Die Heimkehr Der Tochter
die ihn als den Leitwolf kennzeichnete.
Unvermittelt blickte er auf und sah sie an. Maggies Herz schien einen Purzelbaum zu schlagen. Reflexhaft machte sie einen Schritt rückwärts, ehe ihr bewusst wurde, was sie tat, und stehen blieb. Aus dieser Entfernung konnte sie sein Mienenspiel zwar nicht deutlich erkennen, hatte jedoch wieder das Gefühl, vom Blick aus diesen hellen Augen durchbohrt zu werden. Sie widerstand dem Drang, sich dem forschenden Blick zu entziehen, lächelte und hob leicht winkend die Hand.
Er reagierte nicht gleich, nickte dann aber und setzte seine Runde fort. Als er sich den Küchen näherte und ihrem Blickfeld entschwand, atmete sie erleichtert auf und presste eine Hand auf den Magen.
Was hatte dieser Mann bloß an sich, das sie so aus der Fassung brachte? Verärgert über ihre Reaktion, wandte sie sich wieder dem Raum zu.
Dan Garrett war vergessen, sobald sie das große, dekorativ gerahmte Foto ihrer Urgroßmutter sah, das die gegenüberliegende Wand dominierte. Maggie ging hin, blieb vor dem Bild stehen und lächelte liebevoll, während sie das Foto eingehend betrachtete.
Katherine Margaret Malone, ihre Namensgeberin und ihr Idol.
Die Aufnahme war gemacht worden, als ihre Urgroßmutter Mitte vierzig gewesen war. Als junge Frau war Katherine Margaret eine Schönheit gewesen. Und auch in den mittleren Jahren war sie immer noch das, was man seinerzeit als ansehnliche Frau bezeichnet hatte. Fasziniert hatte Maggie jedoch stets, wie viel Stärke, Intelligenz und Entschlossenheit in dem klaren ruhigen Blick zum Ausdruck kamen.
Schon als Kind hatte sie ehrfürchtig den Geschichten über Katherine Margaret gelauscht. Es war ihr heftiger Wunsch gewesen, wie ihre Urgroßmutter zu werden und eines Tages als Firmenchefin in deren Fußstapfen zu treten.
Verwitwet und mittellos mit einem kleinen Sohn zurückgelassen, für den sie sorgen musste, hatte sie getan, was damals nur wenige Frauen gewagt hätten. Katherine Margaret hatte zu Hause ein kleines Geschäft gegründet und es zu dem ausgebaut, was heute Malone Enterprises war.
„Wir verdanken alles dir, Granny", sagte Maggie leise. „Und ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, damit die Firma weiter floriert und im Familienbesitz bleibt."
„Was machen Sie hier?"
Die kriegerische Frage erschreckte Maggie so, dass sie zusammenfuhr und ruckartig den Kopf nach links drehte. In der offenen Tür stand eine kleine, spröde Frau von vielleicht fünfunddreißig, die sie so wütend ansah, als sei sie eine Diebin, die soeben mit den Händen im Safe erwischt worden war.
Die Frau trug ihr glattes braunes Haar modisch kinnlang gestutzt, doch der strenge Schnitt bekam ihren scharfen Gesichtszügen nicht. Ihre dünnen Lippen waren missbilligend zu einer Linie gepresst, und sie hielt sich so steif, als mache sie Werbung für ein Ganzkörperkorsett.
„Hallo, ich habe Sie nicht hereinkommen hören", sagte Maggie freundlich.
Die Frau wurde nicht verbindlicher. „Ich fürchte, Sie müssen gehen."
Maggie lachte. „Sie müssen neu hier sein. Glauben Sie mir, es hat alles seine Richtigkeit. Ich bin Maggie Malone. Das hier ist das Büro meines Vaters."
„Ich weiß, wer Sie sind", sagte die Frau von oben herab, und Maggie hätte schwören mögen, dass sie dabei verächtlich den Mund verzog. „Obwohl ich gestehen muss, dass wir nicht erwartet haben, Sie hier zu sehen. Mr. Howe hat heute Morgen mit dem Krankenhaus telefoniert, und Ihr Vater sagte ihm, Sie würden heute abreisen."
Also hatte Martin angerufen, um sich zu vergewissern, dass sie wieder einen Tritt bekam? Typisch. Er musste angerufen haben, bevor Lily mit Dan ins Krankenhaus gefahren war. Wenn Martin erfuhr, dass sie blieb - und warum sie blieb -, bekam er vermutlich einen Anfall.
Als sie sich das vorstellte, musste sie fast lachen.
„Nun ja ... ich habe meine Pläne geändert."
„Das sehe ich. Trotzdem müssen Sie gehen."
„Wie bitte?"
„Dieses Büro gehört jetzt Mr. Howe, da er die Firmenleitung übernommen hat. Er hat mich angewiesen, während seiner Abwesenheit niemand in sein Büro zu lassen."
„Ach wirklich?"
Na, das werden wir noch sehen, dachte Maggie. Eher gefror die Hölle, als dass sie tatenlos zusah, wie Martin in Büro und Firma das Zepter führte.
„Und wo ist Martin jetzt? Vielleicht sollte ich besser mit ihm reden."
„Mr. Howe ist auf dem Weg zum Flughafen nach Dallas. Er fliegt nach Albuquerque, um sich mit dem Einkäufer der Thrifty Pantry Supermarktkette
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