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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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setzte sie einen Fuß vor den anderen, als sie zum Eingang des Turms schritt, Ceanas Schmuckstück in der Hand.
    Der Broch war bei einem Feuer zerstört worden und bestand nur noch aus einer etwa vier Meter hohen Ruine. Der Mond erhellte das Innere des Brochs , was Joan ein wenig von ihrer Angst nahm. Sie versuchte, den Trümmerhaufen in einer der Ecken zu ignorieren, denn darunter lagen die winzigen Gräber jener toten Babys, die Ceana aus Barmherzigkeit an sich genommen und begraben hatte.
    Joans Herz schlug heftig, als sie sich schließlich an derselben Stelle niederließ wie bei den früheren Séancen.
    »Bitte hilf mir, meinen Mann zu finden, Ceana«, flehte Joan, dann tat sie, wie Robin ihr geheißen und wie sie letztendlich auch Kontakt zu ihrer Mutter gefunden hatte.
    Den Kopf gegen die Steinmauer gelehnt, die Augen geschlossen, nahm Joan das Amulett in beide Hände und konzentrierte sich auf Ewan, in Gedanken rief sie verzweifelt seinen Namen.
    Es blieb still, das Amulett war so tot, wie ein Schmuckstück nur sein konnte. Enttäuschung überfiel sie, wieder und wieder versuchte sie, alle Gedanken, außer die an ihren Mann, auszuschließen.
    Und plötzlich tat sich etwas: Ceanas Amulett wurde erst warm, dann fast heiß, doch Joan ließ es nicht los. Sie spürte, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand. Vor ihren geschlossenen Augen tauchten zunächst wirre, zuckende Fantasiebilder auf, die sich jedoch allmählich verflüchtigten und undeutlich raue feuchte Steinwände freigaben.
    Das Bild wurde schärfer und Joan erkannte einen dunklen Raum mit einem winzigen vergitterten Fenster. Auf dem Boden saßen zerlumpte Gestalten mit langen ungepflegten Bärten und zerrissener Kleidung. Sie unterhielten sich auf Gälisch.
    Die Stimme eines Mannes erkannte Joan – sie gehörte eindeutig Ewan. Er musste in Gefangenschaft geraten sein, aber wann und wo? Einige der Männer lachten rau, andere saßen verzweifelt oder apathisch da und schienen auf den Tod zu warten.
    Der Mann, der sich schließlich erhob, war sehr groß und breitschultrig, die Gefangenschaft schien seiner Würde nichts angetan zu haben, wie er stolz dastand und auf die anderen Männer einredete. Es war eindeutig Ewan.
    Sie konnte einige Satzfetzen verstehen – es ging um die verfluchten Rotjacken, um Durchhaltevermögen, um Zusammenhalt im Clan.
    Die anderen Männer hörten mehr oder weniger zu, ihre Gesichter spiegelten Hoffnungslosigkeit wider, Hunger und die Sehnsucht nach zu Hause. Als Ewan merkte, dass kaum einer Interesse an seiner Rede hatte, ließ auch er sich wieder auf dem strohbedeckten Steinboden nieder und starrte wie die anderen ins Nichts.
    Leise rief Joan seinen Namen, und es hatte den Anschein, dass Ewan sie hörte, denn er hob kurz den Kopf, lauschte und sank wieder in die Lethargie zurück. Noch einmal flüsterte Joan verzweifelt Ewans Namen, dabei umklammerten ihre Hände das Amulett noch fester. Doch Ewan regierte nicht mehr, das Bild verschwamm, um schließlich vollends zu erlöschen und das soeben noch heiße Amulett lag kühl in Joans Hand. Wie benommen erhob sie sich, denn ihr war klar, dass sie in dieser Nacht nichts mehr sehen würde. Ihre Füße wollten sie kaum tragen, als sie aus dem Turm wankte. Genau wie bei den früheren Séancen fühlte sie sich schwach und ausgebrannt.
    Robin fing sie auf und trug sie zu Màiri, die ein Plaid auf den Waldboden gelegt hatte und nun Joan besorgt betrachtete. Als Robin sie vorsichtig auf das Plaid gleiten ließ, starrten beide sie neugierig an »Ich konnte ihn sehen«, murmelte sie schließlich und zog sich ihren Umhang enger um die Schultern. »Ich konnte Ewan tatsächlich sehen.«
    Vorsichtig kauerte sich Robin neben sie. »Er ist am Leben? Hast du erkennen können, wo er sich befindet?«
    Auch Màiri kniete sich nun ebenfalls nieder, und ihre weiche Stimme war kaum zu hören: »Bitte sag uns die Wahrheit, Sèonag. Wir sind auf alles gefasst.«
    Nacheinander musterte Joan die beiden anderen, als würde sie sie zum ersten Mal sehen, dann sagte sie mehr zu sich selbst: »Er ist in Gefahr, in großer Gefahr.«
    »Erzähle, was du weißt, bevor wir hier noch erfrieren«, bat Robin mit eindringlicher Stimme, und erst jetzt spürte auch Joan die durchdringende nächtliche Kälte. »Wo hast du Ewan gesehen?«
    Hilflos hob Joan den Kopf. »Ich weiß es nicht, es schien eine Art Kerker zu sein. Die Männer dort sahen aus wie zerlumpte Wegelagerer – und einer von ihnen war Ewan.«
    Màiri

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