Die Heimkehr des Highlanders
umfing er sie, bedeckte ihr geliebtes Gesicht mit weichen Küssen und murmelte unentwegt gälische Liebesworte in ihr Ohr. Sein rauer Bart kratzte, doch das störte Joan nicht – nie hatte sie seine Liebkosungen mehr genossen als jetzt.
Diskret hatte sich Robin abgewandt, bis sich das Paar voneinander löste. Er reichte Ewan das Bündel und sagte: »Mir ist, als gäbe es ganz in der Nähe einen Bachlauf, an dem Ihr Euch waschen könnt.«
Lachend nahm Ewan das Bündel, seine Frau ließ er dabei nicht aus den Augen. »Hast du dich bei meinem Anblick sehr erschrocken, mo ghràidh? «
»Nein … doch, ein wenig schon.« Sie betrachtete ihn liebevoll. »Ich habe dich in einer Vision gesehen, mein Liebster, und ich erkannte dich lediglich an deiner Stimme.«
Das war für Ewan das Stichwort. Er schwang sich das Bündel über die Schultern und erklärte, zum Bach gehen zu wollen, um sich zu säubern und warf Joan einen Luftkuss zu.
Erst jetzt merkte sie, wie sehr die letzten Minuten sie mitgenommen hatten, und sie sank erschöpft auf das Moos am Wegrand, während Ewan im Dunkel des Waldes verschwand.
»Zum Glück ist er nicht völlig abgemagert«, sagte Robin und ließ sich neben Joan nieder. »Das würde seinem Vater sicherlich sofort ins Auge fallen.«
Joan nickte zustimmend.
Der Mann, der etwa eine halbe Stunde später aus dem Dickicht trat, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einem Sträfling der britischen Krone … vor Joan und Robin stand der stolze Sohn des Laird of Glenbharr. Genau so, wie Joan ihn kennengelernt hatte.
Lachend trat er näher und wies mit dem Kinn in Richtung des Waldes. »Schaut her, was ich gefunden habe!«
Der schmale edle Kopf von Ewans Wallach wurde sichtbar, auf Ewans Schnalzen hin bahnte er sich seinen Weg durch das Unterholz, dabei wieherte er leise.
»Er stand plötzlich neben mir, als ich am Bach vor mich hin sang«, sagte Ewan und klopfte dem Tier den Hals. »Er hat schon immer auf meine Stimme gehört.«
Robin und Joan wechselten einen überraschten Blick.
»Vermutlich hat Milford ihn zurückgelassen oder er ist ihm entwischt.« Fachmännisch kontrollierte Ewan Sattelzeug und den Inhalt der Satteltaschen. Der Tabak, den Ewan seinem Freund hatte mitbringen wollen und Màiris Haferplätzchen waren verschwunden, aber ansonsten schien nichts zu fehlen.
Ewan stellte sein Pferd zu den anderen, dann küsste er seine Frau. Gott im Himmel allein wusste, wie sehr er Joan begehrte, wie sehr er sich danach sehnte, mit ihr alleine sein zu dürfen. Doch vorher galt es, einige Dinge zu klären.
»Mit der Rückkehr können wir uns Zeit lassen«, bemerkte Robin. »Offiziell sind wir gerade eben erst auf Barwick Castle angekommen.«
»Aye, Vater darf nicht erfahren, wo ich in den letzten Tagen gewesen bin. Erzählt mir, was sich in der Zwischenzeit auf der Burg ereignet hat.«
Er zeigte sich erfreut über Darlas Schwangerschaft und der Annullierung von Màiris Ehe; als Joan ihm allerdings mitteilte, dass auch Mìcheal MacGannor wusste, wo sich sein Freund aufgehalten hatte, runzelte Ewan die Stirn.
»Màiri hat versichert, dass er niemandem gegenüber ein Wort verlauten lassen wird«, beruhigte Joan ihn. »Es gab keine andere Wahl, als ihn in unsere Geschichte einzuweihen.«
»Falls er und Euer Vater das nächste Mal aufeinandertreffen, weiß er, was er zu sagen hat: Ihr habt zusammen eine Woche lang gezecht und gejagt«, ergänzte Robin.
Verblüfft hob Ewan die Augenbrauen. »Und das soll mein Vater glauben?«
»Er tut es bereits.« Schmunzelnd berichtete Robin von seinem Auftrag, Ewan nach Hause zu holen. »Den ganzen Weg über sann ich darüber nach, was ich Eurem Vater sagen sollte, wenn ich ohne Euch nach Hause käme.«
Ruhig hörte sich Ewan die Schilderungen der beiden an.
»Wir sollten uns allmählich auf den Heimweg machen.« Robin machte Anstalten, sich zu erheben. Die Kälte kroch allmählich in seine Glieder und er sehnte sich nach einem ordentlichen Abendessen und einem knisternden Kamin. »Dabei könnt Ihr uns erzählen, wie es zu Eurer Zeitreise kam.«
Nur mit Mühe konnte Màiri ihre Freude unterdrücken, als sie ihren Bruder unversehrt an der Seite von Mr. Lamont und ihrer Schwägerin in den Burghof einreiten sah. Auch den Heimkehrern fiel es sichtlich schwer, so zu tun, als habe es Ewans Verschwinden in der Zeit nicht gegeben.
Darla flog ihrem Bruder entgegen und bombardierte ihn sogleich mit Fragen, ohne auf seine Antworten zu warten. »Nun staunst du, dass ich in
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