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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
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jedoch nicht im Vorzimmer, als Maggie den Kopf zur Tür hereinsteckte. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Anna eine Ordnungsfanatikerin war, hätte sie unterstellt, sie sei gar nicht mehr da. Auf dem Schreibtisch befanden sich weder Papiere noch ein Schreibstift oder eine Büroklammer. Neben einem Tischkalender lag lediglich ein ordentlich ausgerichteter Schreibblock. Sogar der Computer war abgedeckt.
    Maggie durchquerte den Raum und betrat das Büro ihres Vaters. Aber auch dort war keine Anna zu entdecken. Vielleicht ist sie zu einem verspäteten Mittagessen gegangen, dachte Maggie mit einem Blick auf ihre Uhr. Falls ja, würde sie bald zurück sein.
    Maggie beschloss zu warten und wanderte ziellos durch den Raum. Interessiert sah sie sich um und merkte, dass hier alles unverändert war.
    Hier gab es weder moderne Büromöbel noch Teppichboden. Dieses Büro hatte sich die alte Eleganz bewahrt, die Ka- therine Margaret ihm vor über siebzig Jahren verliehen hatte. Täfelung aus Walnussholz, darüber elfenbeinfarbene Prägetapete. Polierter dunkler Eichenboden, und darauf ein großer Orientteppich in Weinrot und Blau, an den Wänden antikes Mobiliar.
    Lächelnd ließ Maggie die Fingerspitzen zunächst über die Kante des massiven Walnussschreibtisches und dann über den großen Sessel ihres Vaters gleiten. Mit geschlossenen Augen sog sie die Gerüche ein, die sie stets mit diesem Büro verbunden hatte: Limonenöl, Leder und gute Zigarren. Letzteres entströmte dem Humidor, der noch auf dem Schreibtisch stand, obwohl ihr Vater schon vor Jahren das Rauchen aufgegeben hatte.
    Ein entferntes Rumpeln erregte ihre Aufmerksamkeit. Maggie ging zur Glaswand hinter dem Schreibtisch ihres Vaters, von wo aus sie in die Produktionshalle hinabsehen konnte. Zwar war die gesamte Wand mit schweren Vorhängen zu verdecken, doch ihr Vater, genau wie vor ihm sein Vater und die Großmutter, liebten die Verbindung zur Arbeit in der riesigen Fabrikhalle.
    Die Vorbereitungsräume, in denen die Ernte maschinell gewaschen, geschält, geschnitten und gehackt wurde, sowie die „Küche" mit ihren großen Bottichen, in denen Obst und Gemüse kochten, waren von hier nicht einzusehen. Von Jacobs Büro aus schweifte der Blick über jenen Teil der Firma, in dem die Ernte in Dosen oder Gläser abgefüllt, verschlossen, etikettiert und versandfertig gemacht wurde.
    Maggie sah über Mitarbeiter und Maschinenpark hinweg. Alles schien ständig in Bewegung zu sein. Sie hatte unzählige Male an dieser Stelle gestanden und war es nie müde geworden zuzusehen.
    Sie verfolgte die Reihen leerer Dosen und Gläser, die in mehreren Etagen auf langen Transportbändern entlangratterten. Sie sah, wie die Präsizionsmaschinen einen Behälter nach dem anderen füllten, verschlossen und zur nächsten Station weiterbeförderten, wo in Windeseile ein Etikett aufgeklebt wurde und die Behälter auf ein Förderband kullerten, das sie zur Verladebucht am Ende des Gebäudes transportierten. Dort wurden sie auf Paletten verpackt und mit Gabelstaplern in die verschiedenen Lagerhäuser auf dem Gelände gebracht.
    Dieser Prozess bannte sie stets auf Neue. Als sich an der Schmalseite des Gebäudes die Tür zum Büro des Betriebsleiters öffnete und Dan Garrett die Fabrik betrat, wurde sie aus ihrer Trance gerissen.
    Unwillkürlich spannte sie sich an, und ihr Puls beschleunigte sich. Es ärgerte sie, dass dieser Mann eine solche Wirkung auf sie hatte, sie konnte es jedoch nicht verhindern.
    Wie bei ihrer ersten Begegnung am Vortag trug Dan Jeans und ein kariertes Arbeitshemd. Bei seiner Größe wirkte er sogar aus der Ferne sehr männlich und sogar ein wenig gefährlich. Sie dachte an die kühlen silbrigen Augen, die durch einen hindurchzusehen schienen, und fröstelte.
    Kaum hatte er die Halle betreten, als auch schon von drei Seiten Leute auf ihn einstürmten, die etwas mit ihm besprechen wollten.
    Maggie sah ihn im Gehen mit drei Männern und zwei Frauen reden. Alle fünf mussten praktisch laufen, um Schritt mit ihm zu halten, während er forsch durch den Irrgarten an Maschinen und Menschen eilte. Dann und wann blieb er stehen, um mit einem Arbeiter zu sprechen, eine Geste zu machen oder eine Maschine zu kontrollieren. Doch er vergeudete keine Zeit, sondern erledigte seine Aufgaben schnell und dennoch sorgfältig.
    Selbst von oben und aus dieser Entfernung betrachtet, stach Dan Garrett aus dem Heer der Mitarbeiter hervor. Ihn umgab eine Aura von Selbstsicherheit und Autorität,

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