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Die Heimkehr Der Tochter

Die Heimkehr Der Tochter

Titel: Die Heimkehr Der Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
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Flüsterton.
    „Wenn ich feststelle, dass du uns alle anlügst, um deine Schwester zu schützen..."
    „Sie lügt nicht", sagte Dan von der Tür her, und alle Köpfe wandten sich ihm zu. „Ich bin mit Maggie zu Rowdys Bar gefahren, um Jo Beth abzuholen."
    Er kam ins Zimmer, goss sich am Sideboard eine Tasse Kaffee ein und setzte sich Maggie gegenüber an den Tisch. Dann sah er Jacob an. „Sie hat nur versucht zu helfen."
    Jacob wurde nachdenklich. „Verstehe. Das wirft natürlich ein anderes Licht auf die Angelegenheit."
    „Ja", bekräftigte Jo Beth und hielt immer noch ihren Kopf fest. „Anstatt auf Maggie loszugehen, solltest du dich bei ihr bedanken. Wir haben uns auf dem Heimweg letzte Nacht unterhalten, und sie hat mich überzeugt, dass ich zum College gehen sollte."
    Maggie warf Jo Beth einen überraschten Blick zu. In Anbetracht des Zustandes, in dem die Kleine gewesen war, wunderte es sie, dass sie sich überhaupt an das Gespräch erinnerte. Da ihr zweifellos die Zeit gefehlt hatte, intensiv über das Thema nachzudenken, hatte sie die Entscheidung offenbar soeben getroffen.
    „Dem Himmel sei Dank!" rief Lily aus.
    Während Jacob und Nan ebenfalls ihre Zustimmung äußerten, beobachtete Maggie Jo Beth und konnte eine leichte Skepsis nicht verhehlen. Sie fragte sich, ob die Kleine ihre Studierwilligkeit nur verkündet hatte, um ihre große Schwester ihrem Vater in ein besseres Licht zu rücken? Oder war es gar ein cleverer Trick, sich selbst aus der Schusslinie zu bringen?
    „Oh bitte, könnt ihr nicht ein bisschen leiser sein?" stöhnte Jo Beth und hielt sich den Kopf. „Und ehe ihr vor Begeisterung ausflippt, möchte ich nur erklären, dass ich nicht wie Maggie hier Betriebswirtschaft studieren werde, sondern Theaterwissenschaften."
    „Was? Also nun hör mal..."
    „Nur die Ruhe, Bruderherz", beschwichtigte Nan. „Das Entscheidende ist doch, dass sie aufs College geht. Ich denke, zu diesem Zeitpunkt solltest du einfach nur lächeln und dich über den Fortschritt freuen."
    Jacob gefiel das nicht. Er blickte finster und schnaubte, aber nach einer Weile beruhigte er sich und stimmte zu. Er gratulierte Jo Beth sogar und sagte ihr, dass er stolz auf sie sei, weil sie die richtige Entscheidung getroffen habe.
    „Und wie es scheint, muss ich auch dir danken, Katherine, weil du sie zur Vernunft gebracht hast." Er räusperte sich. „Ich ... ich schulde dir wohl eine Entschuldigung. Ich hätte dir nicht gleich die Schuld an der Torheit deiner Schwester geben dürfen. Das war unfair von mir, und es tut mir Leid."
    Maggie sah ihn verblüfft an. Noch nie hatte sich ihr Vater bei ihr für etwas entschuldigt.
    Als ihr bewusst wurde, wie fassungslos sie ihn anschaute, erwiderte sie leise: „Das ... ist schon in Ordnung."
    Sie war so beglückt über seine Geste, dass sie anschließend kaum noch wusste, was und ob sie aß oder ob sie sich an der Unterhaltung bei Tisch beteiligte. Natürlich war es albern, sich derart von einer schlichten Entschuldigung beeindrucken zu lassen. Schließlich war es nur eine, wenn auch längst überfällige, kleine Geste. Doch ihr bedeutete sie unendlich viel.
    Ihr Hochgefühl war auch nicht von der explosiven Reaktion ihres Vaters zu dämpfen, als sie nach dem Frühstück mit ihm und Dan zusammensaß und von dem Vandalismus in der Firma und ihrem Verdacht auf Sabotage berichtete.
    Sie hatte sich vor seiner heftigen Reaktion gefürchtet, doch noch mehr bedrückte es sie, ihn mit schlechten Nachrichten zu belasten. In den zwei Monaten, seit er wieder zu Hause war, hatte sich sein Zustand ständig verschlechtert.
    Zweimal hatten sie ihn zur Lungendrainage wieder ins Krankenhaus bringen müssen. Jedes Mal hatte die Erholungsphase länger gedauert, und geblieben war immer eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes.
    Inzwischen war Jacob so schwach, dass er schon Hilfe brauchte, um nur zu stehen. Und so verbrachte er die meiste Zeit im Bett oder, auf einen Berg Kissen gestützt, in seinem Liegestuhl im Wohnzimmer.
    Ihre Mutter umsorgte ihn sehr, und Ida Lou kochte ihm täglich ein Lieblingsgericht, doch sein Appetit war so gut wie nicht mehr vorhanden. Er hatte so viel Gewicht verloren, dass die Haut auf den Knochen zu hängen schien, und seine Gesichtsfarbe war so totenbleich, dass es Maggie schwer fiel, ihn nur anzusehen.
    Er entglitt ihnen von Tag zu Tag, und sie konnten nichts dagegen tun. Für Maggie war dieses Wissen besonders schmerzlich, da mit ihm auch die lebenslang gehegte

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