Die Heimkehr Der Tochter
Geschäfte und Mathe und all das langweilige Zeugs. Egal, was Daddy meint, ich werde Schauspielerin."
Maggie seufzte. „Jo Beth, ich sage das nicht gern, aber Daddy hat Recht."
„Was? Das is' so unfair! Du has' dein Traum wahr gemacht, bist nach New York gegangen und Model geworden, obwohl es Mom das Herz gebrochen hat. Ich darf nich' machen, wovon ich träume? Das is' gemein!"
Maggie zuckte zusammen. Sie hatte keineswegs vorgehabt, Model zu werden. Sie war nicht auf Grund eines Traumes, sondern eines Albtraumes vor sieben Jahren in New York gelandet. Ihre kleine Schwester schien diesen Umstand bequemerweise vergessen zu haben. Allerdings machte sie sich jetzt nicht die Mühe, sie darauf hinzuweisen. Stattdessen sagte sie sanft: „Aber wenn du dich erinnerst, hatte ich das College bereits abgeschlossen, als ich nach New York gegangen bin."
„Das is' mir egal. Ich verplemper nich' vier Jahre meines Lebens mit was, was ich gar nich' machen will."
„Hör mal, ich sage ja gar nicht, dass du nicht Schauspielerin werden sollst, wenn du das wirklich willst. Ich sage bloß, dass es klug wäre, vorher eine andere Ausbildung zu machen, auf die du zurückgreifen kannst, falls das mit der Schauspielerei nicht klappt. Geh aufs College, aber such dir eines aus mit einer guten theaterwissenschaftlichen Fakultät, damit du das Gewerbe von Grund auf lernst."
Nach einer kurzen Pause fügte Maggie hinzu: „Auf die
Weise wäre Daddy wahrscheinlich zufrieden gestellt, weil du ein Diplom machst. Wenn nicht in Betriebswirtschaft, dann eben in einem anderen Bereich, der dich auf das Leben vorbereitet. Gleichzeitig sammelst du Erfahrung und förderst dein Talent, so dass du bessere Erfolgschancen hast, wenn du es im Showbusiness versuchen solltest."
Ein weiterer Blick auf ihre Schwester zeigte ihr, dass die Trotzmiene einer tiefen Nachdenklichkeit gewichen war. Wie viel von dem, was sie gesagt hatte, in Jo Beths alkohol- umwabertes Hirn gedrungen war, vermochte sie jedoch nicht einzuschätzen.
„Also, wie klingt das für dich?"
„Weiß nich'."
Während Maggie in die Zufahrt zum Haus bog, spürte sie den Drang, Jo Beth zu überzeugen. Es war fraglich, ob sie noch einmal die Gelegenheit zu einem ruhigen Vieraugengespräch bekamen. „Du musst dich ja nicht heute Nacht entscheiden. Versprich mir nur, dass du darüber nachdenkst. Okay?"
Jo Beth warf ihr wieder einen verschwommenen, argwöhnischen Blick zu. „Was gehts dich überhaupt an?"
Maggie brachte den Wagen vor dem Haus zum Stehen und erblickte im Rückspiegel die hinter ihr auftauchenden Scheinwerfer von Dans Pick-up. Im Halbdunkel wandte sie sich ihrer Schwester zu und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Ob du es glaubst oder nicht, du liegst mir am Herzen. Ich hab dich lieb, kleine Schwester."
Jo Beth blinzelte sie an wie eine Eule.
Dan öffnete die Beifahrertür.
„Alles in Ordnung?" fragte er.
„Ja", erwiderte Maggie und stieg aus.
Er half ihr, Jo Beth bis zur Eingangstür zu bringen. Sein Angebot, sie auf ihr Zimmer zu tragen, lehnte Maggie jedoch ab.
„Je weniger Leute durch das Treppenhaus gehen, umso größer ist die Chance, dass wir Mom und Dad nicht aufwecken. Den Rest bewältige ich allein", flüsterte sie. „Ach, und Dan", fügte sie hinzu, als er gehen wollte.
Er drehte sich noch einmal zu ihr um und zog fragend eine Braue hoch. „Ja?"
Als Maggie ihn in der Dunkelheit betrachtete, so verlässlich und stark, kam er ihr wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung vor. Sie hätte gern den Kopf an seine breite Brust gelegt und ihre Sorgen und Ängste bei ihm abgeladen. Sie hätte ihm von den zerstochenen Reifen und der Ratte im Bett erzählt und eingestanden, wie gekränkt und gedemütigt sie sich durch diese Angriffe fühlte. Und sie hätte gern Trost in seinen Armen gesucht.
„Danke, dass Sie mich begleitet haben."
Sekundenlang sah er sie nur ruhig an, Lichtreflexe der Verandabeleuchtung in den hellen Augen. Schließlich nickte er. „Kein Problem."
Er lief die Außentreppe hinab und schritt davon. Maggie seufzte tief.
Obwohl Jo Beth ziemlich wackelig auf den Beinen war, schafften sie es gut bis zum oberen Treppenabsatz. Dann begann Jo Beth zu stöhnen: „Mir wird schlecht!"
„Schsch! Du weckst alle auf."
„Igitt, is' mir schlecht!"
„Halte durch!" flüsterte Maggie ihr eindringlich zu. „Wir sind fast in deinem Zimmer."
„Oh Gott, es geht los!"
Maggie bugsierte ihre kleine Schwester, halb tragend, halb zerrend durch ihr
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