Die Heimkehr des Highlanders
mich sofort vors Militärgericht gezerrt. Aber nichts dergleichen geschah, obwohl ich meine vorübergehende Adresse in London angegeben habe.«
Allison sah ihn ungläubig an. Noch immer wusste er nicht, worauf der Hauptmann hinaus wollte.
»Nehmen wir mal an, MacLaughlin ist – aus welchen Gründen auch immer – nicht wieder zu Hause aufgetaucht. Sein Vater hätte längst Alarm geschlagen und nach ihm suchen lassen. Ich bin sicher, dass er mich im Verdacht hätte und ich mich vor Colonel Porter verantworten müsste.« Er hob die Schultern. »Aber auch in diesem Fall hätte man sich an mich gewandt. Was also ist deine Schlussfolgerung?«
Fieberhaft überlegte Allison. Er wollte nicht riskieren, wegen einer unbedachten Antwort verhöhnt zu werden, wie es in der Vergangenheit allzu oft vorgekommen war.
Seine Sorge war jedoch unbegründet, Milford gab sich selbst die Antwort. »MacLaughlin schweigt, weil er sich persönlich an mir rächen will. Ich muss also damit rechnen, dass er mir irgendwo auflauert, wenn ich meinen Dienst wieder antrete.«
»Dann bitte doch darum, in England bleiben zu dürfen.«
Wenn Blicke töten könnten, wäre Allison leblos aus seinem Sessel gekippt.
»Schwachkopf!«, bellte Milford. »Was soll ich in England? Ich ertrage keine Niederlage. Erst wenn ich weiß, dass Mac Laughlin tot ist, werde ich Ruhe finden.«
Allison wusste um die ganz persönliche Feindschaft der beiden Männer, dennoch fand er, dass Robert mit seinen Rachegelüsten übertrieb; allerdings hütete er sich davor, ein Sterbenswörtchen darüber verlauten zu lassen. Stattdessen fragte er schüchtern: »Und welche Rolle soll ich dabei spielen?«
Ein spitzer Zeigefinger wies auf ihn, sodass er unwillkürlich zusammenzuckte. »Du wirst mich mit Informationen versorgen. Ich will wissen, wann und wo MacLaughlin auftaucht und was er treibt … falls er wieder aufgetaucht ist.«
»Aber wie soll das vonstatten gehen? Ich bin an der Grenze zu Schottland stationiert, wie dir wohl nicht entgangen sein dürfte.«
Milford winkte ungeduldig ab. »In deiner Garnison wird es genug Männer geben, die in den Highlands gedient haben. Zufällig weiß ich, dass einige Soldaten von Ruthven in derselben Einheit wie du stationiert sind.« Er achtete nicht auf Allisons unglückliche Miene, sondern fuhr unbeirrt fort: »Ich erwarte einmal wöchentlich einen Brief von dir, in dem du alles berichtest, was du herausgefunden hast … und falls ich nicht mehr nach Schottland versetzt werden sollte, werde ich mich wieder als Zivilist in die Highlands schmuggeln. Ich will MacLaughlin töten, selbst wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tun werde. Hast du mich verstanden?«
Mechanisch nickte James, er wagte nichts mehr einzuwenden, obwohl er wusste, dass er sich verdächtig machen würde, wenn er seine Kameraden allzu häufig nach dem Sohn des großen Dòmhnall fragte.
»Nächsten Monat melde ich mich bei meiner Einheit. Bis dahin muss ich wissen, ob MacLaughlin wieder aufgetaucht ist.«
Wieder nickte Allison, doch diesmal weniger verzagt. Er würde Robert jede Woche schreiben, dass niemand seinen Rivalen gesehen hatte – der Hauptmann konnte ihm schwerlich das Gegenteil beweisen.
Sechs Wochen waren seit Ewans Rückkehr vergangen, Darlas Bäuchlein begann sich zu runden und auch Màiri sah man allmählich an, dass sie in der Hoffnung war.
Darla klagte oft über Übelkeit, sodass ihre Schwester sie oft ihrer Pflichten enthob. So auch an diesem grauen Wintertag, an dem sie sich wie gewöhnlich mit Joan und Marion in ihrer gemütlich warmen Kammer aufhielt.
Joan und Màiri waren eifrig damit beschäftigt, gebleichten Leinenstoff für Männerhemden und Unterröcke zu weben, während Marion am Fenster saß und versuchte, eine akkurate Stickerei am Ausschnitt eines Nachthemdes anzubringen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob es Darla wirklich so schlecht geht«, sagte Màiri schmunzelnd, nachdem sich ihre Schwester zurückgezogen hatte. »Bei ihrer ersten Schwangerschaft konnte ich beobachten, dass sie – nachdem ich sie entlassen hatte – mit meinen Söhnen ausgelassen durch die Säle tobte.«
Sofort nahm Marion sie in Schutz. »Sie ist doch noch so jung, selbst fast noch ein Kind.«
»Aye, aber bald hat sie wieder ein Baby und sollte endlich erwachsen werden; versprochen hat sie dies ja schon oft genug.« Dann erzählte Màiri von ihrer eigenen Kindheit, als ihr Vater sie mit zur Jagd genommen und ihr das Reiten beigebracht hatte –
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