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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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verließ das Podest. In Wahrheit war er froh, für eine Weile seinen Gästen entrinnen zu können. Auch für ihn war es neu, so viele Menschen von Adel um sich zu haben, welche nicht gleichzeitig ausgebildete Kämpfer waren, ob nun für den Kriegsfall oder fürs Turnier. Diese hochrangigen Männer gehörten zu jenen, die vor dem Erwerb seines Schlosses Hohn und Spott über ihn ausgegossen hatten. Eine Ausnahme bildete möglicherweise der junge Audric, der anscheinend ein ruhiger, bescheidener Vertreter seines Standes war.
    Während Nicholas sich zwischen den Tischen hindurchwand und sich seinen Weg durch schwüle Parfümwolken bahnte, nickte er seinen Gästen wohlwollend zu. Was immer er auch persönlich von ihnen halten mochte – bei allen handelte es sich um mächtige und einflussreiche Leute. Er konnte sich nicht erlauben, es sich mit ihnen zu verderben, aber bei Lord Chesleigh wäre ihm genau das um ein Haar passiert. Eigentlich hätte er so vernünftig sein müssen, bei der Stallmauer zu verharren, statt sich von einem braunäugigen, auf einem klapprigen Karren hockenden Frauenzimmer aus der Reserve locken zu lassen.
    Der redselige schottische Ritter saß ganz hinten im Saal und damit an einem Platz, der ihm, war er nicht allzu schwer von Begriff, im Grunde schon andeuten musste, dass seine Nichte wohl kaum in Nicholas’ Gunst stehen würde.
    Wo steckte sie überhaupt?
    Vielleicht war sie erschöpft von der Reise.
Oder davon, dass sie dir vor aller Augen den Kopf gewaschen hat!
    Im Grunde hätte er darüber fuchsteufelswild sein müssen, und anfangs freilich hatten ihre Worte ihn auch zutiefst empört. Der Zorn war ihm jedoch zunehmend vergangen, als sie ihm mit jenem lebhaften, trotzig flammenden Blick gegenübertrat und ihn nicht mit Befangenheit und Unterwürfigkeit ansprach, sondern so, als komme sie ihm gleich an Stolz, wenn nicht in anderen Dingen auch. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihren Kopf auf eine majestätische Weise hielt, die einer Königin gut angestanden hätte, und dass sie in ihrem schlichten Kleid weit edler wirkte als all die hochwohlgeborenen Ladys mit ihren erlesenen Gewändern und kostbarem Geschmeide.
    Jammerschade nur, dass ihre Familie arm und unbedeutend war, denn sehr wahrscheinlich hätte sich ein Werben um sie durchaus gelohnt!
    Vor seinem Palas angelangt, atmete Nicholas tief die frische Luft ein, in welcher ein leicht rauchiger Geruch lag, hervorgerufen von den Freudenfeuern, welche anlässlich der Sommersonnenwende brannten. Der Burghof lag zu weit vom Dorfe entfernt, als dass auch der Lärm der Feiernden bis hierher dringen konnte. Vermutlich ging es dort bei Tanz und Spiel lustig zu – weit fröhlicher und ausgelassener als bei jenen, die gerade in seinem Burgsaal tafelten. Seine Gäste indes waren nicht miteinander befreundet und einander auch kaum bekannt. Was war unter diesen Umständen mehr zu erwarten?
    Er ging an der Küche vorbei und blickte über den Zaun in den Burggarten hinein. Dieser war von recht beträchtlicher Größe und erfüllte im Allgemeinen die Bedürfnisse seines Burghaushalts. Ein Apfelbaum am Ende der Blüte hielt gleichsam in der Gartenmitte Wacht, so wie auch Nicholas Schutzherr war über die Menschen auf seinem Lehen, die er beschirmte wie früher seine Geschwister.
    Plötzlich erblickte er unter dem Baume eine Person – eine Frauengestalt, die auf einem umgestülpten Eimer saß. Es war Lady Riona. Sie schaute durchs Geäst zum Firmament empor, als suche sie himmlischen Beistand.
    Warum hielt sie sich allein im Garten auf? Neugierig öffnete er das Tor und trat hindurch. Blitzschnell fuhr sie herum, sprang im gleichen Moment auf und stieß einen Warnruf aus.
    Mit angehaltenem Atem zog er sofort sein Schwert aus der Scheide und nahm geduckte Verteidigungsstellung ein, um den möglichen Angreifern entgegenzutreten.
    Von denen allerdings nichts zu sehen war, wie er erkannte, als er auf dem Absatz herumwirbelte und zuerst in die eine, dann in die andere Richtung schaute.
    Nun auch vor Zorn in Wallung geraten, funkelte er die junge Dame erbost an, senkte dann seine Klinge und fragte: “Warum habt ihr geschrien?”
    Sie starrte freimütig zurück. “Ihr wart kurz davor, den Rosmarin zu zertreten!”
    Den Rosmarin?
    Er sah hinunter auf die Beete zu seinen Füßen, hob dann ungehalten den Blick und sah Riona unverwandt an. “In Schlachten und Turnieren bin ich Warnrufe gewohnt – aber weil mir Blessuren oder gar Tod drohen, nicht weil ich eine

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