Die Heimkehr Der Tochter
krank, dass sie eine Hand auf den rebellierenden Magen presste, um ihn zu beruhigen.
Sie musste den Kadaver loswerden, und zwar ohne den ganzen Haushalt aufzuwecken. Wenn ihr Vater erfuhr, dass jemand sie so hasste, ihr das anzutun, überdachte er seine Entscheidung, ihr die Firmenleitung zu übertragen, vielleicht noch einmal und schickte sie wieder fort.
Angewidert und mit heftigem Herzklopfen näherte sie sich erneut dem Bett. Bemüht, das eklige Vieh nicht anzusehen, zog sie die Bettdecke ganz zurück, nahm das Laken an allen vier Enden, schlug es zusammen und lief damit zum Fenster. Mit heftigen Bewegungen, krampfhaft bemüht, ihrer Übelkeit nicht nachzugeben, schob sie das Fenster hoch, öffnete das Laken und warf die Ratte in den seitlichen Garten.
Sofort ließ sie das schmutzige Laken zu Boden fallen, schlang die Arme um die Mitte und schauderte, dass ihr ganzer Körper bebte. Sobald sie sich wieder in der Gewalt hatte, nahm sie das Laken auf und stopfte es in den Wäschekorb im Bad.
Sie hatte soeben ein frisches Laken hervorgeholt, als das Telefon läutete.
Erschrocken eilte sie vor dem zweiten Klingeln zum Apparat, damit ihr Vater nicht geweckt wurde. Wer um alles in der Welt rief um diese Zeit noch an? Sie sah auf die Uhr, es war zwanzig nach zwölf.
„Hallo?"
„Spreche ich mit Maggie Malone?" fragte eine raue Stimme.
Sie umfasste den Hörer fester, und ihr Puls beschleunigte sich erneut. „Ja. Mit wem spreche ich bitte?"
„Hier ist Rowdy Williams unten von Rowdys Bar und Grill. Es tut mir wirklich Leid, Sie noch so spät zu stören, Miss Malone, aber ich glaube, Sie kommen besser her und holen Ihre kleine Schwester ab."
„Ich ..." Ihr Blick glitt noch einmal zum Bett, doch sie wandte sich rasch ab und fuhr sich mit einer Hand zitternd durch das Haar.
„Jo Beth? Sie ist bei Ihnen?"
„Ja, Ma'am. Sie kam vor 'ner Weile hier rein, voll wie 'ne Haubitze. Ich habe mich geweigert, ihr was zu geben, und ihr die Wagenschlüssel abgenommen, damit sie nicht fahren kann, aber sie macht hier einen ganz schönen Tanz und will die Schlüssel zurück. Ich möchte bestimmt nicht den Sheriff rufen. Ich weiß, Ihrem Dad wäre das ganz und gar nicht recht, aber wenn sie nicht bald einer abholt, komme ich wohl nicht drum herum."
„Ich bin gleich da."
Maggie nahm sich zusammen, schnappte sich Tasche und Autoschlüssel und eilte, innerlich noch aufgewühlt, leise die Treppe hinunter. Dabei betete sie, dass das Telefon ihre Eltern nicht geweckt hatte. Unten angelangt, schlich sie auf Zehenspitzen durch die Küche, den Blick immer wieder auf Ida Lous Tür gerichtet, weil sie halb erwartete, dass dort jede Minute das Licht anging. Sobald sie das Haus durch die Hintertür verlassen hatte, lief sie auf unsicheren Beinen zur Garage.
Sie widerstand dem Drang, das Gaspedal der Viper durchzutreten, fuhr vorsichtig am Haus vorbei, die Zufahrt hinunter und wütete innerlich gegen ihre Schwester.
Was war bloß los mit diesem Mädchen? Sicher, im Alter von Jo Beth hatte sie selbst auch einiges angestellt, aber damals war ihr Vater nicht sterbenskrank gewesen.
Außerdem war Jo Beth immer Jacobs kleine Prinzessin gewesen. Verflixt, wie konnte sie nur so einen Mist bauen? Und das auch noch an ihrem Geburtstag.
Maggie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Natürlich, sie war heute achtzehn geworden. Deshalb war sie ausgegangen, um sich voll laufen zu lassen - sie hatte allen zeigen wollen, dass sie es nun durfte. Das hättest du kommen sehen sollen, Mag, sagte sie sich, als sie das Ende der Zufahrt erreichte.
Jo Beth war schon während des Geburtstagsdinners sehr unruhig gewesen. Sobald Charley Jacob auf sein Zimmer gebracht hatte, war sie gegangen, um mit ihren Freunden zu feiern.
„Wenn du es nicht selbst so eilig gehabt hättest, wegzukommen, hättest du vielleicht was gemerkt", schalt sie sich leise und unerbittlich.
Zu Jo Beths Ehrentag waren alle zum Dinner erschienen, sogar Laurel und Martin. Sobald ihr Vater sich zurückgezogen hatte und auch Jo Beth fort war, hatte Maggie es vorgezogen, noch einmal in ihr Büro zu gehen, um Martins Gegenwart nicht ertragen zu müssen.
Sie war fast an der Straße, als Dans Pick-up in die Zufahrt einbog. Trotz ihrer Sorgen fragte sie sich unwillkürlich, mit wem er wohl aus gewesen war, und der Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich ins Herz.
Maggie verlangsamte das Tempo und hielt sich rechts, damit er vorbeifahren konnte. In ihrer Höhe angelangt, gab er
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