Die Heimkehr des Highlanders
entgegnete er lachend und erklärte in Stichworten, wo sich Ewan befand und was er benötigte, um sich vom zerlumpten Gesellen in ihren Mann zurückzuverwandeln.
»Und nun verhalte dich gelassen.«
»Ich komme mit dir.« Mit einer fahrigen Handbewegung strich sich Joan eine Locke aus der Stirn, in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Dòmhnall werde ich später erzählen, dass mich die Sehnsucht nach Ewan dazu getrieben hat, dich zu begleiten.«
An diese Ausrede hatte Robin bereits selbst gedacht, und so riet er Joan, auf dem schnellsten Wege alles zusammenzupacken, worum Ewan gebeten hatte.
Noch nie in ihrem Leben war Joan so schnell eine Treppe empor gelaufen wie an diesem Tag. Sie fühlte sich leicht, ihr Herz schlug heftig und am liebsten hätte sie es laut herausgeschrien. Auf dem ersten Treppenabsatz wurde jedoch ihr Sprint durch den Laird abrupt beendet.
»Wohin so eilig, nighean?«
Sie schluckte. »Ich … äh, Mr. Lamont ist noch einmal zurückgekehrt, weil er etwas vergessen hat. Und ich möchte ihn so gerne nach Barwick Castle begleiten.«
Ein skeptischer Blick traf Joan.
»Ich hatte eigentlich vorhin schon mit Mr. Lamont reiten wollen, aber Màiri und Darla benötigten meine Hilfe in der Färbekammer.«
»Soso«, grunzte der Laird. »Dann reite in Gottes Namen mit. Richte Ewan aus, dass ich ihn sprechen will, sowie er einen Fuß in die Burg gesetzt hat. Um eine Standpauke wird mein Sohn diesmal nicht herumkommen.«
Befreit lachte Joan auf, um ein Haar wäre sie Dòmhnall um den Hals gefallen, weil er sie ohne weitere Fragen ziehen ließ. In der Schlafkammer stand Joan einige Minuten unschlüssig da und wartete, bis sich ihr Pulsschlag beruhigt hatte.
Donny befand sich in der Obhut seiner Großmutter, sodass Joan ganz alleine war. Plötzlich sank sie weinend auf das Bett. Doch es waren keine bitteren Tränen, wie in den vergangenen Tagen, sondern Tränen der Erleichterung und des Glücks.
Ewan hatte es tatsächlich aus eigener Kraft geschafft, sich zu befreien und in seine Zeit zurückzukehren! Obwohl Joan darauf gehofft hatte – richtig daran geglaubt hatte sie nicht.
Nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, suchte sie in Windeseile alles zusammen, was Ewan brauchte: breacan feile , Leinenhemd, Strümpfe und Lederschuhe, Rasiermesser, Seife und ein Handtuch. Sie vergaß auch nicht Ewans sporran , den Robin in der Höhle gefunden hatte.
Joans Hände zitterten, als sie das Bündel zuschnürte, und ihr Herz jubilierte. Bald, bald würde sie ihren geliebten Mann wiedersehen, würde seine starken Arme spüren und seine heißen Küsse schmecken dürfen.
Màiri stand wieder bei Robin, der bereits Joans Pferd hatte satteln lassen. Ihre Augen glänzten vor Freude und Erleichterung, als Joan zu ihnen trat.
»Ich würde gerne mit euch reiten«, erklärte sie. »Doch das würde zu sehr auffallen, und ich möchte Darla nicht ganz alleine mit der Arbeit lassen – immerhin hat sie sich trotz ihres Zustandes freiwillig dafür gemeldet.«
Joan hätte ihre sanfte Schwägerin gerne umarmt, doch das wagte sie nicht; immerhin konnte man sie von allen Fenstern, die in den Innenhof führten, beobachten.
Mit einem Seufzer der Erleichterung, weil ihr Vater Joans Wunsch akzeptiert hatte, ging Màiri zurück an ihre Arbeit, während die beiden Reiter Glenbharr Castle verließen.
Erst als die Burg weit hinter ihnen lag, fragte Joan: »Ist … hat sich Ewan verändert?« Diese Frage hatte ihr seit dem Zeitpunkt auf den Lippen gebrannt, seit sie von Ewans Rückkehr wusste. »Er muss Schlimmes erlebt haben.«
Robin hob die Schultern, aus Rücksicht auf Joan zügelte er sein Pferd, denn er wusste, dass sie keine erfahrene Reiterin war. »Ich weiß es nicht, er machte jedenfalls nicht den Eindruck. Aber das kann täuschen; wenn er zur Ruhe gekommen ist, werden die Erinnerungen zurückkehren und ihm mächtig Kopfschmerzen bereiten.«
»Wie weit ist es denn noch?« Nun hatte Joan so lange auf Ewan gewartet, dass ihr die letzten Minuten bis zum Wiedersehen unerträglich wurden. Robins Versicherung, dass sie bald die Stelle im Wald erreicht hatte, wo sich Ewan versteckt hielt, beruhigte sie keineswegs.
Und plötzlich stand er vor ihr, war aus dem Unterholz gesprungen, als er das Herannahen der beiden Reiter hörte. Für den Bruchteil einer Sekunde war Joan zu geschockt, um etwas sagen zu können, dann glitt sie vom Pferd, eilte auf Ewan zu und sank ihm lachend und gleichzeitig weinend in die Arme.
Fest
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