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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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Gelassenheit. “Habt Ihr auch einen Beweis für diese Anschuldigung? Für diesen Makel im Ansehen Eurer Cousine?”
    Percival blinzelte verwirrt. “Ich sah doch, wie sie nachts in Eure Kammer schlüpfte.”
    “Wäre das wahr – warum habt Ihr sie dann nicht aufgehalten? Warum sie nicht gefragt, was sie da trieb?”
    Schweißtropfen erschienen auf Percivals Stirn.
    “Vielleicht deshalb nicht, weil sie gar nicht in mein Gemach kam. Weder des Nachts noch sonst irgendwann.”
    “Sie wird meine Worte bezeugen!”, beharrte Percival nachdrücklich.
    “Seid Ihr Euch da so sicher?”
    Furcht, Zweifel, Entsetzen – all das machte sich nun auf Percivals Zügen breit. “Natürlich wird sie das”, stammelte er, um dann seine schmächtigen Schultern zu straffen. “Ihr wisst ja selbst, dass es der Wahrheit entspricht. Seid Ihr ein Ehrenmann, so werdet Ihr sie heiraten.”
    “Das kann er nicht!”, verkündete Joscelind aufgebracht. “Ich bin diejenige, von der alle Welt weiß, dass sie in seinem Bett war. Er muss mich nun zur Frau nehmen. Meine Familienehre …”
    “Unsere Familienehre hättest du besser beachtet, bevor du dich aufführtest wie eine Dirne!”, polterte ihr Vater. “Dennoch – du wirst mit diesem Ritter vermählt!”
    Joscelind wies mit dem Finger auf Nicholas. “Er hat mich verführt. Er versprach mir, er werde mich heiraten! Dass ich die Frau seiner Wahl sei. Warum warten bis zum Erntefest, sagte er.”
    “Das ist nicht wahr!”, widersprach Nicholas. “Ich habe nie und nimmer den Versuch unternommen, Eure Tochter zu verführen, Mylord. Und selbst wenn, so würde sie doch nie die Frau meiner Wahl.”
    Mit einem Mal wirkte Percival nicht mehr ganz so erzürnt. “Weil Ihr Eleanor nehmt, nicht wahr?”, wollte er wissen, sichtbar nahe am Rande der Verzweiflung.
    “Einen Teufel wird er tun”, dröhnte Lord Chesleigh. Er rückte so nah an Nicholas heran, dass sich die Nasen der beiden Männer beinahe berührten. “Einerlei, ob Ihr meiner Tochter die Unschuld raubtet oder nicht – Ihr werdet das Mädchen heiraten! Denn sonst werde ich dafür sorgen, dass Ihr diese treffliche Burg, die Ihr Euch bautet, verliert und mit ihr alles, was dazugehört – Reichtum, Einfluss, die Soldaten unter Eurem Befehl. Degradieren lasse ich Euch, dann seid Ihr nichts weiter als ein gemeiner Söldner! Ihr wisst, dass es in meiner Macht steht.”
    “Er kann Eure Tochter nicht heiraten!”, protestierte Percival. “Er muss Eleanor zur Gemahlin nehmen. Möglicherweise ist sie schwanger.”
    Plötzliches Schweigen legte sich über die Szene. Alle starrten Percival an, als sei der auf einmal grün geworden. Nicholas wusste nicht recht, ob er dem Schönling glauben sollte oder nicht. Wenn er aber die Wahrheit sprach – wessen Kind würde es sein?
    Den Blick auf den vor ihm stehenden eitlen Gockel gerichtet und eingedenk der Drohungen, welche dieser ausgestoßen hatte, schwante ihm Furchtbares. “Eleanor war nie meine Geliebte”, wiederholte er kalt. “Falls das Kind seinem Vater ähnelt – müsste es dann nicht aussehen wie Ihr?”
    “Ich habe sie niemals angefasst.”
    “So?”
    “Nie! Ich hielt sie für die Frau, welche Euch beiwohnt. Wenn sie’s indes nicht war …” Seine Augen weiteten sich plötzlich, der Mund blieb ihm offen stehen. “Diese Schottin war’s. Ja! Diese Riona!”
    “Erwähnte da jemand meine Nichte?” Genau in diesem Moment äugte Fergus Mac Gordon um den Türpfosten. Angesichts des aufgebrachten Lord Chesleighs, eines ebenso aufgeregten Sir Percivals, einer nur notdürftig bekleideten Lady Joscelind sowie eines sich mühsam beherrschenden Burgherrn runzelte er verwirrt die Stirn. Dann wandelte sich seine Miene. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck von Erschrecken, Bestürzung und Enttäuschung.
    Mit einem Mal fühlte Nicholas sich genau wie der Spitzbube, für welchen die anwesenden Männer ihn hielten, wenn auch aus einem anderen Grund. Mochte er noch so einsam und unglücklich gewesen sein, mochte Riona ihn auch noch so glücklich gemacht haben: gegen den freundlichen kleinen Mann und seine Nichte hatte er sich zutiefst versündigt. Er hatte Riona behandelt wie seine Buhle, wie eine, die für nichts weiter taugt als für einige Nächte flüchtiger Wollust in seinem Bett. Dabei hatte sie Besseres verdient, viel Besseres!
    Krank vor Reue, verfluchte er sich wegen seines törichten, habgierigen, ehrgeizigen Planes, seiner Eitelkeit und seines Hochmutes. Wegen all des Unheils,
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