Die Heimkehr Der Tochter
respektiert und bewundert zu werden. Sie hatte fast vergessen, wie es war, sich bei jeder Gelegenheit rechtfertigen zu müssen.
„Du bist aus der Übung, Mag", sagte sie sich leise. „Du musst wieder härter werden, und zwar schnell."
Was hatte sie überhaupt erwartet? Dan Garrett war der Betriebsleiter ihres Vaters. Der Mann wusste, wem seine Loyalität gehörte.
Im Übrigen konnte sie seinem Urteil über Jacob gar nicht widersprechen. Ihr Vater war ein anständiger und ehrenwerter Mann. Er war rückhaltlos ehrlich und fair zu jedem ... nur nicht zu seiner Tochter.
Wenigstens hatte sie seine Warnung mit einer leichtfertigen Bemerkung abgetan: „Keine Sorge, Süßer, häusliche Probleme zu bereiten, steht derzeit nicht auf meinem Plan. Vielleicht beim nächsten Mal wieder", hatte sie mit einem ironischen Zucken um den Mund hinzugefügt, obwohl ihr nicht nach Lächeln zu Mute gewesen war.
Zu ihrer Erleichterung hatten sie sich kurz darauf getrennt, da Dan zu seinem Haus gegangen war, um in seine Arbeitskluft zu steigen.
Erst da hatte sie gemerkt, dass er im Haus des ehemaligen Betriebsleiters wohnte. Das viktorianische Cottage war das Haus ihrer Urgroßmutter gewesen, als sie das Familienunternehmen gegründet hatte. Ursprünglich stand es auf dem Platz, an dem sich jetzt das Haus ihrer Eltern befand.
Als 1927 das große Haus gebaut worden war, hatte man das Cottage auf die Lichtung in der Plantage umgesiedelt, ein kleines Stück Land, das für den Obstanbau zu alkalisch war. Es lag auf halbem Weg zwischen dem ehemaligen Standort und der Fabrik. Seither war das Cottage mit den drei Schlafräumen stets das Zuhause des jeweiligen Betriebsleiters und seiner Familie gewesen.
Das alte Gebäude, im Laufe der Jahre immer wieder renoviert, befand sich in bestem Zustand. Trotzdem war sie überrascht, dass Dan es sich ausgesucht hatte, so charmant es auch war. Sie hätte unterstellt, dass ein gut aussehender Junggeselle die Abgeschiedenheit eines Apartments in der Stadt bevorzugt hätte.
Aber was wusste sie schon? Vielleicht gehörte Dan Garrett zu den Männern, deren Liebesleben sich anderswo abspielte als in ihrem Heimatort. Das Privatleben des Betriebsleiters der Firma konnte ihr gleichgültig sein.
Maggie betrat die kleine Lobby des großen Fabrikgebäudes und stieg die Treppe zum Büro in der ersten Etage hinauf. Als sie den Empfangsraum oben betrat, blieb sie stehen und sah sich voller Wehmut um.
Der Computer auf dem Schreibtisch war neu, ebenso der Teppich, aber alles andere war so, wie immer: dasselbe solide Mahagonimobiliar, dieselben Gemälde an der Wand, dieselbe riesige Bambuspflanze in der Ecke.
Ein sich ständig wandelndes geometrisches Muster glitt über den Bildschirm hinweg, doch die Rezeption war nicht besetzt.
Der Flur zur Rechten führte zu verschiedenen Büros der Marketing- und Buchhaltungsabteilung. Aus der Richtung schallten Stimmen herüber, aber Maggie wandte sich nach links dem Büro ihres Vaters zu.
Eine gründliche Durchsicht der Bücher hatte absoluten Vorrang für sie, allerdings war sie noch nicht so weit, mit ernsthaften Nachforschungen zu beginnen. Heute wollte sie nur die Vorarbeiten leisten - sich wieder mit der Belegschaft vertraut machen, neue Mitarbeiter kennen lernen, sie daran gewöhnen, dass sie wieder im Büro auftauchte, vielleicht die allgemeine Stimmung erfassen und einige nützliche Informationen sammeln. Und damit begann sie am besten bei der Sekretärin ihres Vaters.
Anna Talmadge arbeitete seit zweiundzwanzig Jahren für Malone Enterprises, die letzten dreizehn davon als Jacobs Sekretärin. Sie kannte nicht nur die Firma in- und auswendig, sie war auch über den gesamten Büroklatsch unterrichtet. Sie kannte die kleinen Rivalitäten, die Eifersüchteleien und die Büropolitik.
Anna war absolut loyal und wachte über ihren Chef und seine Geschäftsinteressen mit der Entschlossenheit eines Rottweilers. Die spröde alte Dame hatte jedoch immer eine
Schwäche für die Töchter der Malones gehabt, und Maggie vermutete, wenn sie ihre Karten richtig spielte, konnte Anna ein Quell an Informationen werden.
Außerdem würde sie ihr in den kommenden Wochen auf rein praktischer Ebene eine unschätzbare Hilfe sein.
Im Übrigen kannte Maggie die Hackordnung. Dan Garrett war im Produktionsbereich vielleicht die rechte Hand ihres Vaters, und Martin bildete sich wahrscheinlich ein, der Zweite in der Kommandofolge zu sein, Anna hingegen leitete das Büro.
Anna Talmadge war
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