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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schultern von sich ab und musterte sie kritisch. „Du lieber Gott, du kannst wirklich etwas Fett auf den Rippen vertragen. Bei allen Heiligen, du bist dürr wie eine Bohnenstange. Gibt es im Yankeeland denn kein anständiges Essen?"
    Maggie schmunzelte. „Kein so gutes wie bei dir." Sie schnüffelte. „Rieche ich da Brötchen?"
    „Was sollte ich denn wohl sonst an deinem ersten Morgen backen? Sobald ich hörte, dass du da bist, habe ich zwei Platten in den Ofen geschoben. Ich habe nicht vergessen, mit welcher Geschwindigkeit du immer meine Brötchen verdrückt hast. Ich mache gerade noch ein paar Eier und Würstchen und Bratkartoffeln mit Sauce dazu. Ich habe nur gewartet, bis du wach bist, um mit der Zubereitung anzufangen."
    „Und deine Boysenbeeren mit Honig? Dazu frische Butter?" fragte Maggie hoffnungsvoll, und dabei lief ihr bereits das Wasser im Munde zusammen.
    „Natürlich. Und jetzt geh raus auf die Terrasse, damit ich fertig werde. Der Frühstückstisch ist gedeckt, und es stehen Saft und Kaffee auf dem Servierwagen. Deine Mom und Jo Beth haben schon gegessen. Miss Lily ist gerade im Arbeitszimmer und telefoniert mit dem Krankenhaus. Wenn sie fertig ist, leistet sie dir bestimmt Gesellschaft. Hier, nimm dir ein Brötchen für unterwegs mit." Sie hob die Abdeckung vom Brotwärmer.
    „Ich sollte zwei nehmen."
    Ida Lou lachte. „So was habe ich noch nicht erlebt. Du kannst essen wie ein Holzknecht. Eigentlich müsstest du dreihundert Pfund wiegen. Stattdessen bist du so dünn, dass man dich umpusten kann."
    Maggie widersprach zwar nicht, allerdings war sie im Gegensatz zu vielen anderen Models nicht unnatürlich dünn. Sie lief drei- oder viermal die Woche, war schlank und durchtrainiert, wirkte jedoch nicht ausgehungert wie manche ihrer
    Kolleginnen. Ida Lou hatte jedoch ihre eigenen Vorstellungen von einer Idealfigur. „Männer mögen Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Knochen", war einer ihrer Lieblingssprüche.
    „Ich weiß, ich weiß. Aber ich nehme nun mal nicht zu, gleichgültig, wie viel ich esse."
    Maggie ging mit ihren Brötchen hinaus auf die Terrasse. Der Tisch mit der Glasplatte und der Servierwagen standen im Schatten der großen Pergola. Blaue Trichterwinden rankten sich um die Pfosten und das Holzgitter des Daches und bedeckten es mit Blättern und blauen trompetenförmigen Blüten, auf denen der Morgentau glitzerte.
    Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, trank einen Schluck und schloss die Augen. Himmlisch.
    Sie brach ein ofenwarmes Brötchen auf, gab einen großzügigen Klecks Butter darauf und fügte das samtige lavendel farbene Püree aus Boysenbeeren und Honig hinzu. Beim ersten Bissen seufzte sie genüsslich und schloss die Augen, während ihr etwas geschmolzene Butter über das Kinn lief.
    Niemand buk Brötchen wie Ida Lou.
    Sie hatte kaum ihren kleinen Imbiss beendet, als die Haushälterin mit einem Teller, auf dem sich Rühreier, Würstchen und Kartoffeln türmten, herauskam. Dazu gab es noch einen Korb mit frischen Brötchen.
    „Sieh zu, dass du alles aufisst", sagte sie zu Maggie und stellte den Teller vor sie hin.
    „Ja, Ma'am." Lächelnd nahm sie eine Gabel und langte zu. Wie stets hatte Ida Lou ihr so viel aufgehäuft, dass es für zwei Männer gereicht hätte. Da sie sich in den letzten beiden Tagen jedoch mit Imbissen im Flugzeug begnügt hatte, war sie hungrig und verzehrte alles.
    Nach dem Essen ging sie mit ihrer Tasse Kaffee zum Rand der Terrasse. Sie betrachtete die vertraute Szenerie voller Sehnsucht und Trauer. Wie sehr sie sich wünschte, immer hier bleiben zu können.
    Die großen Pinien, Eichen und Pekannussbäume standen seit über hundert Jahren hier, lange bevor dieses Haus gebaut worden war. Der hintere Garten, umgeben von einem hüfthohen weißen Zaun, zog sich einen sanften Hang hinab. Rings herum reichte die Obstplantage bis an die Grundstücksgrenze. Pfirsichbäume bedeckten das hügelige Land in präzisen Reihen, so weit das Auge reichte.
    Die Sonne war noch nicht über die hohen Baumwipfel gestiegen, und das Gras glitzerte feucht. Im Tau waren zwei Spuren großer Füße zu sehen. Sie reichten vom hinteren Tor zur Terrasse und zurück bis hinein in die Obstplantage.
    Dan Garrett? Hatte er ihre Mutter bereits aufgesucht?
    Ein Vogel zwitscherte in einer Eiche, und Maggie lächelte wehmütig. Sie liebte das alles hier sehr, und es fehlte ihr schrecklich. Ihr Blick wanderte zur Laube rechts von der Terrasse, und Verbitterung vertrieb ihre

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