Die Heimkehr Der Tochter
solltet ins Bett zurückgehen. Ich kümmere mich um Jo Beth."
Lily wollte etwas einwenden, doch Nan führte sie einfach hinaus und erinnerte sie, dass Charley wahrscheinlich ihre Hilfe brauchte, Jacob wieder ins Bett zu packen.
Nachdem sie fort waren, half Maggie ihrer Schwester ins Nachthemd und brachte sie zu Bett. Sie stellte ihr eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Waschlappen darin auf den Nachttisch, dazu ein Glas Wasser. Nachdem sie auch noch einen Plastikeimer aufgetrieben hatte, hängte sie Jo Beths Kleidung über einen Stuhl.
Ihre kleine Schwester öffnete ein blutunterlaufenes Auge. Einen Moment glaubte Maggie, etwas wie Erleichterung in ihrem Blick zu entdecken, doch Jo Beth setzte sofort eine eingeschnappte Miene auf und schloss das Auge achselzuckend wieder. „Meinetwegen musst du das nich machen. Ich kann selbst für mich sorgen."
„Fein, dann sehen wir uns morgen früh."
Sie wandte sich zum Gehen, verharrte jedoch, als ihr Blick auf ein vertrautes Foto fiel. Es lag neben einem offenen Album auf Jo Beths Schreibtisch. Neugierig ging Maggie näher, um es sich genauer anzusehen.
Das Foto war aus einem Magazin herausgeschnitten. Es war eine ganzseitige Werbeanzeige für Eve Cosmetics, eine Nahaufnahme ihres Gesichtes mit ihrem Markenzeichen, dem verschmitzten Lächeln und den lachenden Augen. Diese Aufnahme hatte sie vor vielen Monaten gemacht.
Maggie entdeckte das offene Album. „Was ist das?" fragte sie leise, erhielt jedoch keine Antwort. Als sie über die Schulter blickte und zum Bett schaute, merkte sie, dass Jo Beth bereits eingeschlafen war.
Unschlüssig richtete sie den Blick wieder auf das Album, doch ihre Neugier siegte schließlich. Langsam blätterte sie das Album durch. Mit jeder umgeschlagenen Seite wuchs ihre Verblüffung. Das Album war voll mit ausgeschnittenen Werbeaufnahmen des letzten Jahres.
Auf dem Regal über dem Schreibtisch entdeckte sie weitere Alben und stellte bei genauerem Hinsehen fest, dass sie ebenfalls mit Zeitungsausschnitten gefüllt waren. Die Alben waren von eins bis sechs durchnummeriert. Maggie klappte das Album auf dem Schreibtisch zu und besah sich den Deckel. Er trug die Nummer sieben. Ein Album für jedes Jahr, in dem sie als Model gearbeitet hatte.
Sie war sprachlos. Ihre kleine Schwester hatte ihre Karriere geradezu akribisch verfolgt. Offenbar besaß sie Kopien jeder Werbeaufnahme, die sie jemals gemacht hatte, zudem Zeitungsausschnitte und Fotos aus Klatschkolumnen und von Gesellschaftsseiten verschiedener Zeitungen.
Liebevoll betrachtete sie das schlafende Mädchen. Jo Beth, du kleine Betrügerin, deine ganze Feindseligkeit ist nichts weiter als ein Schutzschild.
Diese Strategie war ihr nur zu gut vertraut. Zu lieben und nicht wiedergeliebt zu werden, tat unendlich weh. Da war es leichter, Ablehnung und Gleichgültigkeit zu heucheln.
Maggie ließ den Finger über das Album gleiten, sah noch einmal zu Jo Beth und verließ leise das Zimmer. Fünf Minuten später kehrte sie im Nachthemd zurück und kroch zu ihrer Schwester ins Doppelbett.
14. KAPITEL
Als Maggie am nächsten Morgen von einem frühen Jogging- lauf zurückkehrte, warf sie ihre verkaterte Schwester ungeachtet des Stöhnens und Jammerns und ihrer Ankündigung des unmittelbar bevorstehenden Todes aus dem Bett.
„Komm schon, beweg dich, Schwesterherz."
„Oh, ich kann nicht. Mein Kopf, mein Kopf!"
„So was passiert nun mal, wenn man seine Nase zu tief ins Glas steckt."
„Ich sterbe, ich sags dir. Ich muss sofort ins Bett zurück."
„Kommt nicht in Frage. Ich muss ins Büro. Aber ehe ich mich an die Arbeit machen kann, musst du ein paar Erklärungen abgeben. Ich habe mein Bestes getan, dich zu schützen, aber diesmal nehme ich die Schuld nicht für dich auf mich, Kleines. Es steht zu viel auf dem Spiel. Also, beweg dich."
„Okay, okay, ich geh ja schon. Aber hör auf zu schreien,
ja?
Da sich der Winter näherte, fand das Frühstück bereits seit Wochen im Esszimmer statt. Die ganze Familie war versammelt, als Maggie und Jo Beth eintraten.
Jacob verfolgte schmallippig und missbilligend, wie sich seine jüngste Tochter mit größter Vorsicht auf einem Stuhl niederließ, die Ellbogen auf den Tisch stemmte und den Kopf in die Handflächen stützte. Langsam und mit einer Stimme, die ihrer Qual angemessen war, beichtete sie die Sünden der vergangenen Nacht.
„Also gib Maggie keine Schuld. Sie hatte nichts damit zu tun", beendete sie ihren Bericht im
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