie hätte sich gern noch heute Abend mit ihrer Mutter ausgesprochen, doch dazu gab es keine

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